Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Grünen
Geschrieben am 23-11-2014 |   
 
 Bielefeld (ots) - Der »Veggie Day« ist abgesagt, die Agrarwende  
soll die Verbraucher jetzt zum Guten bekehren. Gut gebrüllt, möchte  
man sagen. Wird es für die nur noch zweitstärkste Oppositionspartei  
im Bundestag immer schwieriger sich Gehör zu verschaffen und Themen  
zu besetzen, tischt sie dem Wahlvolk jetzt das große Wort von der  
Agrarwende auf. Ein Blick auf die Umsetzung der stockenden  
Energiewende lässt allerdings schon jetzt erahnen, wie groß die  
Erfolgsaussichten für das Vorhaben der 8,4-Prozent-Partei sind: sehr  
gering. War die Energiewende von Kanzlerin Angela Merkel unter dem  
Eindruck der Fukushima-Katastrophe noch im breiten politischen  
Konsens eingeleitet worden, wird sich dies beim Agrarthema nicht  
wiederholen. Das liegt aber nicht nur an der Bundestagsarithmetik.  
Der jährlich mit 55 Milliarden Euro subventionierte EU-Agrarmarkt ist 
noch weitaus stärker europaweit verwoben als die Energiebranche. Wenn 
ein Land neue, grundlegend veränderte Produktionsstandards nur für  
sich allein setzt, kann dies eigentlich nicht funktionieren. Wer  
meint, im nationalen Alleingang beispielsweise die Bedingungen für  
die Massentierhaltung verbessern zu müssen - so löblich das  
sicherlich ist -, wird damit die Billigproduzenten ins Ausland  
verdrängen und die Importquote erhöhen. Davon profitiert am Ende  
niemand. »Gutes Essen ist kein Luxus« hieß auf dem Bundesparteitag  
der Grünen. Beim Preisvergleich zwischen einem Kotelett aus der  
Bio-Metzgerei und dem aus der Discounter-Kühltruhe könnten einem da  
allerdings Zweifel kommen. Das Problem: Bio-Produkte sind in den  
meisten Bereichen weiterhin hochpreisige Nischenwaren, die sich viele 
Normalverdiener schlichtweg nicht leisten können. Das belegen auch  
Umfragen, in denen sich in schöner Regelmäßigkeit eine breite  
Mehrheit für die ökologische Nahrungsmittelproduktion ausspricht, die 
Marktanteile in der Realität dem aber bei Weitem nicht entsprechen.  
Sicher, die Grünen greifen mit der Agrarwende ein Thema von globaler  
Tragweite auf. Die fortschreitende Industrialisierung der  
Landwirtschaft richtet große Umweltschäden an. Monokulturen zerstören 
die Artenvielfalt, der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast  
befördert die Entstehung multiresistenter Keime, der Import von  
Futtermitteln aus armen Ländern ist ethisch nicht vertretbar.  
Lösungen können aber, wenn überhaupt, nur auf internationaler Ebene  
gefunden werden. Die Zeichen deuten mit dem transatlantischen  
Freihandelsabkommen TTIP und dem rasant wachsenden Fleischhunger von  
1,4 Milliarden Chinesen allerdings in eine andere Richtung. Da wirkt  
es etwas putzig, wenn die kleine Partei der Grünen jetzt das ethische 
korrekte Essen als ihr Hauptgericht auswählt. Am Ende ist es der  
mündige Verbraucher, der entscheidet, was bei ihm auf den Tisch  
kommt. 
 
 
 
Pressekontakt: 
Westfalen-Blatt 
Nachrichtenleiter 
Andreas Kolesch 
Telefon: 0521 - 585261
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