(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Zerrüttetes Verhältnis - Leitartikel zu Seehofers Drohung einer Verfassungsklage

Geschrieben am 09-10-2015

Ravensburg (ots) - Das ist eine ernste Koalitionskrise. Horst
Seehofer droht Angela Merkel mit Verfassungsklage in Karlsruhe.
Sicher, das Verhältnis Merkel-Seehofer war nie unbelastet. Doch
daran, dass jetzt diese Eskalationsstufe erreicht wird, ist diesmal
nicht nur der gewohnte Populismus von Seehofer schuld, sondern auch
die Vorgehensweise der Kanzlerin.

Merkel hatte schon bei der Aufnahme der Flüchtlinge aus Ungarn die
Länder nicht vorab informiert von ihrem Entschluss. Ein
Kardinalfehler, denn sie hat diejenigen uninformiert gelassen, die es
am stärksten trifft. Das vergessen Landesfürsten wie Seehofer nicht.

Im Kreise der Ministerpräsidenten ist er zwar nicht allzu beliebt,
seine Solidarität gegenüber den anderen Ländern gilt als nicht sehr
ausgeprägt. Doch in den vergangenen Tagen äußerten viele seiner
Kollegen pures Mitgefühl für Seehofer, auch Respekt. Er hat - wie
kein anderer Länderchef - die Flüchtlingskrise zu bewältigen.

Seehofer handelt auf der einen Seite entschlossen, weiß aber nicht
mehr, wie es weitergehen soll. Deshalb zeigt er sich unbeeindruckt
von Merkels Positionen. Die hatte bei Anne Will wissen lassen, dass
sie als Vorsitzende einer christlichen Partei nicht anders handeln
konnte. Seehofer, Vorsitzender der ebenso christlichen
Schwesterpartei, denkt anders. Auch viele CDU-Politiker fragen
bereits, ob es denn christlicher sei, die Flüchtlinge kommen zu
lassen und sie dann nicht mehr versorgen zu können.

Jetzt zogen der bayerische Ministerpräsident und sein
Innenminister Herrmann die Schrauben an. Die angedrohte Klage des
Freistaats ist eine Form von Erpressung. Seehofer will von der
Kanzlerin ein klares Signal, dass die Grenzen der Belastbarkeit
erreicht sind. Merkel hat dies Signal gescheut, auch um nicht erst
recht einen Riesenandrang von Flüchtlingen zu verursachen, die auf
den letzten Drücker Deutschland erreichen wollen. Doch sie wird das
Signal geben müssen. Nicht zuletzt, weil Horst Seehofer immer mehr
Politiker der Union hinter sich versammelt.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

577249

weitere Artikel:
  • Thüringische Landeszeitung: Ängste ernst nehmen - TTIP muss demokratisch verhandelt werden / Leitartikel von Jan-Henrik Wiebe zum den Anti-TTIP-Protesten Weimar (ots) - Ganz ähnlich wie in der Flüchtlingspolitik zeigt sich auch beim Trantsatlantischen Freihandelsabkommen (TTIP), dass sich Geheimpolitik nicht lohnt. Viele Bürger machen sich Sorgen vor dem, was dort ausgehandelt wird, und befürchten, dass die hohen deutschen beziehungsweise europäischen Standards abgesenkt werden könnten und bald amerikanische Chlor-Hühnchen in den Supermarktregalen liegen. Was wirklich in den Geheimverhandlungen beraten wird, dringt nur selten nach außen. Das bereitet vielen Bürgen Sorgen. Diese mehr...

  • Rheinische Post: Arbeitgeber fordern vollständige Abschaffung des Zeitarbeitsverbots für Flüchtlinge Düsseldorf (ots) - Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) hat die Bundesregierung aufgefordert, das Beschäftigungsverbot für Flüchtlinge in der Zeitarbeit vollständig abzuschaffen. Das geht aus einer Stellungnahme der BDA für die heutige Innenausschusssitzung des Bundestages hervor, die der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagausgabe) vorliegt. "Statt einer Abschaffung dieses Verbots - so wie es vom Koalitionsausschuss beschlossen wurde - wurden lediglich wenige Ausnahmen vorgesehen, sodass mehr...

  • Redaktionsnetzwerk Deutschland: Grünen-Chef Özdemir fordert Ende der Gespräche mit Erdogan Hannover (ots) - Nach dem Terroranschlag in der Türkei hat der Bundesvorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan vorgeworfen, das Chaos in der Türkei anzuheizen. "Die Polizei macht ihre Arbeit nicht - wie so häufig in jüngster Zeit, wenn Bomben detonierten", sagte Özdemir dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Montagausgaben), zu dem mehr als 30 Tageszeitungen gehören. "Wer sein eigenes Land ins Chaos stürzt, weil er Angst davor hat, im Falle einer Wahlniederlage für seine Untaten zur Rechenschaft mehr...

  • Rheinische Post: De Maizière fordert Schnell-Verfahren für Flüchtlinge in Transitzonen an den Grenzen Düsseldorf (ots) - Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat sich für eine rasche Abschiebung aussichtsloser Asylbewerber in speziellen Transitzonen an den Grenzen ausgesprochen. "Es geht mir um schnelle Verfahren für Asylbewerber, deren Antrag offensichtlich unbegründet ist", sagte de Maizière der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagausgabe). Diese Personen könnten in Einrichtungen an der Grenze bis zum Abschluss ihres Asylverfahrens bleiben, das seien nur wenige Stunden oder Tage, und dann direkt in ihre mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Sachsen-Anhalts Verfassungsschutz warnt vor einer Radikalisierung der Gesellschaft Halle (ots) - Magdeburg/MZ - Der sachsen-anhaltische Verfassungsschutz hat angesichts des Flüchtlingszustroms vor einer drastischen Zunahme von Fremdenfeindlichkeit und einer Radikalisierung der Gesellschaft gewarnt. "Die Situation ist ernst, wir wissen derzeit noch nicht genau, wo das noch hingeht", sagte der Chef des Verfassungsschutzes, Jochen Hollmann, im Gespräch mit der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Montagausgabe) Da man noch ganz am Anfang stehe, die Flüchtlinge unterzubringen, sei unklar, "welche Regungen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht