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Schwäbische Zeitung: Keine sichere Insel mehr - Leitartikel zu München

Geschrieben am 22-07-2016

Ravensburg (ots) - Tote und Verletzte mitten in München. Es wird
über einen Terroranschlag oder Amoklauf spekuliert, nach den Tätern
fahndet die Polizei noch Stunden nach den Schüssen. Die Eliteeinheit
GSG9 ist auf dem Weg in die bayerische Landeshauptstadt. Eine seriöse
Einordnung kann es zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Kommentars
nicht geben.

Die Faktenlage ist völlig unklar, und dennoch werden in den
sozialen Medien Gerüchte, Meinungen und Fotos gepostet, die in jeder
Hinsicht menschenverachtend und pietätslos sind. Gefälschte Bilder
sind im Umlauf. Schuldzuweisungen werden vor allem von
Rechtsradikalen formuliert, denen die Toten offensichtlich in ihr
Kalkül passen.

Die Polizei muss mehrfach darum bitten, keine Bilder von ihrem
Einsatz in Umlauf zu bringen, damit die Beamten nicht zusätzlich
gefährdet werden. Es ist hanebüchen und schlichtweg widerlich,
deshalb den Sicherheitskräften den Versuch einer Zensur zu
unterstellen.

Aus all diesen Gründen gilt es als allererstes, den
Hinterbliebenen der Opfer aufrichtiges Beileid und Mitgefühl
auszudrücken und den Verletzten Glück zu wünschen. Darüber hinaus
gilt ein Dank der Polizei, die sich in einem ausgesprochen
schwierigen Einsatz befindet. Auch muss herausgestellt werden, dass
im Internet Tausende ihre Wohnungen als Zufluchtsort fremden Menschen
angeboten haben, die in München durch die Terrorlage festsaßen.

Aber es bleibt vor allem Ratlosigkeit, Betroffenheit und ein
Gefühl der Angst. Egal, was auch passiert, alles scheint plötzlich
möglich zu sein. Die Erinnerungen an die feigen Attentate von
Brüssel, Istanbul, Nizza und Würzburg bestimmen die Gedanken. Die
Unsicherheit wächst jetzt auch in der Bundesrepublik.

Wahrscheinlich ist es an der Zeit, dass sich Deutschland um neue
Sicherheitskonzepte bemüht. Das lange gelebte Gefühl einer fast
absoluten Sicherheit bröckelt dramatisch. Die geschützte Insel
Deutschland, deren Bewohner sich meistens als Zuschauer aus der Ferne
über Tod und Schrecken in aller Welt informierten, gibt es nicht
mehr.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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