(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Müllers Übermut - Leitartikel von Christine Richter zum Regierenden Bürgermeister von Berlin

Geschrieben am 13-05-2018

Berlin (ots) - Michael Müller, der Regierende Bürgermeister von
Berlin, hat einen Lauf. Mit seinem beherzten "Schluss mit Hartz IV"
und dem Vorschlag, ein solidarisches Grundeinkommen für
Langzeitarbeitslose einzuführen, hat er vor einigen Wochen nationale
Aufmerksamkeit erzielt, es in "Tagesschau", "Tagesthemen" und den
"Spiegel" geschafft. So tobt nun munter die Diskussion über Hartz IV,
Müller beteiligt sich redlich. Dass er das System als solches gar
nicht abschaffen will, das geht in der Debatte schon mal unter. Für
Müller und seine Gefolgsleute im Roten Rathaus ist das auch
zweitrangig. Wichtig ist, dass es ihm endlich gelungen ist, ein Thema
zu platzieren, das mit ihm, dem Regierenden Bürgermeister und
amtierenden Bundesratspräsidenten, verbunden ist. So nimmt es sich
Müller im neusten "Spiegel" auch munter heraus, Bundesfinanzminister
Olaf Scholz (SPD) zu kritisieren, weil dieser Steuersenkungen für die
Menschen mit kleinem und mittlerem Einkommen angekündigt hat. Falsch,
sagt Müller und fordert mehr Investitionen. Und weil er schon mal
dabei ist, schlägt Müller gleich noch den gescheiterten
SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz als Spitzenkandidat für die
Europawahl 2019 vor. Man kann das auch Übermut nennen. Denn Müller
übersieht - oder will bewusst übersehen -, dass die Probleme in
Berlin groß sind, dass sie nicht kleiner werden. In der Stadt, aber
auch in seiner eigenen Partei. Schauen wir auf Berlin: Die
Wohnungsnot nimmt rasant zu, die Zahl der Baugenehmigungen ist im
ersten Quartal dieses Jahres erneut stark zurückgegangen.
Rot-Rot-Grün hat sich zwar vorgenommen, Zehntausende Wohnungen zu
bauen, doch daraus wird nichts. Weil Bausenatorin Katrin Lompscher
(Linke) eben unverändert vor allem auf die Mieter schaut, weil die
Linke meint, die Stadt sei sowieso schon zu voll, weil den privaten
Investoren so viele Probleme bereitet werden, dass diese kaum zum
Bauen kommen oder inzwischen schlicht "auf bessere Zeiten" warten.
Müller regte sich in den vergangenen Monaten über Lompscher zwar
immer mal wieder ein bisschen auf - verändert hat er nichts. Nicht
voran geht es in Berlin auch mit der Verkehrsinfrastruktur - und
nein, damit ist nicht nur der BER gemeint. Auch die Berliner
Verkehrsbetriebe (BVG) bekommen die Bestellung neuer U-Bahnwagen
nicht hin, weil offensichtlich auf BVG-Seite und beim Senat Fehler
gemacht wurden. Die S-Bahn meldet nahezu jeden Tag Ausfälle und
Verspätungen, die Verkehrslenkung, die Straßenbauarbeiten
koordinieren soll, ist im selben schlimmen Zustand wie seit Jahren.
Bevor also Müller vom Bundesfinanzminister mehr Investitionen
fordert, sollte er es in Berlin erst einmal vormachen. Nicht besser
sieht es in der Berliner SPD aus. Sie liegt in Umfragen aktuell bei
19 Prozent, gleichauf mit Linken und CDU. Und dies, obwohl sie den
Regierenden Bürgermeister stellt. Auf dem Parteitag Anfang Juni wird
Müller zwar wieder als Berliner SPD-Chef bestätigt werden, weil sich
kein anderer aus der Deckung traut. Aber der Zustand der Berliner SPD
ist so schlecht, dass ein scheidender SPD-Vizechef (und
Staatssekretär!) öffentlich über den "Mehltau" reden kann, der die
Führungsstrukturen der Berliner SPD befallen habe, und detailliert
beschreiben darf, wie sich Müller und SPD-Fraktionschef Raed Saleh
gegenseitig blockieren. Wer mag da widersprechen? Müller wollte als
neuen Vizechef im künftigen SPD-Landesvorstand übrigens gerne Kevin
Kühnert, den prominenten Juso-Bundesvorsitzenden, sehen. Es ist ihm
nicht gelungen, Kühnert durchzusetzen.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

637732

weitere Artikel:
  • Das Erste, Montag, 14. Mai 2018, 5.30 - 9.00 Uhr Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) - 7.10 Uhr, Alexander Graf Lambsdorff, FDP, stellv. Fraktionsvorsitzender, Thema: Iran   8.10 Uhr, Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Thema: Hybride-Bedrohung    Pressekontakt:   Kontakt: WDR Presse und Information, wdrpressedesk@wdr.de, Tel. 0221 220 7100  Agentur Ulrike Boldt, Tel. 02150 - 20 65 62 Original-Content von: ARD Das Erste, übermittelt durch news aktuell mehr...

  • Westfalenpost: Viele Worte, einige Taten / Kommentar von Martin Korte zur Bilanz der NRW-Landesregierung Hagen (ots) - Es war schon mal schwieriger für eine Landesregierung, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Ein Jahr nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen kann Schwarz-Gelb eine solide Zwischenbilanz vorweisen. Das hat natürlich auch mit der Opposition zu tun - aber nicht nur. Die Sozialdemokraten an Rhein und Ruhr sind nach wie vor mit sich selbst beschäftigt: Weil sie das Debakel vom 14. Mai 2017 noch immer nicht verarbeitet haben, agieren sie wie ein zahnloser Löwe. Sie brüllen noch nicht einmal besonders gut. Die AfD tritt mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Wachsam gegen Terror = Von Christine Longin Düsseldorf (ots) - Wieder Paris, wieder ein Ausgehviertel, wieder ein Abend am Wochenende. Die jüngste Messerattacke erinnert natürlich an die Anschläge des 13. November 2015. Und doch ist vieles anders seit jener Nacht, die das Leben der Pariser für immer veränderte. Vor allem die Art des Terrorismus hat sich gewandelt. Heute sind es mit Messern bewaffnete Einzeltäter, keine schwerbewaffneten Terror-Kommandos, die die Attentate verüben. Solche Attacken lassen sich nur schwer verhindern. Die französische Rechte, die jetzt lautstark mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / FDP ohne Spannung = Von Gregor Mayntz Düsseldorf (ots) - Mit der Frauenbeteiligung in einer zu männlich geprägten Partei hätte dieser FDP-Parteitag spannend werden können. Oder mit dem Streit um die Aufhebung der Russland-Sanktionen. Doch beides führte zu nicht mehr als einem Kräuseln auf der Oberfläche eines für frühere FDP-Verhältnisse ungewohnt ruhigen Themen-Sees. Nach dem Wahlschock von 2013 ist für die Liberalen der pflegliche Umgang Kennzeichen geworden. Der Nachteil liegt in medialer Langeweile. Das täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass sich die neue FDP, mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Konsequent abschieben - nach Recht und Gesetz = Von Matthias Beermann Düsseldorf (ots) - Deutschland tut sich sehr schwer damit, abgelehnte Asylbewerber abzuschieben, selbst wenn sie hierzulande gegen Gesetze verstoßen haben. Das lässt sich nicht leugnen, und das ist brandgefährlich, weil die gesellschaftliche Akzeptanz unseres Asylrechts nun einmal auch darauf beruht, dass sein Missbrauch konsequent sanktioniert wird. Der Staat wirkt da manchmal hilflos, und die Empörung darüber ist verständlich. Trotzdem schießt Alexander Dobrindt mit seinen Angriffen auf angebliche "Abschiebe-Saboteure" weit über mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht