(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Politische Bildung nötig Zu den Pegida-Köpfen und zum Umgang mit ihnen

Geschrieben am 19-01-2015

Cottbus (ots) - Frank Richter ist ein besonnener Mann. Über Wochen
hat der Chef der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung
einen Draht zu den Drahtziehern der Pegida-Demos gespannt. Lange war
Richter der Einzige, mit dem Lutz Bachmann und Kathrin Oertel
überhaupt sprechen wollten. Mit der ihrer Meinung nach abgehobenen
Politik wollten sie nicht, schon gar nicht mit der "Lügenpresse".
Frank Richter erklärte in der überhitzten Studioluft der großen
Talkshows die Dresdner Verhältnisse - ruhig, empathisch, wie ein
Seelsorger eben. Doch an diesem Montag regten sich alle auf über
Frank Richter und die seltsame Art der politischen Bildung in
Sachsen. Denn dass die so störrischen Pegidas ausgerechnet in der
weißen Villa der Landeszentrale zum ersten Mal vor die Presse treten,
ist schon ein Vorkommnis. Und doch: Dass Richter Pegida für den
Brückenschlag zu den Medien quasi Asyl bot, war richtig. Denn es
liegt längst im öffentlichen Interesse, mit den Wortführern der
Bewegung ins Gespräch zu kommen. Wer von Bachmann und seinen Leuten
ein Einlenken fordert, wer sie auf den Weg den ordentlichen Dienstweg
zurückverweisen will, der sollte auch selbst einen Schritt nach vorn
wagen. Wenn eines deutlich wurde bei Pegidas Auftritt vor den
Kameras, dann das Amateurhafte. Hier sind keine Profis am Werk, keine
Polit-PR-Strategen, keine gewandten Spin-Doktoren. Stattdessen eine
Clique, der es ohne das alles gelungen ist, 25000 Leute
zusammenzutrommeln. Die "gegen Islamisierung" in ihren Namen schrieb,
sich nun aber wundert, dass man sie als Islamfeinde tituliert. Die
die Unzufriedenen um sich sammelte, und dann die organisierten
Rechtsextremen und die irren Verschwörungstheoretiker nicht mehr
abschütteln konnte. Die jetzt heillos überfordert dasteht. Und sich
obendrein im Fokus international agierender Terrorgruppen
wiederfindet.

Nein, sowas kannten wir bislang nicht. Politischer Protest auf den
Straßen kam sonst immer von links. Doch die Kategorien von früher
funktionieren nicht mehr. In Dresden, der Stadt der alljährlichen
Februar-Aufläufe, verschwimmen die Grenzen zwischen Pro und No. Jetzt
auf einmal protestieren da Lausitzer Omas, erzgebirgische
Familienväter und Dresdner Mittelständler zusammen mit einem
Halbwelt-King aus Coswig, der gerade wegen nicht gezahlter Alimente
vor Gericht steht. Gemeinsam haben sie eines: Sie halten Politik für
eine geschlossene Veranstaltung einiger weniger. Eben der
Privilegierten, die wissen, wie man Kontakte knüpft, öffentlich
Präsenz zeigt, Pressemitteilungen schreibt. Dass das nicht stimmt,
sollte ihnen schleunigst bewiesen werden. Auch das muss politische
Bildung leisten.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

559331

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Demonstrationsrecht Bielefeld (ots) - Der islamistische Terror schränkt die Freiheit in Deutschland ein. Ganz gleich, welche fragwürdigen Ansichten 20 000 »Pegida«-Anhänger in Dresden vertreten: Jeder hat in Deutschland das Recht, seine Meinung offen zu äußern. Das muss der Staat unter allen Umständen garantieren. Denn es gibt keine Freiheit ohne Sicherheit. Wer den Islam kritisieren will, darf dies tun. Doch in diesen aufgeregten Zeiten werden die Leute bedroht, die auf die negativen Seiten des Islams als Religion und Kultur hinweisen wollen. In Dresden mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum geplanten Entgeltgleichheitsgesetz Bielefeld (ots) - Die Unternehmer in Deutschland beklagen eine wuchernde Bürokratie. Zurzeit nerven sie die Folgen der Einführung des Mindestlohns zum 1. Januar, denn die damit verbundenen Dokumentationspflichten sorgen für zusätzliche Papierstapel. Damit nicht genug, bekommen die Buchhalter vermutlich noch mehr zu tun. Von 2016 an müssten sie bei Firmen mit mehr als 500 Mitarbeitern Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern offenlegen, wenn das Entgeltgleichheitsgesetz Realität werden sollte. Natürlich ist es nicht einzusehen, mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Weiter Druck auf Putin = Von Matthias Beermann Düsseldorf (ots) - Der Krieg in der Ostukraine ist wieder voll entbrannt. Wie sollte es auch anders sein? Der Konflikt ist ungelöst. Weiterhin halten pro-russische Separatisten ganze Landstriche besetzt und spielen sich dort als die neuen Herren auf. Unterstützt werden sie von Russland, das aber weiter so tut, als habe es mit der ganzen Angelegenheit nicht das Geringste zu tun. Und auf die ukrainische Regierung wächst angesichts dieser Blockade der innenpolitische Druck, die staatliche Souveränität im Osten des Landes mit Gewalt wiederherzustellen. mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Ausnahme Demo-Verbot = Von Martin Kessler Düsseldorf (ots) - Die in Artikel fünf des Grundgesetzes geschützte Meinungsfreiheit ist ein wesentlicher Eckpfeiler der Demokratie und des Rechtsstaats. Diese Meinung in einer Demonstration kundzutun, gehört ebenfalls zu den Grundrechten jedes Bürgers. Es müssen deshalb gewichtige Gründe dagegen sprechen, eine vom Grundrecht der Meinungsfreiheit gedeckte Demonstration zu verbieten. Die Polizei in Dresden stand sicher vor einer schwierigen Abwägung. Sie muss die Terrordrohungen gegen "Pegida"-Anhänger und Demonstrationen ernst nehmen mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Schwarzer-Peter-Spiel mit Portigon-Kunst = Von Thomas Reisener Düsseldorf (ots) - Die Landesregierung drückt sich vor der Entscheidung zur Zukunft der WestLB-Kunstsammlung. Es geht um eine einfache Entweder-oder-Frage: Stimmt sie dem Verkauf an einen Höchstbietenden zu, wandert die Sammlung in private Hände - staatliche Institutionen haben nicht genug Geld. Stimmt sie einer Schenkung oder einem vergünstigten Verkauf etwa an eine staatliche Stiftung zu, belastet sie den Steuerzahler: Ihm würde der tatsächlich mögliche Verkaufserlös vorenthalten. In dieser Zwickmühle spielen jetzt alle Beteiligten mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht