(Registrieren)

Westfalenpost: In der Krise liegt auch eine Chance / Kommentar von Christian Kerl zur Lage der Europäischen Union

Geschrieben am 14-09-2016

Hagen (ots) - Um diesen Auftritt war Jean-Claude Juncker nicht zu
beneiden. Die große "Ruck-Rede" für Europa wurde vom
EU-Kommissionspräsidenten erwartet - ausgerechnet der Chef jener
Institution, die für viele Skeptiker das Übel der Union verkörpert,
sollte bei seiner Ansprache den Königsweg aus der Malaise Europas
aufzeigen. Das konnte nicht gut gehen. Juncker versuchte auch gar
nicht erst, die Ruckerwartungen zu bedienen. Im Gegenteil: So
nüchtern, so pragmatisch, so sehr auf Konsens bedacht hat seit dem
Brexit kaum einer aus der EU-Spitze mehr geredet.

Gut so. Juncker hat auf seine Weise demonstriert, dass die EU ihre
Lektion gelernt hat. Die Zerrissenheit in der Flüchtlingspolitik, der
Brexit, der Aufstieg rechter Bewegungen haben sich zu einer
existenziellen Krise der Union verdichtet. Jetzt geht es nicht um
Visionen und eine Extradosis Europa-Pathos, sondern darum, so gut wie
möglich den Zusammenhalt zu sichern. Nicht mehr Europa, sondern ein
besseres: Es ist die schlichte Antwort auf all jene, die unmittelbar
nach dem britischen Referendum über den EU-Ausstieg zum Durchmarsch
rieten. Die damals vorgelegten Pläne für mehr Integration und neue
EU-Verträge sind nicht mehrheitsfähig. Wer trotzdem weiter an dieser
Jetzt-erst-recht-Schraube dreht, mobilisiert nur in vielen Ländern
die Gegner Europas. Juncker stellt nun klar, Europa werde nicht zum
"Einheitsstaat".

Wichtiger ist, dass Kommission und Regierungschefs jetzt bei der
Sicherheitspolitik an einem Strang ziehen. Die bessere Zusammenarbeit
der Behörden, mehr Datenaustausch, mehr Schutz an den Außengrenzen
sind Vorhaben, die nicht nur Defizite beseitigen. Sie stiften
zugleich neue Einigkeit, weil auch die sonst zögerlichen Osteuropäer
mitmachen.



Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

598916

weitere Artikel:
  • Westfalenpost: Fortgesetzter Betrug / Kommentar von Martin Korte zum Diesel-Skandal Hagen (ots) - Mag sein, dass die nächste Instanz das Urteil des Krefelder Landgerichts gegen den Audi-Händler wieder kassieren wird, trotzdem haben die Richter am Niederrhein eine spannende und möglicherweise folgenschwere Entscheidung gefällt. Sagen sie in ihrer Urteilsbegründung doch knallhart: Dem VW-Konzern kann man nicht mehr trauen. Das Unternehmen habe die Verbraucher mit der Schummel-Software arglistig getäuscht, warum also sollte es bei der Nachrüstung ehrlich mit den Kunden umgehen?! Volkstümlich ausgedrückt: Wer einmal mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: Abschied von Illusionen - Kommentar von MARTIN FERBER Karlsruhe (ots) - Eines darf allerdings nicht passieren - dass auf dem Arbeitsmarkt die Schwachen gegen die Noch-Schwächeren ausgespielt werden. Weder dürfen deutsche Langzeitarbeitslose benachteiligt werden, noch darf es über Dumping-Löhne zu einem Verdrängungswettbewerb im Niedriglohnbereich kommen. Sonst drohen neue soziale Spannungen. Und statt Integration gibt es Spaltungen und gesellschaftliche Verwerfungen. Das aber kann niemand wollen. Pressekontakt: Badische Neueste Nachrichten Klaus Gaßner Telefon: +49 (0721) 789-0 mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Gemeinschaft in der Krise Die Europäische Union zerfällt Marina Kormbaki, Berlin Bielefeld (ots) - Es war keine aufrüttelnde Rede zur Lage Europas, die Jean-Claude Juncker gestern im europäischen Parlament hielt. Es war kein flammender Appell zu mehr Zusammenarbeit und auch kein mahnendes Heraufbeschwören der düsteren Vergangenheit Europas. Zu den Abgeordneten sprach ein zweifelnder, ein fragender EU-Kommissionschef, in ruhigem Ton und kühler Sprache. Doch gerade der Mangel an Pathos und Illusionen gab den Blick frei auf eine so schlichte wie schmerzliche Wahrheit: Die Europäische Union zerfällt. Das historisch mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Abrüsten an der Rigaer Straße / Kommentar von Joachim Fahrun Berlin (ots) - Es bleibt dabei: Berlins Polizei und Innenverwaltung haben illegal gehandelt, als sie im Juni die Linksautonomen-Kneipe "Kadterschmiede" an der Rigaer Straße 94 in Berlin-Friedrichshain geräumt haben. Die Entscheidung erfolgte nicht nur, weil ein offenbar von Linksextremen eingeschüchterter Eigentümeranwalt nicht zur ersten Gerichtsverhandlung erschienen war. Sondern auch, weil kein Räumungstitel vorlag und die Kneipenbetreiber auch ohne Mietvertrag über viele Jahre ein Nutzungsrecht erworben haben. Man fragt sich, mehr...

  • Lausitzer Rundschau: So flexi wie ein Holzbalken Zum Gesetzentwurf über die Flexi-Rente Cottbus (ots) - Das Flexi-Renten-Konzept der Großen Koalition ist ungefähr so flexi, wie ein Holzbalken weicher als eine Stahlstrebe ist: nur geringfügig. Vor allem ist die Regelung immer noch so kompliziert, dass kaum mehr als bisher davon Gebrauch machen werden. Zumal auf die Nutzer die Gefahr lauert, dass von der Teilrente sogar nachträglich noch Geld zurückgefordert werden kann. Ziel muss es doch sein, jenen, die auch im Rentenalter noch arbeiten wollen, das unbürokratisch zu ermöglichen. Ebenso jenen, die früher kürzertreten mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht