Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu München: Der Angst nicht nachgeben von Claudia Bockholt
Geschrieben am 22-07-2016 |   
 
 Regensburg (ots) - Es sind genau die Bilder, vor denen wir uns  
seit Monaten gefürchtet haben: schreiende, weinende Menschen auf der  
Flucht, nicht irgendwo auf der Welt, sondern am Münchner Marienplatz  
und im Olympia-Einkaufszentrum. Das sind Orte, die auch die meisten  
Oberpfälzer schon irgendwann einmal aufgesucht haben oder sogar gut  
kennen. Es scheint so, dass das Attentat in München einen  
terroristischen, vielleicht islamistischen Hintergrund hat. Sicher  
ist: Der Horror hat uns alle endgültig erreicht. Wir können uns  
derzeit nicht mehr völlig sicher fühlen, vielleicht nie, vielleicht  
nirgends. Paris, Brüssel, Nizza, Würzburg, München: Jahr für Jahr,  
Monat für Monat, nun Woche für Woche ist der Schrecken näher  
herangerückt. Jetzt ist er da - und wie gehen wir nun damit um? Angst 
ist ein Instinkt, der uns vor Urzeiten vor wilden Tieren rettete,  
indem er Adrenalin ausschüttete und uns die Beine in die Hand nehmen  
ließ. Mit wilden Tieren haben wir es in diesen Tagen nur im  
übertragenen Sinne zu tun. Mit Menschen, die Unschuldige töten, im  
Namen irgendeiner größenwahnsinnigen Vereinigung, die sich auf ihren  
irregeleiteten Glauben beruft. Und mit Psychopathen, die den kranken  
Märtyrerruhm von Selbstmordattentätern tatsächlich für ein  
erstrebenswertes Ziel halten. Angst ist deshalb nicht der beste  
Ratgeber. Wenn man um sich blickt, scheint aber genau dieses Gefühl  
derzeit die Menschen und die Politik in vielen Teilen der Welt zu  
leiten. Die Türkei wandelt sich binnen weniger Tage von einer  
zumindest demokratisch ummantelten Autokratie hin zu einer  
lupenreinen Diktatur. Präsident Erdogan reißt die alleinige Macht an  
sich, lässt willkürlich tausende vermeintliche Staatsfeinde verhaften 
- und Zehntausende jubeln ihm zu. Donald Trump, der zu Beginn seiner  
Präsidentschaftskandidatur allenfalls als Schießbudenfigur mit  
Wallehaar verspottet wurde, ist jetzt offizieller Kandidat der  
Republikaner und hat gar nicht mal so schlechte Chancen, in die  
Fußstapfen von Dwight D. Eisenhower, Gerald Ford und George W. Bush  
zu treten. Er stößt düstere Drohungen gegen Muslime und  
Armutsflüchtlinge aus, will Mauern bauen und seine Konkurrentin  
Hillary Clinton wohl am liebsten auf einem Scheiterhaufen stehen  
sehen. Und Zehntausende jubeln ihm zu. Russlands Präsident Putin hat  
sein Land Stück für Stück in die Isolation getrieben, in einen  
fatalen Krieg verwickelt, paktiert mit Machthabern, die ihm nicht  
hinsichtlich ideeller Werte und Überzeugungen nahestehen, sondern  
hinsichtlich der Kaltschnäuzigkeit, mit der sie ihre Interessen  
verfolgen und durchsetzen. Und auch ihm jubeln Zehntausende zu. Angst 
sollte es uns machen, wenn die Welt die Balance verliert. Wenn immer  
mehr Menschen über Macht verfügen, die nicht einmal so tun, als  
würden sie ausschließlich zum Wohl ihres Volkes wirken wollen. Wenn  
immer mehr Menschen glauben, dass man nur einen starken Mann mit  
martialischen Sprüchen an die Spitze eines Staates stellen muss, und  
alles wird wie von Zauberhand wieder gut. Angst darf es uns machen,  
wenn wir die Welt, wie wir sie kannten, erst einmal ad acta legen  
müssen. Es ist ein schrecklicher Gedanke, dass die jahrzehntelange  
Periode weitgehender Stabilität und des Friedens im Land vielleicht  
unterbrochen ist. Dorthin zurück zu kommen, muss jedoch unser  
wichtigstes, unser einziges Ziel sein. Deutschland ist eine  
hochgebildete, hochtechnisierte Zivilisation. Weglaufen ist im Jahr  
2016 kein Ausweg. Sich von Angst lähmen zu lassen, ist es auch nicht. 
Die Sicherheit wird in den nächsten Tagen wichtigstes Thema sein. Die 
Politik muss angstfrei besonnene Antworten finden. 
 
 
 
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Mittelbayerische Zeitung 
Redaktion  
Telefon: +49 941 / 207 6023 
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Westfalen-Blatt 
Chef vom Dienst Nachrichten 
Andreas Kolesch 
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