| | | Geschrieben am 15-09-2019 Mittelbayerische Zeitung: Berechnend und dominant/Algorithmen verändern nicht die Zukunft, sondern sie beherrschen bereits unsere Gegenwart.  Von Christine Strasser
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 Regensburg (ots) - Bilanzen, Handelskonflikte, Aktienkurse oder
 eine Zinsentscheidung wie die der EZB vergangene Woche - was prägt
 unsere Wirtschaft? Nach welchen Logiken funktioniert das
 Wirtschaftssystem? Kluge Köpfe denken wirtschaftliche und soziale
 Entwicklung zusammen. Auf der Frankfurter Buchmesse wird man auf
 solche Denker stoßen. Denn dort wird das beste Wirtschaftsbuch des
 Jahres mit dem Deutschen Wirtschaftsbuchpreis ausgezeichnet. Verdient
 hätten diesen Preis Jörg Dräger und Ralph Müller-Eiselt, die mit "Wir
 und die intelligenten Maschinen" zu den Finalisten gehören. Sie
 beschreiben die "algorithmische Gesellschaft" - nicht in der Zukunft,
 sondern in der Gegenwart. Längst sollte über eine Art neuen
 Gesellschaftsvertrag im Zeitalter der künstlichen Intelligenz
 gestritten werden. Aber die allzu oft lahmende Digitalrepublik
 Deutschland hinkt nicht nur beim Glasfaserausbau, sondern auch bei
 der Debatte über soziale Folgen und Gestaltungsfragen beim Megathema
 KI hinterher. Laut einer Bertelsmann-Umfrage, die Dräger und
 Müller-Eiselt zitieren, weiß nur ein Zehntel der Deutschen, wie
 Algorithmen in etwa funktionieren. Dabei durchdringen sie unser
 Leben. In Teilen Berlins werden etwa Grundschulplätze seit einigen
 Jahren algorithmengestützt vergeben. Es gibt Fälle, da wird die
 Datenanalyse zu einem Vorteil für die Gesellschaft. Man denke an
 Kriminalitätsprognosen, bei denen anhand von Daten über Bebauung,
 Demografie, Wetter und Verkehrslage die Wahrscheinlichkeit für
 Einbrüche berechnet werden kann. Aber Künstliche Intelligenz steckt
 auch voller Tücken. Die Mathematikerin Cathy O'Neil macht sich schon
 länger Gedanken über "Mathezerstörungswaffen". Damit ist nicht
 gemeint, dass Algorithmen die Mathematik zerstören, sondern sie
 benutzen sie. Sie durchforsten riesige Datenmengen auf der Suche nach
 Mustern, auf die sie Vorhersagen gründen: da-rüber, ob ein Bankkunde
 einen Kredit zurückzahlen wird, ob ein Bewerber für einen Job
 geeignet ist oder wie Arbeitskräfte am wirkungsvollsten eingesetzt
 werden können. Algorithmen stellen gefühllos Berechnungen an. Für sie
 spricht, dass sie, wenn sie gut programmiert sind, zu ehrlichen
 Ergebnissen kommen. Zahlen lügen nicht, sagt man. Andererseits sind
 Algorithmen einfach nur berechnend, stets auf ein Ziel bedacht, das
 oft genug darin besteht, menschliche Fehler zu erkennen. Geschähe das
 auf transparente Art, wäre das wohl noch hinnehmbar, aber oft bleiben
 die Berechnungen für den Betroffenen verborgen. In den USA gibt es
 beispielsweise bereits Unternehmen, die Fotos von Bewerbern
 analysieren lassen. Angeblich lassen sich so Wahrscheinlichkeiten für
 Krankheiten berechnen. Bei einer Jobabsage erfährt der Bewerber aber
 nicht, dass das der Grund für sein Scheitern war. Sein Leben wird von
 einem Algorithmus gelenkt, ohne dass er das überhaupt weiß. Menschen
 weichen im Denken und Handeln ständig von der vollständigen Vernunft
 ab. Viele Algorithmen, denen wir online begegnen, setzen da an. Es
 geht darum, Dinge zu vermarkten und zu verkaufen. Greift der Käufer
 zu, weil er entschieden hat, dass er das angebotene Produkt braucht?
 Viele Entwickler stecken ihre Energie jedenfalls gerade nicht in die
 Lösung von Menschheitsproblemen, sondern vor allem in die
 Programmierung solcher Anwendungen, die menschliche Schwachstellen
 ausnutzen. Ausgefeilte Verkaufsstrategien sind kein neues Phänomen.
 Genauso wenig wie Automatisierung. Insbesondere sie wird in ihren
 aggressiven Ausprägungen durch Künstliche Intelligenz verstärkt. Das
 birgt sozialen Sprengstoff. Eine beträchtliche Anzahl von Menschen
 leitet ihren Selbstwert von ihrer Arbeit ab. In den meisten
 Industrieländern ist eine Kehrseite der KI zu spüren: die
 Aufspreizung in hoch bezahlte Jobs und in immer mehr schlecht
 bezahlte. Diese Entwicklung wird nicht erst kommen, sie läuft bereit
 ab. Um mit Algorithmen umzugehen, muss man sich klarmachen: Es geht
 nicht um eine düstere Zukunftsvision, sondern um die Realität.
 
 
 
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 Mittelbayerische Zeitung
 Redaktion
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