(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Frankreich

Geschrieben am 23-03-2015

Bielefeld (ots) - Richtig zufrieden war keiner. Die
Departement-Wahlen in Frankreich, denen man zu Recht nationale
Bedeutung beimessen kann, weil sie landesweit stattfanden, waren ein
Test für die Regierung, für die bürgerliche Opposition und auch für
die rechtsextreme Front National (FN). Alle erklärten sich zum
Gewinner. Aber weder lag die sozialistische Regierungspartei (PS) mit
ihren 21 Prozent vor der FN, noch konnte die FN mit ihren 26 Prozent
an der bürgerlichen UMP (29 Prozent) vorbeiziehen und den Platz der
»ersten Partei Frankreichs« belegen. Und Nicolas Sarkozy, der
eigentliche Gewinner, der frühere Präsident und jetzige Chef der UMP,
weiß, dass diese Wahl trotz seines Erfolgs die klassische
Links-Rechts-Teilung aufgebrochen hat. Es gibt jetzt drei Formationen
in Frankreich: den Linksblock, den Bürgerblock und die
Rechtskonservativen. Das macht das politische Leben in Frankreich
komplizierter. Diese komplexe Situation wird schon am nächsten
Sonntag zum Tragen kommen. In mehr als 500 Landkreisen kommt es zu
Stichwahlen. Es wird vor allem dann spannend, wenn ein Kandidat der
FN gegen einen Kandidaten der Linken antritt. Denn dann wird man
sehen, ob Sarkozys Empfehlung, in diesen Fällen gar nicht zu wählen,
befolgt wird. Nach den Umfragen sind zwei Drittel der UMP-Wähler
gegen die FN, aber deswegen werden sie einem linken Kandidaten
keineswegs den Steigbügel halten wollen. Das umso mehr, als die FN
von ihren Maximalforderungen abrückt. Man kann festhalten: Sollte die
FN jemals an die Regierung kommen, dann ist der Euro ein
Reformprojekt, der Austritt aus der Nato dagegen ist klares Ziel, de
Gaulle dient als Vorbild. Ebenso klar aber ist, dass Frankreich
Mitglied in der EU bleibt. Auch hier steht die FN im geopolitischen
Schatten des Generals. Alles andere sind Tartarenmeldungen, die die
Bürgerlichen und die Linken verbreiten, um potentielle FN-Wähler
abzuschrecken. In der Innen- und Finanzpolitik sind die Vorstellungen
vage bis demagogisch. Hier ähnelt die FN der neuen griechischen
Regierung, die auch erst durch die Begegnung mit der Wirklichkeit
lernt, was politische Verantwortung heißt. Schon jetzt hat die FN die
Parteienlandschaft umgepflügt und sich auch auf dem Land in den
Departements etabliert. Die Linke hat weniger verloren als gedacht,
vorwiegend weil sie durch Angstmache ihre Wähler mobilisieren konnte.
Das wird künftig nicht mehr reichen. Eigene Akzente zu setzen, den
Rechtskonservativen die Themen zu nehmen - genau darin lag der Erfolg
der Bürgerlichen. Sarkozy hat diese Akzente gesetzt, zum Beispiel mit
der Forderung, auch Schweinefleisch in Schulkantinen anzubieten und
Schleier und Kopftuch an den Universitäten und Schulen zu verbieten.
Sarkozys Ruck nach rechts hat sich ausgezahlt. Aber die fünf
Millionen Wähler der FN sind eine Größe, die man nicht ewig rechts
liegen lassen wird.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

563495

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Griechenland Bielefeld (ots) - Jassas, Alexis Tsipras. Hallo. Kalos Orissate. Willkommen. Sie haben sich mit ihrem Besuch in Deutschland Zeit gelassen. Die Kanzlerin und ihr Finanzminister hätten Sie und Ihre Kabinettskollegen gerne eher begrüßt. Vielleicht wäre so das eine oder andere verbale Scharmützel der vergangenen Wochen vermieden worden. Auf jeden Fall hätte es für einen, dessen Staatskasse leer ist und der Unterstützung braucht, einen besseren Eindruck gemacht, wenn er nicht auf den letzten Drücker anreist. Mag sein, geehrter Herr Tsipras, mehr...

  • Weser-Kurier: Kommentar von Hans-Ulrich Brandt über Merkel und Tsipras Bremen (ots) - Kehrt jetzt die Sachlichkeit in die Gespräche zwischen Athen und Berlin zurück? Wird statt übereinander herzufallen endlich wieder miteinander geredet? Der Auftakt des Treffens zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras jedenfalls verlief vorsichtig hoffnungsvoll. Auch wenn die gemeinsame Pressekonferenz im Berliner Kanzleramt schnell klarmachte, wie tief der Graben zwischen beiden Ländern ist: Sowohl Merkel als auch Tsipras waren sichtlich bemüht, kein weiteres Öl ins Feuer mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Merkel trifft Tsipras Frühlingsgefühle Alexandra Jacobson, Berlin Bielefeld (ots) - Vielleicht hat der Besuch des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras bei Bundeskanzlerin Angela Merkel den Boden für eine vorsichtige Annäherung bereitet. Die Verwerfungen der vergangenen Wochen bestanden ja nicht nur in politischen Differenzen. Es ging auch um eine vergiftete Atmosphäre. Tsipras sprach gestern nicht nur vom Frühlingswetter, das er nach Berlin mitgebracht habe. Er distanzierte sich erfreulich klar von all den Karikaturen in der eigenen Parteizeitung, die immer wieder deutsche Politiker mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Patienten unterversorgt Wenn der Schmerz zur Krankheit wird Peter Stuckhard Bielefeld (ots) - Es geht nicht um Zahnschmerzen oder den gemeinen Hexenschuss, der oft die Ursache von Rückenschmerzen ist. Es geht auch nicht um gelegentlichen Kopfschmerz. Haus- und Fachärzte, da darf man als Patient zuversichtlich sein, sind in der Lage, solche Schmerzen zu behandeln, auch wenn sie schwer sind. Die spezielle Schmerztherapie ist sozusagen der Fachbereich für die hoffnungslosen Fälle, an denen sich häufig schon andere Ärzte abgearbeitet haben. In solchen Fällen kann sich Schmerz völlig verselbstständigen und vom mehr...

  • neues deutschland: Berlins Regierender Bürgermeister Müller: Solidarische Stadt statt Olympia Berlin (ots) - Nach der gescheiterten Bewerbung Berlins für die Olympischen Spiele nennt der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) "Wissenschaft und Kultur" als "Säulen der Wirtschafts- und Arbeitsplatzentwicklung". "Auch jenseits von Olympia investieren wir in mehr Mobilität, in mehr Wohnen, in Barrierefreiheit, in Bildung", sagte Müller der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland" (Donnerstagausgabe). Müller sprach sich außerdem dafür aus, Volksabstimmungen einzuführen, die der Senat zu wichtigen stadtpolitischen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht