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12. Europäischer Mediengipfel in Lech: Europäischer Abend - Brexit am Morgen

Geschrieben am 01-12-2018

Lech am Arlberg (ots) - Mit einem Locationwechsel von Lech nach St. Christoph
ins 'arlberg1800' am Freitagabend wurde beim 12. Mediengipfel auch ein neuer
Themenschwerpunkt gesetzt.

Sowohl die Eröffnungsrede von Sonja Ledl-Rossmann (Präsidentin des Tiroler
Landtages) als auch die darauffolgenden Diskussionsrunden widmeten sich dem
Generalthema Europa. Am Samstagmorgen gab Edward Snowdens Anwalt Robert Tibbo
Einblicke, wie "Helfer zu Gejagten" werden. Abschließend wurde der Brexit mit
seinen Folgen diskutiert.

Bei der ersten Podiumsdiskussion am Freitagabend gingen Sonja Ledl-Rossmann,
Markus Wallner (Landeshauptmann von Vorarlberg), Arno Kompatscher
(Landeshauptmann von Südtirol) und Esther Mitterstieler (Chefredakteurin von
'News') der Frage nach "Was bleibt vom österreichischen EU-Vorsitz". Das
eigentliche Thema rückte im Zuge des Gesprächs jedoch schnell in den
Hintergrund. Es herrschte Einigkeit auf der Bühne - in sechs Monaten
Ratsvorsitz könne nicht viel Dauerhaftes geschaffen werden. "Eine
EU-Ratspräsidentschaft wird überschätzt", brachte es Mitterstieler auf den
Punkt. Landeshauptmann Wallner zollte seinen Parteikollegen in der
Bundespolitik dennoch Respekt im Hinblick auf die Brexit-Verhandlungen. In der
Diskussion um die künftige Ausgestaltung Europas sprach sich Wallner für eine
stärker subsidiäre Aufgabenverteilung aus: "Mit einer Aufwertung der regionalen
Ebene ließe sich verloren gegangenes Vertrauen in die EU und ihre Institutionen
zurückgewinnen und ein Mehr an Bürgernähe erreichen", stellte der
Landeshauptmann klar. Die Regionen könnten so zum Schrittmacher der
europäischen Integration werden, so Wallner. Die Gesprächsteilnehmer griffen
den Kern der einführenden Worte von Ledl-Rossmann auf: "Regionale Vielfalt,
nationale Egoismen und europäische Einheit" bestimmten schließlich die
Diskussion. Der Tenor der regionalen politischen Vertreter lautete hier:
Regionale Politik ist der Weg, um der Verdrossenheit gegenüber der EU
entgegenzuwirken. Dabei müsse insbesondere die Jugend angesprochen werden.

Seine Ansichten zur Lage Europas offenbarte im Anschluss der österreichische
Autor Robert Menasse im Gespräch mit Eva Linsinger (Leiterin des Innenressorts
beim 'Profil'). Die Wurzel der Probleme sieht der Schriftsteller vor allem in
nationalen Egoismen: "Es ist ein Ding der Logik, dass alle Herausforderungen,
vor denen wir stehen, transnational sind. Das schaue ich mir an, wie Strache
die Erderwärmung in Österreich abschaltet." In der EU seien vor dem Recht nicht
alle gleich. Eine Lösung dafür sieht Menasse in der Schaffung einer
Europäischen Republik: "Wir müssen in Europa Gleichheit vor dem Recht
herstellen. Der Begriff Europäische Republik bedeutet nichts anderes als diesen
gemeinsamen Rechtsrahmen herzustellen." Auf die Frage, wo er die EU in zehn
Jahren sehe, antwortete Menasse: "Ich bin kein Hellseher. Ich sehe nur, was ist
- und im Moment gibt es keinen Politiker, der die Vision hat.

Zum Tagesabschluss am Freitag gab es eine Podiumsdiskussion, moderiert von
Gerold Riedmann (VN-Chefredakteur). Es diskutierte Karoline Edtstadler
(Staatssekretärin im Bundesministerium für Inneres) mit Julian Reichelt
(Vorsitzender der 'Bild'-Chefredaktionen) und Meret Baumann
('NZZ'-Korrespondentin in Wien) über das Thema "Österreich und Europa".
Ausgangspunkt der Diskussion war ein vorher aufgezeichnetes Video-Interview mit
Bundeskanzler Sebastian Kurz. Dieser gab mit Äußerungen zum Brexit und dem
UN-Migrationspakt die Marschroute des Abends vor. Einige Staaten würden den
Pakt absegnen, die "nicht im Traum daran denken, alles umzusetzen", so Kurz.
Das anschließende Podiumsgespräch wurde größtenteils von der Migrationsfrage
dominiert. Meret Baumann konstatierte, dass Österreich als "erstes vernünftiges
Land" die Debatte um den Migrationspakt angestoßen habe, während Julian
Reichelt eine unzureichende öffentliche Debatte monierte. Das Motto würde oft
lauten: "Bitte gehen sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen", so Reichelt.

Den Einstieg am Samstagmorgen machte Robert Tibbo, der Anwalt von Edward
Snowden. Im Standard Talk mit Rainer Schüller (Stv. Chefredakteur 'Der
Standard') und Steffen Arora (Tirol-Korrespondent 'Der Standard') waren auch
die 'Snowden Refugees' Thema - jene Personen, die Snowden bei seiner Flucht
halfen und dadurch selbst zu Flüchtlingen wurden. "Die 'Snowden Refugees' haben
etwas Außergewöhnliches gemacht. Sie haben für Edward Snowden und für jeden
hier gekämpft. An sie wird man sich in dreißig Jahren noch erinnern, genauso
wie an Edward Snowden selbst", so Tibbo. Dabei betonte er auch, wie wichtig
investigativer Journalismus für Fälle wie dieser ist: "Ohne Journalisten würde
niemand wissen, was los ist. Journalisten sind die ultimativen Whistleblower
von außen." Zum Abschluss des Gesprächs wurde Tibbo ein Scheck über 10.000
US-Dollar für die 'Snowden Refugees' von Peter Mirski vom Management Center
Innsbruck übergeben.

"Wie europäisch bleiben die Briten und wieviel Großbritannien braucht Europa?"
- diese Frage analysierte zum Abschluss Moderator Markus Spillmann
(Medienmanager, Journalist und Berater) mit Sebastian Borger (deutscher
Journalist, Autor und freier London Korrespondent), Birgit Schwarz (ORF
Korrespondentin in Berlin), Oliver Washington (Korrespondent des SRF in
Brüssel) und Othmar Karas (Mitglied des Europäischen Parlaments). Dabei hielten
die Diskussionsteilnehmer einen sogenannten 'harten Brexit' für nicht
ausgeschlossen. "Man bereitet sich für einen harten Brexit vor," so Schwarz.
Mit dem Brexit "verlieren wir alle", ergänzt Karas. "Wir machen es uns zu
einfach, wenn wir sagen, der Brexit ist nur eine Sache von Großbritannien",
führt er weiter aus. Er sieht den Brexit allerdings auch als Chance,
nationalistischen Strömungen in Europa entgegenzuwirken. Auch der Frage, woher
die britische Distanz komme, wurde nachgegangen. "Die Briten haben das
europäische Projekt nie als politisches Projekt, sondern als Freihandelsprojekt
gesehen", wusste Schwarz. "Es gibt eine britische Geschichts-Sicht, die
Großbritannien vom Rest des Kontinents losgekoppelt sieht", ergänzte Borger und
bemerkte final: "Den Chaos-Brexit halte ich für ausgeschlossen."

Über den Europäischen Mediengipfel

Seit dem Gründungsjahr 2007 bildet der Europäische Mediengipfel in Lech am
Arlberg einen außergewöhnlichen Rahmen für Diskussionen, in denen ungefilterte
Einblicke und fundierte Ausblicke in die anhaltend turbulente Welt der Medien,
die europäische Politik und die wirtschaftlichen wie gesellschaftspolitischen
Zusammenhänge der europäischen Lebensrealität geboten werden. Der unter der
Schirmherrschaft des österreichischen Außenministeriums stehende Europäische
Mediengipfel - von der Kommunikationsagentur ProMedia Kommunikation initiiert
und seither federführend mit Lech Zürs Tourismus GmbH und dem Verband der
Auslandspresse in Wien organisiert - wird von der Gemeinde Lech und dem Land
Vorarlberg, dem Presseclub Concordia sowie von der D. Swarovski Tourism Services
GmbH, der BTV - Bank für Tirol und Vorarlberg und BMW unterstützt. Weitere
Partner sind das Land Tirol, das Verbindungsbüro des Europäischen Parlaments in
Österreich und die Tirol Werbung. Als Medienpartner der Veranstaltung fungieren
Der Standard, die APA - Austria Presse Agentur, das Handelsblatt, die Tiroler
Tageszeitung sowie die Vorarlberger Nachrichten.

Kontakt:
Katja Wirth
Lech-Zürs Tourismus
Dorf 2
6764 Lech am Arlberg
t: +43 5583 2161 227
f: +43 5583 3155
www.lech-zuers.at
katja.wirth@lech-zuers.at

Original-Content von: ProMedia Kommunikation GmbH, übermittelt durch news aktuell


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