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Westfalen-Blatt: zum Armutsbericht

Geschrieben am 19-02-2015

Bielefeld (ots) - Arm! Klingt eindeutig, ist es aber nicht.
Offiziell gilt ein Mensch als arm, wenn er weniger als 60 Prozent des
mittleren Einkommens verdient. Doch Armut ist viel mehr als der
Betrag auf dem Gehaltsscheck. Schlechte Zukunftsperspektiven, ein
fehlendes soziales Netz und Ungleichbehandlung sind mindestens
genauso wichtige Aspekte. Denn in Deutschland werden bestimmte
Gesellschaftsgruppen an den Rand gedrängt. Alleinerziehende haben es
besonders schwer. Sie müssen nicht nur den alltäglichen Ballast auf
zwei Schultern stemmen, sondern in den meisten Fällen permanent den
Kampf gegen die klamme Haushaltskasse führen. Hinzu kommt der immer
noch nicht ideale Zustand des Kita-Systems. Der viel gelobte Ausbau
bedeutet nämlich nicht automatisch Flexibilität. Doch darauf sind vor
allem Mütter ohne Partner angewiesen, um nicht in die Armutsfalle
abzurutschen. Wer kein funktionierendes familiäres Netz hat,
scheitert schnell. Gleiches gilt für Rentner. Sie sind laut
Armutsbericht eine weitere von Armut stark gefährdete Gruppe. Wie
fühlt es sich wohl an, wenn man sein Leben lang hart gearbeitet hat
und im hohen Alter plötzlich darauf angewiesen ist, dass die Kinder
die Pflege bezahlen oder man das eigene Haus versetzen muss? Auch das
ist ein Gesicht der Armut. Die Generation der heute 50- bis
65-Jährigen erlebt etwas völlig Neues. Sie können nicht sagen, dass
ihre Kinder es finanziell besser haben werden als sie. So war es
jahrzehntelang Usus. Sie müssen oft den Kindern in der Ausbildung und
dann als junge Familie unter die Arme greifen sowie gleichzeitig die
Eltern im Alter unterstützen. Die wenigsten jungen Paare können es
sich leisten, dass nur ein Elternteil arbeiten geht, um die Familie
in einer Zeit enormer Lebenshaltungskosten zu ernähren. Natürlich
gehen junge Frauen häufig gerne wieder arbeiten nach der Babypause.
Aber Fakt ist auch: Viele müssen es. Die Zeiten, in denen ein
Durchschnittsverdiener eine fünfköpfige Familie ernährte, sind
angesichts von Minijobs, unterwanderten Mindestlöhnen und
Zeitverträgen vorbei. Selbstverständlich sind junge Familien nicht
per se arm. Doch Kinder zählen als Armutsrisiko - leider. Dieser
Wandel gehört zur traurigen Wahrheit dazu wie die Angst vor
Altersarmut und die Kluft zwischen Armen und Reichen. Wer in OWL
wohnt, hat Glück. Das Armutsrisiko ist weitaus geringer als
beispielsweise im Ruhrgebiet. NRW fällt regional auseinander. Die
unterschiedliche wirtschaftliche Kraft legt den Grundstein. Die
Bevölkerungsstruktur tut ihr Übriges. Weniger Alleinerziehende, mehr
Senioren mit akzeptablen Renten: Das sind nur zwei Aspekte zur
Erklärung abseits der ökonomischen Stärke der Region. Angesichts
dessen steht eines fest: Es wird Zeit, dass der Solidaritätszuschlag
geändert wird. Viele Städte im Westen haben die Finanzspritze nötiger
als Kommunen im Osten.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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