Trotz allem wichtig Wenn Kroatien an Neujahr die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt, rückt der Balkan verstärkt in den Fokus.
Geschrieben am 27-12-2019 |   
 
 Regensburg (ots) - EU-Ratspräsidentschaften stehen seit langem in dem Ruf,  
bestenfalls die Bühne für Sonntagsreden und Staatenmarketing zu bieten. Und das  
geht so: Für ein halbes Jahr übernimmt ein Mitgliedsland den Vorsitz im Rat der  
Europäischen Union und darf in diesen sechs Monaten besonders laut sagen, was  
man sich denn, nur zum Beispiel, in Irland, Slowenien oder Portugal für eine EU  
wünscht. Zugleich präsentiert sich das Präsidentschaftsland in Brüssel und macht 
Werbung in eigener Sache. Durch den Vertrag von Lissabon, mit dem 2009 das Amt  
eines ständigen Vorsitzenden im Rat der Staats- und Regierungschefs eingeführt  
wurde, ist das Trauerspiel noch trauriger geworden. Der Einfluss der wechselnden 
nationalen Präsidentschaften, die seither vor allem die Arbeit der Ministerräte  
koordinieren, schwindet immer weiter dahin. Die wahre Macht in der EU liegt bei  
der Kommission, dem Parlament und zuallererst bei den Staats- und  
Regierungschefs beziehungsweise bei ihren "Sherpas", den diplomatischen Helfern, 
die im Hintergrund die Fäden ziehen. Und dennoch: Wenn Kroatien am Neujahrstag  
zum ersten Mal in der Geschichte der Europäischen Union die Ratspräsidentschaft  
übernimmt, dann ist das ein bedeutsames Ereignis. Die Menschen im Land empfinden 
die Übernahme der größtenteils repräsentativen und organisatorischen Aufgaben  
als Auszeichnung, ja als "Krönung unseres europäischen Weges", wie es Premier  
Andrej Plenkovic formuliert und damit vielen seiner Landsleute aus der Seele  
gesprochen hat. Das wiederum strahlt aus, vor allem in die Balkanregion hinein,  
wo mit Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und  
Serbien aktuell sechs Staaten auf einen Beitritt zur EU hoffen. In Brüssel  
könnte man es gern ein bisschen stärker würdigen, dass es da eine Region in  
Europa gibt, in der die Europäische Union überhaupt noch Strahlkraft besitzt.  
Erst recht aber sollte sich der französische Präsident Emmanuel Macron einmal  
etwas genauer ansehen, wie begeistert die Kroaten ans Präsidentschaftswerk  
gehen. Vielleicht überdenkt er dann ja noch einmal sein Veto gegen die  
Balkan-Erweiterung. Das wäre in jeder Hinsicht wünschenswert. Man braucht nur  
einen Blick ins Geschichtsbuch zu werfen. Die Zahl der historischen Balkankriege 
ist Legion, und das damit verbundene Leid ist nicht zu ermessen. Mit dem  
Attentat von Sarajevo und der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien  
begann der Erste Weltkrieg. Und mit den Jugoslawienkriegen der 90er-Jahre des  
20. Jahrhunderts hatte das Ende der Ost-West-Konfrontation in Europa sein  
blutigstes und bitterstes Nachspiel. Auch ein Blick auf eine aktuelle Landkarte  
kann nicht schaden. Geopolitisch betrachtet ist der Balkan, diese  
Übergangsregion zu Afrika und Asien, von eminent wichtiger Bedeutung für die  
Zukunft Europas, zumal Russland und die Türkei bereitstehen, um die EU, sollte  
sie ihre Trümpfe nicht ausspielen, in der Region auszustechen. Macrons Veto, das 
vor allem innenpolitische, im Kern populistische Motive hat, zeugt deshalb von  
historischer und geopolitischer Blindheit. Doch wer weiß? Vielleicht gelingt es  
den Kroaten im kommenden halben Jahr ihrer Ratspräsidentschaft ja, Macron und  
einigen anderen Erweiterungsskeptikern in Europa die Augen zu öffnen. Wenn sie  
es klug anstellen, begreift der französische Staatschef vielleicht, was es  
bedeutet, dass sich ausgerechnet die Kroaten für einen EU-Beitritt Serbiens  
stark machen. Und wenn irgendwann auch noch das Kosovo und Bosnien-Herzegowina  
den Weg in die Europäische Union finden, dann könnte das einen Versöhnungsweg  
vorzeichnen, wie ihn Deutsche und Franzosen nach dem Zweiten Weltkrieg  
beschritten haben. Besser und wichtiger ginge es kaum. 
 
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