(Registrieren)

Neue Westfälische (Bielefeld): Koalitionsgipfel Kollisionskurs Jörg Rinne

Geschrieben am 11-09-2016

Bielefeld (ots) - Ganze zwei Stunden haben Merkel, Seehofer und
Gabriel im Kanzleramt um neue Einigkeit gerungen. Nun soll es bis
Anfang Oktober Lösungen bei zentralen Streitfragen geben. Das
wichtigste Thema wurde allerdings ausgeklammert - die
Flüchtlingsdebatte. CSU-Chef Horst Seehofer hatte schon auf der
Vorstandsklausur seiner Partei deutlich gemacht, dass er eine
Verschärfung der Zuwanderungspolitik fordert. Er beharrt auf einer
Obergrenze für Flüchtlinge, die bei 200.000 pro Jahr liegen soll und
bleibt damit auf Kollisionskurs zur Kanzlerin. Seehofer ist in diesen
Tagen kaum zu bremsen. Mit lautem Getöse versucht er, gefährdetes
Terrain zu verteidigen, getreu seinem Motto "Bayern geht vor Berlin".
Dazu gehört die Distanzierung von der CDU. Die Schwesterpartei,
deutlich von der rechtspopulistischen AfD abgegrenzt, ist spätestens
nach der herben Niederlage bei der jüngsten Landtagswahl in
Mecklenburg-Vorpommern in schwieriges Fahrwasser geraten. Und bei der
Abgeordnetenhauswahl in Berlin in einer Woche droht schon wieder ein
zweistelliges AfD-Ergebnis. In diesen Sog will Seehofer auf keinen
Fall geraten, also treibt er seine Partei weiter nach rechts. So
will die CSU unter anderem das Tragen von Burka und Niqab in der
Öffentlichkeit verbieten, wo immer dies rechtlich möglich sei.
Vorrang sollen Zuwanderer aus dem christlich-abendländischen
Kulturkreis erhalten, auch wenn Seehofer betont, dass sich diese
Forderung nicht auf Asylsuchende beziehe. Zudem lehnt der
CSU-Vorstand eine Visa-Liberalisierung für die Türkei ab - obwohl
dies Bestandteil des Flüchtlingsdeals mit dem Land war. Außerdem soll
die doppelte Staatsbürgerschaft abgeschafft werden. Weiter fordert
die CSU "Transitzonen" an der Grenze und lehnt
"Multikulti-Sonderformate" wie eigene Badezeiten für Muslime in
öffentlichen Bädern ab. Die Kritik an diesem Asylpapier ist deutlich.
"Unchristlich" werten es der Kölner Erzbischof Rainer Woelki und der
rheinische Präses Manfred Rekowski. Das letzte Regierungsjahr wird
für Angela Merkel auch in ihrem eigenen politischen Lager zur
größtmöglichen Herausforderung. Die Tatsache, dass die
Flüchtlingsfrage auf dem Koalitionsgipfel erst gar nicht gestellt
wurde, lässt das tiefe Zerwürfnis mit der bayerischen Schwester
erahnen. Keine Frage, das letzte Kapitel im Unionsstreit ist noch
nicht geschrieben.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

598698

weitere Artikel:
  • Mittelbayerische Zeitung: Das andere Vorbild / Kommentar zu Angelique Kerber Regensburg (ots) - Keinen Cent hätte ich vor diesem Turnier auf Angelique Kerber gewettet. Das Drehbuch für die US Open schien geschrieben. Kerber kämpft sich bis ins Finale. Doch im allerletzten Moment zerstört Serena Williams mit der Urgewalt, die ihren Schlägen an guten Tagen inne wohnt, und 20 000 Fans im Rücken den Traum der Deutschen, die US-Amerikanerin an der Spitze der Tennis-Weltrangliste zu beerben. Zum Glück kam alles anders - nicht nur für Angie Kerber, sondern auch für das deutsche Tennis. Denn eine Sportart braucht, mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Lasst die Kunst frei! / Kommentar zu Jugendkultur/Graffiti Regensburg (ots) - Manchmal freut man sich, wenn man auf einer Bahnfahrt an schäbigen Hinterhoffronten farbenfrohe Kunstwerke entdeckt. Und manchmal ärgert man sich, wenn frisch renovierte Fassaden schon wieder mit Kritzeleien überzogen sind. Ob illegale Graffiti-Sprayer es entspannt hinnähmen, wenn man ihr Auto über Nacht mit rosa Blümchen bemalte? Wohl nicht. Es sind keineswegs nur Spießer, die bemerken, dass sich nicht hinter jedem Tag ein Botticelli mit Sprühdose verbirgt. Genausowenig ist nicht alles bloß Schmiererei, was nicht mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Lausitzer Lehren für die Zukunft Ministerpräsident Woidke fordert mehr Zusammenhalt im Land Cottbus (ots) - Macht mehr gemeinsam! Das verlangt der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) angesichts von Strukturwandel und Energiewende von den Lausitzern und zielt dabei auf die Landkreise. Böse könnte man behaupten, hat sich eh' erledigt, wenn mit der rot-roten Gebietsreform die Großkreise kommen. Dennoch hat Woidke recht. Die Zusammenarbeit aller engagierten Menschen ist zentral, wenn im ländlichen Raum auch künftig die Einwohner leben, arbeiten und alt werden können sollen. Dies klappt nur mit Konzepten, mehr...

  • Lausitzer Rundschau: 9/11: Eine zutiefst ernüchternde Bilanz Gedenken an die Terroranschläge vor 15 Jahren Cottbus (ots) - Dass der 11. September 2001 einen tiefen Einschnitt im Leben der Amerikaner bedeutete, ist oft genug gesagt worden. Der Terrorschock. Der Verlust der alten Welt, in der man einen Wolkenkratzer betreten konnte, ohne Sicherheitsschleusen passieren zu müssen. Das alles verbindet sich in den Vereinigten Staaten mit dem Datum 9/11. Noch einschneidender aber war die Art, wie die amerikanische Politik auf den Terrorangriff reagierte. Im Innern durch den massiven Ausbau des Sicherheitsapparats. Nach außen durch Invasionen, mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Schwarz-rote Endzeitstimmung Um die Große Koalition bleibt es schlecht bestellt Cottbus (ots) - Mag sein, dass man beim Spitzentreffen im Kanzleramt an der einen oder anderen Stelle inhaltlich etwas vorangekommen ist. Und es mag auch sein, dass diese Treffen zwischen den drei Parteivorsitzenden für das großkoalitionäre Binnenverhältnis notwendig sind. Aber man darf sich zugleich nichts in die Tasche lügen: Ein Jahr vor der nächsten Bundestagswahl herrscht in der Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD Endzeitstimmung. Viele Konflikte sind nicht mehr zu kitten, weil sie die persönliche Ebene erreicht haben. Fatal. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht