(Registrieren)

Neue Westfälische (Bielefeld): CSU-Politiker greift den Rechtsstaat an Asyl-Debatte steht auf dem Kopf Thomas Seim

Geschrieben am 13-05-2018

Bielefeld (ots) - Man muss ideologisch sehr verbohrt sein, wenn
man vorgibt, mit einem Angriff auf den Rechtsstaat den Rechtsstaat zu
verteidigen. Der Frontalangriff des CSU-Landesgruppenchefs im
Bundestag, Alexander Dobrindt, auf die angebliche Bedrohung des
Rechtsstaates durch das geltende Asylrecht und dessen Durchsetzung
vor Gericht aber stellt den Rechtsstaat selbst in Frage. Nichts
anderes bedeutet es, wenn man mit ideologischen Kampfbegriffen
arbeitet, wie Dobrindt es tut: Von einer "Anti-Abschiebe-Industrie"
spricht der CSU-Chefideologe beispielsweise. Er nennt die Anrufung
von Gerichten "Klagewellen", die die "Durchsetzung des Rechtsstaates
sabotieren" sollen, spricht von "bewusst herbeigeführter
Überlastung". Grenzen sieht Dobrindt überrannt, missachtet von
"Abschiebe-Saboteuren". Der "Schutz der Täter" werde "über den Schutz
der Bürger" gestellt, der Rechtsstaat "von innen heraus" bekämpft.
Das alles sind Formulierungen, die uns in der Geschichte ähnlich
bereits begegnet sind und im aktuellen rechtsradikalen Milieu
wiedergefunden werden können. Das ist antidemokratisch und
gefährlich. Es stellt dazu die politische Debatte darüber auf den
Kopf. Ein Teil der demokratisch legitimierten Parteien und ihre
Spitzen gefallen sich darin, aus Furcht vor einem vermeintlichen
Populismus das Geschäft des Populismus selbst zu besorgen. Statt mit
klarer Haltung die Werte einer demokratischen Grundordnung und ihrer
sehr gut funktionierenden Gewaltenteilung zu unterstützen und zu
festigen huldigen sie dem Irrglauben, man könne Wahlergebnisse
retten, indem man das Original kopiert und den Rechtsstaat angreift.
Das alles würde noch unberührt lassen, wenn man nicht in dieser
Politiker-Generation immer häufiger eine erschreckende
Gewissenlosigkeit gegenüber der gewachsenen demokratischen Kultur der
Bundesrepublik beobachten müsste. Erst an diesem Wochenende musste
auch FDP-Chef Lindner noch einmal nachbessern und erklären, dass sein
Beispiel von der Angst vor Ausländern in der Schlange vor der
Bäckerei von ihm nicht als Alltagsrassismus gemeint sei. Dieses Land
steht an einem Scheideweg. Gefragt sind aufrechter Gang und
politische Kultur. Beides ist zwingend erforderlich für den Bestand
unserer Demokratie. Beides zu verteidigen gegen den Populismus
ängstlicher Kleinparteien wie der CSU und der FDP ist der Auftrag der
politischen Führung. Man erwartet sie von dieser Bundesregierung -
mindestens von den Führungsfiguren in ihr, die nicht der CSU
angehören.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de

Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

637730

weitere Artikel:
  • Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu FDP Stuttgart (ots) - Lindners "Projekt Zweistelligkeit" unterscheidet sich deutlich von der albernen Spaßfassade, mit der die FDP 2002 das Bundeskanzleramt stürmen wollte. Partei und Fraktion sollen in der Opposition präzisieren, wofür die FDP steht, sollen Freiheits-, Innovations- und Fortschrittsgedanken in allen Themenbereichen durchbuchstabieren. Raus aus der Nische, rein in die Mitte. Pressekontakt: Stuttgarter Zeitung Redaktionelle Koordination Telefon: 0711 / 72052424 E-Mail: spaetdienst@stzn.de http://www.stuttgarter-zeitung.de mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Müllers Übermut - Leitartikel von Christine Richter zum Regierenden Bürgermeister von Berlin Berlin (ots) - Michael Müller, der Regierende Bürgermeister von Berlin, hat einen Lauf. Mit seinem beherzten "Schluss mit Hartz IV" und dem Vorschlag, ein solidarisches Grundeinkommen für Langzeitarbeitslose einzuführen, hat er vor einigen Wochen nationale Aufmerksamkeit erzielt, es in "Tagesschau", "Tagesthemen" und den "Spiegel" geschafft. So tobt nun munter die Diskussion über Hartz IV, Müller beteiligt sich redlich. Dass er das System als solches gar nicht abschaffen will, das geht in der Debatte schon mal unter. Für Müller und mehr...

  • Das Erste, Montag, 14. Mai 2018, 5.30 - 9.00 Uhr Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) - 7.10 Uhr, Alexander Graf Lambsdorff, FDP, stellv. Fraktionsvorsitzender, Thema: Iran   8.10 Uhr, Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Thema: Hybride-Bedrohung    Pressekontakt:   Kontakt: WDR Presse und Information, wdrpressedesk@wdr.de, Tel. 0221 220 7100  Agentur Ulrike Boldt, Tel. 02150 - 20 65 62 Original-Content von: ARD Das Erste, übermittelt durch news aktuell mehr...

  • Westfalenpost: Viele Worte, einige Taten / Kommentar von Martin Korte zur Bilanz der NRW-Landesregierung Hagen (ots) - Es war schon mal schwieriger für eine Landesregierung, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Ein Jahr nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen kann Schwarz-Gelb eine solide Zwischenbilanz vorweisen. Das hat natürlich auch mit der Opposition zu tun - aber nicht nur. Die Sozialdemokraten an Rhein und Ruhr sind nach wie vor mit sich selbst beschäftigt: Weil sie das Debakel vom 14. Mai 2017 noch immer nicht verarbeitet haben, agieren sie wie ein zahnloser Löwe. Sie brüllen noch nicht einmal besonders gut. Die AfD tritt mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Wachsam gegen Terror = Von Christine Longin Düsseldorf (ots) - Wieder Paris, wieder ein Ausgehviertel, wieder ein Abend am Wochenende. Die jüngste Messerattacke erinnert natürlich an die Anschläge des 13. November 2015. Und doch ist vieles anders seit jener Nacht, die das Leben der Pariser für immer veränderte. Vor allem die Art des Terrorismus hat sich gewandelt. Heute sind es mit Messern bewaffnete Einzeltäter, keine schwerbewaffneten Terror-Kommandos, die die Attentate verüben. Solche Attacken lassen sich nur schwer verhindern. Die französische Rechte, die jetzt lautstark mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht