| | | Geschrieben am 16-11-2015 Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel von Reinhard Zweigler zu Paris/Reaktionen in der deutschen Politik:
 | 
 
 Regensburg (ots) - In Krisenzeiten sei es für den ehrenhaften
 Menschen nicht am schwersten, seine Pflicht zu tun, sondern sie
 überhaupt zu kennen, schrieb einst der heute weithin vergessene
 französische Staatsphilosoph und Gegner der Revolution von 1789 Louis
 Gabriel Ambroise Vicomte de Bonald. Nach den blutigen Anschlägen von
 Paris erfasste eine Welle der Anteilnahme und der Solidarität auch
 Deutschland. Doch darüber, was genau jetzt die Pflicht der
 verantwortlichen Politiker ist, entbrannte unter der Hand ein übler
 Streit. Bayerns Finanz-Staatsminister mit dem Drang zu noch Höherem,
 Markus Söder, brachte nur wenige Stunden nach den Schüssen und
 Explosionen in der französischen Hauptstadt Grenzschließungen ins
 Gespräch. Gemeint war jedoch eine völlige Umkehr in der
 Flüchtlingspolitik. Die Abkehr von Merkels leichtfertigen Sätzen,
 wie: "Wir schaffen das!", "Unsere Grenzen sind offen" oder "Asyl
 kennt keine Obergrenze". Söder hat mit seinem flotten Satz jedoch
 nicht nur die bisherige liberale Flüchtlingspolitik von Merkels
 Bundesregierung infrage gestellt - damit ist er innerhalb der Union
 längst nicht der Einzige - sondern er bedient auch einen schlimmen
 Kurzschluss: dass Flüchtlinge potenzielle Terroristen sein könnten.
 Doch damit stellt er Menschen, die vor Krieg, Hunger und Verfolgung
 geflohen sind, etwa aus Syrien, unter Generalverdacht. Gewollt oder
 unbeabsichtigt? Wie auch immer: Söder leitet Wasser auf die Mühlen
 der Flüchtlings- und Fremdenhasser hierzulande. Dass er eine solche
 Wirkung bewusst einkalkuliert hat, kann man Söder nicht unterstellen.
 Nur muss sich ein solch kluger Seehofer-Nachfolgekandidat fragen
 lassen, ob er mit Stimmungsmache seine Chancen auf den
 Landesvatersessel aufbessern will. Der zuletzt viel gescholtene
 Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat in der jetzigen
 Herausforderung dagegen gezeigt, wie notwendig Entschlossenheit, aber
 auch ein kühler Kopf sind. Die deutschen Außengrenzen werden
 wirkungsvoller und sichtbarer überwacht, ebenso Bahnhöfe und
 Flughäfen. Flüchtlingsunterkünfte werden vorsorglich besser
 geschützt, auch vor rechtsextremen Brandstiftern. Der deutsche Staat
 reagiert mit seinen Institutionen, etwa Bundespolizei,
 Bundeskriminalamt, Verfassungsschutz und - dem zuletzt heftig
 kritisierten - Auslandsgeheimdienst BND auf die jetzige
 terroristische Bedrohung angemessen. Ob islamistische Terroranschläge
 in Deutschland weiterhin verhindert werden können, steht auf einem
 anderen Blatt. Offene, freie, demokratische Gesellschaften können nie
 zu 100 Prozent abgesichert werden. Diese bittere Wahrheit gilt nach
 Paris weiterhin. Freilich wird sich auch in der deutschen Politik
 nach Paris zumindest etwas ändern. Dass es nach dem freundlichen
 Willkommens-Chaos, das sich allerdings bald als Überforderungsfall
 für Kommunen und Landkreise entpuppte, Änderungen geben wird, pfeifen
 inzwischen die Spatzen von den Dächern - auch von denen des
 Kanzleramtes. Sowohl Kanzlerin Angela Merkel, als auch SPD-Chef
 Sigmar Gabriel plädieren mittlerweile für feste Kontingente, nach
 denen Deutschland künftig Kriegsflüchtlinge aufnehmen wird. Im
 Leitantrag zum CSU-Parteitag am Wochenende heißt es ähnlich. Dies ist
 in gewisser Weise eine Kurswende, obwohl sie keiner in der
 Großkoalition so nennen mag. Nur hat sie nichts mit Söders
 Mutmaßungen und Schwarzmalereien zu tun. Wirksame Kontrollen an den
 deutschen sowie an den EU-Außengrenzen, eine durchgehende
 Registrierung der Flüchtlinge, die bei uns aufgenommen werden, sind
 keine Schwäche, sondern eine notwendige Voraussetzung für ein
 friedliches, tolerantes Gemeinwesen.
 
 
 
 Pressekontakt:
 Mittelbayerische Zeitung
 Redaktion
 Telefon: +49 941 / 207 6023
 nachrichten@mittelbayerische.de
 
 Kontaktinformationen:
 
 Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
 Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
 
 Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
 Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
 
 Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
 Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
 
 http://www.bankkaufmann.com/topics.html
 
 Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
 
 @-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
 Schulstr. 18
 D-91245 Simmelsdorf
 
 E-Mail: media(at)at-symbol.de
 
 579722
 
 weitere Artikel:
 
 | 
Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zur Außenpolitik von Frank-Walter Steinmeier Stuttgart (ots) - Spätestens seit den Terroranschlägen am  
vergangenen Wochenende ist klar: Der Westen hat seinen Teil dazu  
beigetragen, dass dieses blutrünstige Monster überhaupt erst  
entstand, das nach der halben Welt greifen will. Es zu vernichten  
erfordert mehr als die rhetorischen Taschenspielertricks, die der  
deutsche Chefdiplomat aufführt. Wer das Monster Islamischer Staat  
besiegen will, muss vor allem glaubwürdig sein - keine Mission mehr  
für Frank-Walter Steinmeier. 
 
 
 
Pressekontakt: 
Stuttgarter Nachrichten 
Chef vom mehr...
 
Badische Zeitung: Paris nach dem IS-Massaker / Pathos und Parolen
Kommentar von Thomas Hauser Freiburg (ots) - Im Schloss Versailles und vor beiden  
Parlamentskammern hat Präsident François Hollande seine Landsleute   
auf entschlossene Zuversicht eingeschworen.  Die Republik befinde  
sich im Krieg, werde  den Terror aber besiegen. Gut gebrüllt, Kater.  
Denn mit der Einheit der Nation, die es bräuchte, um das Land gegen  
das einsickernde Gift des IS-Terrors     zu immunisieren, ist es  
nicht weit her. Die Polizei tritt zwar entschlossen auf, aber die  
politischen Lager versuchen Kapital für sich zu schlagen, statt  
gemeinsam dem mehr...
 
Westfalenpost: Arbeit gerecht bezahlen / Kommentar von Carsten Menzel zur Begrenzung der Leiharbeit Hagen (ots) - Es ist der alte Antagonismus zwischen Gerechtigkeit  
und Wettbewerbsfähigkeit: Die Arbeitnehmerseite begrüßt die geplanten 
Neuregelungen zur Leiharbeit; die Arbeitgeberseite lehnt sie vehement 
ab. Letztere argumentieren damit, dass die Lohnkosten nicht (noch)  
weiter steigen dürften. Völlig unrecht haben beide Seiten dabei  
nicht. Dabei ist der Reformansatz der Bundesarbeitsministerin  
durchaus geboten: Sie will den Missbrauch von Leiharbeit - Stichwort: 
Lohndumping - verhindern. Oder zumindest begrenzen. Das kann und muss mehr...
 
Westfalenpost: Wir müssen für unsere Freiheit kämpfen / Kommentar von Martin Korte zu den Folgen der Anschläge Hagen (ots) - In ein paar Tagen wird die Trauer über die  
schrecklichen Attentate von Paris verblasst sein. Das ist menschlich; 
nach Charlie Hebdo, nach dem Absturz des russischen Ferienfliegers,  
nach der Attacke auf das Touristenhotel in Tunesien war das nicht  
anders. Gefühle sind wichtig, doch sie ändern nichts: Wir müssen  
Konsequenzen aus den Anschlägen ziehen - und zwar sofort. Denn dass  
Deutschland und andere Länder Europas wahrscheinlich schon in Kürze  
in das Fadenkreuz der IS-Terroristen rücken, das ist so gut wie  
sicher. Bisher mehr...
 
BERLINER MORGENPOST: Alle gegen einen / Kommentar von Jochim Stoltenberg Berlin (ots) - Auch für die internationale Politik gilt, dass die  
Hoffnung zuletzt stirbt. Wann, wenn nicht jetzt, sind die  
Weltenlenker in Nord und Süd, in West und Ost, allen voran die in  
Amerika, Europa und im Nahen Osten, aufgerufen, gemeinsam über alle  
ideologischen Gräben hinweg dem "Islamischen Staat" (IS) die Stirn zu 
bieten? Der IS kämpft gegen uns alle. Konsequenz daraus kann nur  
gemeinsames Handeln sein. Das zwingt, da der IS keinen Verhandlungen  
zugänglich ist, auch zu entschlossener, vereinter militärischer  
Gegenwehr. mehr...
 
 | 
 | 
 | Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
 
 LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
 durchschnittliche Punktzahl: 0
 Stimmen: 0
 
 
 
 |