Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Türkei
Geschrieben am 18-07-2016 |   
 
 Bielefeld (ots) - Es hätte die große Stunde des Präsidenten werden 
können. Man versuche nur einmal, sich vorzustellen, Erdogan hätte  
nach der Niederschlagung des Putschversuches den türkischen  
Rechtsstaat beschworen und die Unverletzlichkeit der geltenden  
demokratischen Regeln betont - die europäischen Nachbarn hätten ihm  
gestern den roten Teppich ausgerollt und vermutlich wäre der eine  
oder andere Zweifler eines EU-Beitritts verstummt. 
 
   Doch der Präsident spielt sich als rachsüchtiger Alleinherrscher  
auf, der sich auch nicht scheut, das Tabu der Todesstrafe zu brechen. 
Erdogan hat nach dem Angriff auf den Staatsapparat alle Chancen für  
einen Aufstieg zum achtbaren Staatspräsidenten eines EU-reifen Landes 
in der Hand gehabt - und verspielt. Denn längst gibt es einen  
einstimmigen Chor aus den Regierungshauptstädten und der EU-Zentrale: 
Für eine Türkei, in der politische Gegner und Putschisten nach  
erkennbar lange vorbereiteten Listen verhaftet und mutmaßlich in  
Schnellverfahren zum Tode verurteilt werden, hat keinen Platz in der  
EU. 
 
   Doch die Gemeinschaft muss erst noch beweisen, dass sie ihre Worte 
auch ernst meint. Der Interessenkonflikt in der Flüchtlingsfrage ist  
groß. Die EU braucht Ankara, um die Zuwanderung von Flüchtlingen auch 
weiter stoppen zu können. Erdogan weiß, dass er die Partner in der  
Hand hat. 
 
   Mehr als einmal haben er selbst und seine Marionetten-Regierung  
offen damit gedroht, im Falle missliebiger Einmischungen der Europäer 
in innertürkische Fragen die bisherigen Grenzkontrollen einzustellen. 
Das Wort Erpressung erscheint hier angebracht. Ein Abbruch der  
Beitrittsgespräche wegen Wiedereinführung der Todesstrafe wäre kein  
Akt, den Brüssel vollzieht, sondern eine Reaktion auf das  
inakzeptable Verhalten der Staatsführung in Ankara. Die EU würde ihre 
Seele verkaufen, wenn sie so täte, als sei nichts geschehen, und  
damit am Ende auch noch den Rachefeldzug Erdogans billigte. Die  
Glaubwürdigkeit der EU entscheidet sich gerade am Bosporus. 
 
   Dabei soll niemand so tun, als müsse man überrascht sein. Das  
unerträgliche Verhalten Erdogans nach der Armenien-Resolution des  
Bundestages zeigte bereits, wie wenig der Staatspräsident von  
demokratischen Werten, gegenseitigem Respekt und Toleranz hält.  
Unterm Strich bleibt der Eindruck eines zwar strategisch wichtigen  
Partners, aber letztlich doch unsicheren Kantonisten, den man sich da 
ins Boot holen will. Innenpolitisch mag Erdogan mit seiner Art,  
politische Gegner auch jenseits der eigenen Grenzen zu verfolgen,  
punkten können - was nicht für die Türkei spricht. 
 
   Dem Ansehen und übrigens auch der wirtschaftspolitischen Stellung  
seines Landes hat Erdogan schon oft schwer geschadet. Er wiederholt  
diesen Fehler immer wieder. 
 
 
 
Pressekontakt: 
Westfalen-Blatt 
Chef vom Dienst Nachrichten 
Andreas Kolesch 
Telefon: 0521 - 585261
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