(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg) zum Thema Automobilindustrie:

Geschrieben am 29-01-2018

Regensburg (ots) - Die neueste Wendung im an Kurven bereits
reichen Diesel-Skandal führt zurück an den Ausgangspunkt: Es wird
getrickst und getäuscht. Eine Forschungsvereinigung der Auto-Lobby
soll Schadstofftests mit Affen und Menschen unternommen haben. Das
geschah aber nicht, um die gesundheitsschädlichen Folgen von
Stickstoffdioxid zu erforschen. Das Gas ist giftig. Das ist belegt.
Es macht krank und kann töten. Darum ging es den Wissenschaftlern der
von VW, Daimler und BMW gegründeten Europäischen
Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor
(EUGT) aber wohl nicht. Der Verdacht liegt nahe, dass sie Stoff für
eine Marketing-Kampagne liefern sollten, um zu zeigen, wie
ungefährlich "saubere" Diesel angeblich sind. Die Autohersteller
geben sich überaus empört. Daimler erklärte, man sei "entsetzt, was
da im Namen der deutschen Autoindustrie geschehen ist", man
distanziere sich - und es seien auch gewiss keine Autos des Konzerns
für die Studie eingesetzt worden. BMW distanzierte sich ebenfalls,
selbstverständlich. Und gegen Tierversuche sei man sowieso. Und ja,
man hätte das Projekt anhalten müssen. Mit etwas Verzögerung
reagierte schließlich auch Volkswagen und entschuldigte sich - für
das "Fehlverhalten Einzelner". Alle drei wollen nun untersuchen
lassen, wie es eigentlich dazu kommen konnte. Zweifel sind
angebracht, dass dahinter nur eine Vernebelungstaktik steckt. Denn
schon die bisherigen Enthüllungen um den Diesel-Skandal haben
gezeigt, dass sich Autohersteller nicht scheuen, ihre Welt zu
schönen: mit Abgastests im Labor, mit Thermofenstern, die mehr
Ausstoß im Winter zuließen, mit Bezeichnungen wie "Blue Efficiency".
Ein Vertreter des Verbands der Automobilindustrie behauptete gar,
"dass ein moderner Diesel in vielen Situationen sozusagen die Luft
reinigt". So dürfte nun, auch wenn im Vorstand der - mittlerweile
aufgelösten - EUGT hochrangige Manager der Autokonzerne saßen, die
Argumentation wie schon beim Diesel-Skandal lauten: Da ist leider gar
nichts bis in die Vorstandsetage vorgedrungen, damit war nur ein
bestimmter Kreis von Personen befasst. Womöglich ist es auch naiv zu
erwarten, dass Autobauer, die ihre Käufer über Jahre geblendet haben
und Heerscharen an Lobbyisten beschäftigen, auf einmal einsichtig
sind. Man kann durchaus der Meinung sein, dass die Elektromobilität
nicht der richtige Ansatz ist, um die Klimaprobleme unseres
massenhaften Straßenverkehrs zu lösen. Wenn Autos mit Strom aus
Braunkohle fahren, können sie umweltschädlicher sein als der
dreckigste Diesel. Die Alternative zu einer Quote für E-Autos müssten
dann aber strengere allgemeine Abgasvorschriften sein. Dagegen wehrt
sich die Industrie jedoch bislang erfolgreich - und wird von etlichen
deutschen Politikern dabei unterstützt. Das war zuletzt bei der
Diskussion über Einsparvorgaben der EU-Kommission beim CO2 zu
beobachten. Ähnlich war es bei dem monatelangen Ringen um jedes
winzige Zugeständnis vor dem Diesel-Gipfel mit der Bundesregierung.
Umso wichtiger wäre es, dass die Politik den Einfluss von
Autoherstellern und ihren Lobby-Vertretern stark einschränkt. Die
Situation stinkt zum Himmel. Die deutsche Politik fördert eine
Branche, die Milliarden in die Entwicklung von SUVs steckt, statt wie
die japanische Konkurrenz massentaugliche Hybridautos zu bauen.
Gleichzeitig wohnen in deutschen Großstädten Menschen an Straßen mit
einer Umweltbelastung, der weder Affen noch Menschen in den nun so
kritisierten Versuchsreihen ausgesetzt waren.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

623713

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Aubameyang Bielefeld (ots) - Totes Kapital auf der Tribüne nützt nichts, kein Klub hat irgendetwas zu verschenken. Trotzdem wäre das mal eine Show: Der BVB lässt seinen Star Aubameyang einfach bis zum Vertragsende verhungern, bis der ganz schwarz-gelb wird im Gesicht. Mit der Solidarität der Vereine ist es auch soweit nicht her. Wenn A von B einen Spieler will, dann wird das Geschäft in der Regel über die Bühne gehen, mit dem handelsüblichen Gezerre zwischendurch. Mehr denn je stechen die Summen und Unsummen, die an Ablöse und Gehältern gezahlt mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Pisa-Studie Bielefeld (ots) - Eine Pisa-Studie, bei der Deutschland mal richtig gut abschneidet: Darauf hat die Republik lange warten müssen. Ausgerechnet in einer Zeit, in der so heftig darüber gestritten wird, ob die soziale Ungleichheit in Deutschland denn nun zunimmt oder nicht, hat sich die soziale Schere an den Schulen offenbar erheblich geschlossen. Ganz falsch können die Reformen also nicht gewesen sein. Deutschland, ein Bildungsparadies? Unsinn. Dazu sind die jüngsten Studien noch in allzu nachdrücklicher Erinnerung. Bei der Lesekompetenz mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Steuerbetrug mit Registrierkassen Eine Frage der Gerechtigkeit Lothar Schmalen, Düsseldorf Bielefeld (ots) - Wer kennt das nicht? Die auf einem Zettel schnell mit der Hand addierte Rechnung in der Kneipe oder im Schnellrestaurant lässt letztlich offen, was mit der Rechnung passiert und ob sie wirklich als Umsatz in die Registrierkasse eingegeben wird. Dass Unternehmensprüfer und Steuerfahnder immer häufiger über den Einsatz von Software berichten, mit der Registrierkassen nachträglich manipuliert werden können, zeigt, dass manche hier bei der Steuer-"Ersparnis" mit viel krimineller Energie vorgehen. Dass die Finanzbehörden mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Bundesregierung weist Kritik von NRW-Finanzminister Lienenkämper zurück Bielefeld (ots) - Bielefeld. Das Bundesfinanzministerium hat die Kritik von NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper (CDU), es gehe bei der Einführung von Sicherheitstechnik, die den Steuerbetrug bei Registrierkassen verhindern soll, nicht schnell genug vorwärts, zurückgewiesen. Im Gespräch mit der in Bielefeld erscheinenden "Neuen Westfälischen" (Dienstags-Ausgabe) konterte das Bundesfinanzministerium: Das dafür zuständige Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) habe ein entsprechendes technisches Konzept bereits mehr...

  • NRZ: Steinmeiers Rat für die Sondierer - von MANFRED LACHNIET Essen (ots) - Werden Flüchtlinge politisch verfolgt - oder suchen sie ein wirtschaftlich besseres Leben? Diese Frage hat Bundespräsident Steinmeier jetzt bei seinem Besuch in Nahost aufgeworfen und noch einen wichtigen Satz angefügt: "Diese Unterscheidung müssen wir wieder ernst nehmen." - Das ist sehr diplomatisch ausgedrückt, heißt aber im Klartext: Die Politik hat diesen Unterschied in der Vergangenheit nicht ordentlich im Blick gehabt. Dass unser Staatsoberhaupt mit seiner treffenden Analyse natürlich auch die GroKo-Sondierer mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht