(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Die Behörden greifen gegen die Salafisten-Szene durch / Hart, aber etwas spät

Geschrieben am 15-11-2016

Cottbus (ots) - Es ist ein harter und konsequenter Schlag, den die
Innenminister von Bund und Ländern gegen die umtriebige und
gefährliche Salafisten-Szene in Deutschland angeordnet haben. Aus
guten und belegbaren Gründen. Anfänglich wurden die Anhänger des
Salafismus noch verspottet, als sie vor einigen Jahren in ihren
weißen Gewändern damit begannen, in den Fußgängerzonen den Koran zu
verteilen. Wie albern. Andere zeigten sogar Verständnis - was ist
denn schon dabei, die Bibel darf ja auch verschenkt werden. Alles
ganz harmlos. Achtung, Religionsfreiheit! Von wegen. Denn schon
seinerzeit muss eigentlich jedem klar gewesen sein, dass sich hinter
dieser Aktion nicht religiöse Gutmenschen verbergen, die unter dem
Motto "Lies" den Passanten den Koran in die Hand drücken, um mit
ihnen anschließend ein säuselndes Gespräch über die Vorzüge ihrer
Religion zu führen. Die Ziele der Gruppe "Die wahre Religion" und
anderer waren damals schon durchschaubar. Auch um ihre Nähe zu
dschihadistischen Kreisen wussten viele Experten. Es gab Warnungen
und Hinweise. Insofern ist die Frage berechtigt, warum die Behörden
erst so spät so umfassend agiert haben. Nicht nur das Verbot war
längst überfällig. Denn Fakt ist nun mal: Die Szene wird immer
gefährlicher. Viele junge Menschen hat die Verteilaktion geködert,
sie sind dadurch mit den Salafisten und ihrer Ideologie in Berührung
gekommen. Es folgten Manipulationen und Radikalisierungen. Die
Anhängerzahl der Salafisten stieg laut Behörden rapide auf offiziell
9200 Personen an - und nach Angaben von Innenminister de Maizière
zogen 140 junge Leute in den Dschihad nach Syrien und anderswo,
nachdem sie den Propagandisten auf den Leim gegangen waren. Das sind
Zahlen, die erschrecken. Und sie stellen die erfolgreichen Razzien
nicht in ein schlechtes, aber durchaus in ein anderes Licht. Das
Signal, das von den bundesweiten Polizeiaktionen ausgeht, ist
allerdings eindeutig: Toleranz, die das Grundgesetz vorgibt, hat ihre
Grenzen dort, wo Menschen das Gegenteil im Sinn haben. Und das gilt
nicht nur für Islamisten - das gilt auch für Rechtsextremisten,
Linksradikale und andere Verfassungsfeinde, von denen es genügend
hierzulande gibt. Darüber hinaus muss jeder wissen: Die
Religionsfreiheit in Deutschland ist kein Deckmantel für die
Verherrlichung von Gewalt oder für eine Gehirnwäsche junger Menschen.
Salafisten predigen ein obskures Weltbild, sie träumen von einem
repressiven System, sie haben mit der freiheitlichen Grundordnung
nichts am Hut. Vor diesen Leuten muss der Staat seine Bürger und die
Demokratie schützen. Diese Aufgabe fällt freilich auch anderen zu.
Die Grenzen zum Salafismus müssen auch die Vertreter des gemäßigten
Islams ziehen, und zwar laut und deutlich. Das würde man sich öfter
wünschen.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

Original-Content von: Lausitzer Rundschau, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

602904

weitere Artikel:
  • Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu Salafismus: Ein starkes Zeichen von Katia Meyer-Tien Regensburg (ots) - Endlich, mag so mancher denken, der seit langem schon vor der Islamisierung des Abendlandes warnt: Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat die salafistische Vereinigung "Die Wahre Religion", kurz DWR und auch bekannt als Stiftung "Lies!", verboten. Schon am Dienstagmorgen waren Homepage und Facebookseite der DWR nicht mehr erreichbar, bloß die Videos auf YouTube, in denen die Organisation unter anderem "Unterricht für die Jugend" und für Konvertierungswillige ein kostenloses "Starterpaket" mit Gebetsteppich, mehr...

  • Westfalen-Blatt: zur Nato und EU Bielefeld (ots) - Die Nato ist mindestens so verunsichert wie die EU. Dass beide Organisationen praktisch ahnungslos vor den Andeutungen des künftigen US-Präsidenten stehen, hat die Institutionen erschüttert. Die USA wollen nicht länger die Hauptverantwortung für die Sicherheit Europas tragen, hatte Trump im Wahlkampf erklärt. Nun weiß noch niemand, was der neue Mann im Weißen Haus wirklich plant. Dabei zeichnet sich längst ab, dass es keineswegs nur ums Geld oder militärische Präsenz geht. Europa weiß seit langem, dass es mehr für mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Merkel: Die Alternativlose von Christian Kucznierz Regensburg (ots) - Sollten denn die Zeichen wirklich auf Schwarz-Rot stehen für die Zeit nach der Bundestagswahl 2017, dann stehen sie auch auf Merkel. Wen, wenn nicht sie könnten CDU, CSU und SPD aufstellen? Bei allen Spekulationen darüber, ob die Nominierung Steinmeiers als Gauck-Nachfolger eine Niederlage für Merkel ist oder nicht: Sie zeigt, wie schlecht die Koalition in Sachen Personal aufgestellt ist. Das gilt besonders für die Union, da sie es nicht schaffte, einen eigenen Kandidaten oder eine Kandidatin zu präsentieren. mehr...

  • NOZ: NOZ: Niedersachsen: Islamisten kommen zunächst in videoüberwachte Zellen Osnabrück (ots) - Niedersachsen: Islamisten kommen zunächst in videoüberwachte Zellen Maßnahme nach Selbstmord von Terrorverdächtigem in Leipzig Osnabrück. Als Reaktion auf den Selbstmord des Terrorverdächtigen Jaber Al-Bakr in einem Leipziger Gefängnis werden in Niedersachsen mutmaßliche oder verurteilte Islamisten ab sofort zunächst in Zellen mit Kameraüberwachung untergebracht. Das bestätigte das Justizministerium der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag). Eine Sprecherin erklärte, dies geschehe aus präventiven Gründen, mehr...

  • NOZ: NOZ: Bundesregierung: 12 539 Afghanen sollen Deutschland verlassen Osnabrück (ots) - Bundesregierung: 12 539 Afghanen sollen Deutschland verlassen Linke fordern Abschiebungs-Stopp wegen Sicherheitslage Osnabrück. Trotz der unsicheren Lage in Afghanistan sollen aus Deutschland 12 539 Afghanen dorthin abgeschoben werden. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken hervor, die der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag) vorliegt. Demnach müssen nach Einschätzung des Innenministeriums fünf Prozent der hierzulande lebenden fast 247 000 afghanischen Staatsbürger mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht