| | | Geschrieben am 18-07-2018 WDR-Recherche: Hersteller- und Brennelemente-Lieferant "Framatome" an jüngstem Gutachten zu Doel und Tihange beteiligt
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 Köln (ots) -
 
 Sperrfrist: 18.07.2018 05:00
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 Nach Recherchen des WDR waren zwei Mitarbeiter des Atomkonzerns
 Framatome (ehemals AREVA) an der Ausarbeitung des jüngsten Gutachtens
 der Reaktor-Sicherheitskommission (RSK) zu den Reaktoren Doel-3 und
 Tihange-2 beteiligt. Einer von ihnen ist der Leiter der deutschen
 Niederlassung von Framatome in Erlangen. Beide sind Mitglieder jenes
 Fachausschusses der RSK, der die Stellungnahme ausgearbeitet hat.
 
 Die Reaktor-Sicherheitskommission ist das wichtigste
 Beratungsgremium der Bundesregierung in Sachen Atomkraft. Die in der
 vergangenen Woche veröffentlichte Stellungnahme zu den belgischen
 Reaktoren kommt zu dem Ergebnis, dass Tihange-2 und Doel-3 trotz
 zahlreicher Risse in den Druckbehältern weitgehend unbedenklich sind.
 
 Framatome war seinerzeit am Bau der Kraftwerksblöcke beteiligt.
 Bis heute bestehen enge geschäftliche Kontakte zum Betreiber der
 belgischen Atomkraftwerke. So liefert die Framatome-Tochter in Lingen
 seit Jahren Brennelemente nach Belgien. Die Niederlassung in Erlangen
 hat erst kürzlich einen Millionenauftrag zur Erneuerung der
 Sicherheitsleittechnik des AKW Doel erhalten. Über den Mutterkonzern
 EDF ist Framatome zudem Miteigentümer der umstrittenen Reaktoren
 Tihange-2 und Doel-3.
 
 Die Satzung der RSK sieht vor, dass einzelne Mitglieder bei einer
 möglichen Befangenheit von den Beratungen ausgeschlossen werden
 können. Der RSK-Vorsitzende, Rudolf Wieland, sieht keine Gründe für
 einen solchen Ausschluss. "Ich sehe diesen Anlass nur dann, wenn die
 so eingebunden sind, dass sie in dem Thema auch bei ihrem Arbeitgeber
 irgendwie mit diesem Thema involviert sind. Wenn das nicht der Fall
 ist, sehe ich da auch keinen Anlass", erklärt Wieland im WDR.
 
 Das Bundesumweltministerium, dem die RSK unterstellt ist, stellt
 sich hinter den Chef der Kommission. "Anhaltspunkte für eine
 Befangenheit bestanden und bestehen in diesem Fall nicht", schreibt
 das Ministerium auf Anfrage des WDR. Es bestehe daher auch "kein
 Anlass für eine Neubewertung der Stellungnahme der
 Reaktor-Sicherheitskommission."
 
 Die Firma Framatome antwortete auf Fragen des WDR nach der
 Beteiligung ihrer Mitarbeiter an dem Gutachten und einer möglichen
 Befangenheit mit der Feststellung: "Die Framatome GmbH stellt einen
 wesentlichen Teil der kerntechnischen Kompetenzen in Deutschland."
 
 Oliver Krischer, Bundestagsabgeordneter aus der Region und
 stellvertretender Fraktions-Chef der Grünen, reagiert empört auf die
 Beteiligung von Framatome-Mitarbeitern an dem RSK-Gutachten. "Es kann
 doch nicht sein, dass Personen die Sicherheit von Atomkraftwerken
 beurteilen, die von dem Weiterbetrieb der Anlage in irgendeiner Weise
 profitieren", erklärt Krischer im WDR.
 
 Kritik an der RSK und ihrem jüngsten Gutachten kommt auch aus
 Baden-Württemberg. Der Chef der Atomaufsicht des Landes, Gerrit
 Niehaus, wirft dem Vorsitzenden der RSK in einer Mail schwere
 methodische Fehler vor. "Von einem hochrangigen Expertengremium, das
 nach seinem Selbstverständnis das Bundesumweltministerium nach dem
 Stand von Wissenschaft und Technik zur Schadens- und Risikovorsorge
 berät, ist mehr zu erwarten, als eine ingenieurtechnische Abarbeitung
 vorgelegter Untersuchungen", heißt es in dem zweiseitigen Schreiben,
 das dem WDR vorliegt. Niehaus kommt zu dem Schluss: "Das Risiko eines
 katastrophalen Unfalls ist nicht mit der Sicherheit ausgeschlossen,
 die Recht und Gesetz verlangen." Da die RSK selbst mehrfach von
 "offenen Fragen" spreche, sei dem Gutachten "keinesfalls zu
 entnehmen, es bestünden keine sicherheitstechnischen Bedenken", so
 Niehaus. "Zu einer Bestätigung der sicherheitstechnischen
 Unbedenklichkeit der in Tihange und Doel festgestellten
 Wasserstoff-Flocken-Risse ist die RSK also nicht gekommen", heißt es
 weiter in dem Schreiben.
 
 In seinem Brief kritisiert der Stuttgarter Atomaufseher auch das
 Auftreten von Rudolf Wieland im Zusammenhang mit der Veröffentlichung
 des Gutachtens. Der RSK-Vorsitzende hatte in einem Zeitungsinterview
 den Kritikern der belgischen Atomkraftwerke fehlendes Fachwissen und
 Panikmache vorgeworfen.
 
 Niehaus, der mehr als zehn Jahre in der Atomaufsicht des
 Bundesumweltministeriums tätig war, fordert eine Überarbeitung der
 jüngsten Stellungnahme zu den Reaktoren Doel-3 und Tihange-2. In
 seiner Mail an die Reaktor-Sicherheitskommission schreibt Niehaus, er
 erwarte, "dass die notwendigen Richtigstellungen gegenüber der
 Öffentlichkeit erfolgen und eine Einordnung der
 Untersuchungsergebnisse zu den schadhaften Reaktordruckbehältern
 nachgeholt wird."
 
 
 
 Pressekontakt:
 WDR Presse und Information
 Tel. 0221 220 7100
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