(Registrieren)

Bundesregierung billigt auch weiterhin fragwürdige Zulassung von Diesel-PKW

Geschrieben am 19-10-2016

Leipzig (ots) -

Sperrfrist: 19.10.2016 00:00
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.

Recherchen des ARD-Wirtschaftsmagazins "Plusminus" (MDR-Ausgabe,
19. Oktober, 21.45 Uhr, Das Erste) ergaben, dass nach dem Willen der
Bundesregierung das Kraftfahrtbundesamt (KBA) weiterhin Diesel-PKW
zulassen kann, auch wenn diese die zulässigen Abgasgrenzen im realen
Verkehr überschreiten. Und das kann die Behörde, ohne juristische
Konsequenzen befürchten zu müssen. Derzeit werden Umweltgesetze neu
geregelt, mit denen das KBA vor einer Klage wegen seiner
Zulassungspraxis geschützt wäre.

Anlass für die aktuellen Gesetzesänderungen war die Kritik des
Europäischen Gerichtshofes (EuGH). Der hatte Einschränkungen im
Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz (UmwRG) wie fehlende Klagemöglichkeiten
als völkerrechtswidrig moniert und Nachbesserungen gefordert. Dem
kommt die Bundesregierung mit ihrem aktuellen Gesetzentwurf zwar
nach, aber nicht uneingeschränkt. So sollen mit der aktuellen
Gesetzesänderung Klagen von Umweltverbänden gegen Behörden möglich
sein, doch juristische Auseinandersetzungen bei Produktzulassungen
zählen nicht dazu. "Das wäre ein glatter Völkerrechtsversstoß, den
Deutschland nach dem jetzt vorliegenden Gesetzesentwurf sehenden
Auges begehen möchte", kritisiert der Rechtsanwalt Remo Klinger das
Vorhaben der Bundesregierung. Diese Ausnahmeregelung würde auch das
KBA, das Kraftfahrzeuge zulässt, vor Klagen schützen. Die Neuregelung
der Umweltgesetze soll Anfang kommenden Jahres in Kraft treten.

Kritik am geplanten Ausschluss einer Klagemöglichkeit bei
Produktzulassungen kommt vor allem von der Deutschen Umwelthilfe
(DUH). Deren Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch hält die aktuelle
Zulassungspraxis bei den Diesel-PKW für "illegal" und würde deshalb
gegen das KBA klagen. Konkret geht es darum: Das KBA erteilt auch
dann Zulassungen, wenn die Fahrzeuge die zulässigen Abgasgrenzen im
realen Verkehr überschreiten und sich die Hersteller dabei auf
Ausnahmereglungen in EU-Richtlinien berufen. Danach ist es erlaubt,
dass sich eine Abgasreinigung abschaltet, wenn andernfalls der Motor
beschädigt werden könnte, zum Beispiel bei extremen Temperaturen.
"Diese Ausnahmeregelung lässt das KBA aber auch dann zu, wenn die
Abschaltung bei mitteleuropäischen Durchschnittstemperaturen erfolgt,
also fast immer. So wird die Ausnahme zum Normalfall. Das halten wir
für illegal und wollen dagegen klagen", so Jürgen Resch,
DUH-Bundesgeschäftsführer.

"Plusminus" hat das zuständige Bundesumweltministerium um eine
Stellungnahme zur Gesetzesänderung, die das KBA schützt, gebeten. Bis
Redaktionsschluss dieser Meldung ging der Redaktion keine
Stellungnahme zu.



Pressekontakt:
MDR, Hauptabteilung Kommunikation, Sebastian Henne, Tel.: (0341) 3 00
63 76, E-Mail: presse@mdr.de; Twitter: @MDRpresse

Original-Content von: MDR Mitteldeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

601120

weitere Artikel:
  • Westfalenpost: zur Buchmesse: Ein Stück Freiheit Hagen (ots) - Bücher und Meinungsfreiheit sind untrennbar. Denn nichts hassen Diktatoren und Fanatiker jedweder Couleur so sehr wie Texte, die länger als eine Parole sind. Das Nachdenkliche, das kritische Hinterfragen, die Vielstimmigkeit sind das Geburtsrecht der Buchbranche. Und sie sind in Gefahr. Nicht nur in den autoritär regierten Drittwelt-Staaten, sondern in Europa selbst, dem Mutterkontinent der Demokratie. Wer hätte denn zum Beispiel gedacht, dass Zensur in all ihren Spielarten wieder ein derart beherrschendes Thema sein mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu der Ceta-Vertagung Bielefeld (ots) - Es ist ein demokratischer Hindernislauf ohne Beispiel. Dass Europa und Kanada sich irgendwann als Partner auf einem gemeinsamen Markt bewegen, dürfte feststehen. Die Widerstände gehören dazu, sie widerlegen das so oft gehörte Argument mangelnder demokratischer Legitimation europäischer Politik. Es sind nicht weniger als 48 nationale und regionale Parlamente, die in den 28 Mitgliedstaaten mitreden dürfen - und sollen. Selbst der, der sich gerade über die aufmüpfigen Wallonen ärgert, muss wissen, dass Volksvertretung mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Die Suche geht weiter - Kommentar zur Bundespräsidentenwahl Ravensburg (ots) - Es ist kaum zu glauben. Früher einmal haben sich Politiker darum beworben, Bundespräsident zu werden. Man denke zum Beispiel an Walter Scheel, an Richard von Weizsäcker, aber auch an Johannes Rau. Diesmal aber hört man vor allem, wer auf keinen Fall Bundespräsident werden soll. Und zu diesem Kreis scheint jetzt auch Norbert Lammert zu gehören. Der hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass er mit Leib und Seele Parlamentarier ist. Seine Amtsführung hat das unterstrichen, Lammert hat sich immer für die Rechte der Parlamentarier mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Ein wenig Prahlen erlaubt / Kommentar zur Regierungserklärung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer über die Erfolge beim Länderfinanzausgleich Regensburg (ots) - Horst Seehofer zählt nicht zur Riege der allergrößten Prahlhansen in der CSU. Insofern sei darüber hinweggesehen, dass er sich für seinen Erfolg beim Poker um den Länderfinanzausgleich via Regierungserklärung auf die eigene Schulter klopft. Das Ergebnis von Berlin kann sich ja durchaus sehen lassen, wenn es auch längst nicht so glänzend ist, wie es der Regierungschef suggeriert. Trotz der Milliardenentlastung ab 2020 bleibt Bayern das große Zahlerland - es wird nur weniger zur Kasse gebeten, als nach dem alten mehr...

  • Weser-Kurier: Über den OTB-Streit zwischen SPD und Grünen in Bremen schreibt Jürgen Hinrichs: Bremen (ots) - Oft sagt er gar nichts, duckt sich weg, und dann heißt es: Wo ist der Bürgermeister? Es ist deshalb vielleicht etwas ungerecht, Carsten Sieling nun genau das Gegenteil vorzuwerfen - dass er zuviel sagt, übers Ziel hinausschießt, aber genau das ist ihm passiert. Bitte merken: In Bremen regiert eine Koalition aus SPD und Grünen, angeführt vom Bürgermeister. Die beiden Parteien müssen nicht immer kuscheln, im Gegenteil, sie sollen sich ruhig auch mal reiben, damit beim Regieren Energie entsteht. In welchem Ton Sieling die mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht