(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Das wahre Ausmaß ist viel größer = von Vera Zischke

Geschrieben am 30-09-2014

Düsseldorf (ots) - Auch Tage nach Bekanntwerden der
Misshandlungsvorwürfe in drei Flüchtlingseinrichtungen des Landes
ebbt die Empörung nicht ab. Im Gegenteil: Es zeigt sich, dass die
Probleme weitaus größer sind als zunächst angenommen. Es geht nicht
mehr nur um die Frage, wie es passieren konnte, dass vorbestrafte
Gewalttäter als Sicherheitskräfte eingesetzt wurden. Inzwischen geht
es um die Frage, wie das gesamte System der Flüchtlingsversorgung des
Landes derart kollabieren konnte. Wie es sein kann, dass das Land
offenbar derart von den Problemen überrollt wird, dass sich ein
Vize-Regierungspräsident zu der Aussage hinreißen lässt: "Wir sind
froh, dass die Menschen nicht in Zelten schlafen." Sind die Ansprüche
tatsächlich derart gesunken? Offenbar ja. Innenminister Jäger lehnt
die Generalkritik ab, dass hier ein strukturelles Versagen vorliege.
Doch nichts anderes ist es, wenn es nicht gelingt, Menschen
angemessen unterzubringen - und zwar nicht nur in drei Heimen,
sondern flächendeckend in Nordrhein-Westfalen. Dennoch wäre es
falsch, dem Innenminister oder gar der Bezirksregierung allein die
Schuld in die Schuhe zu schieben. Denn dass es immer noch nicht
gelungen ist, die Situation angemessen zu bewältigen - obwohl die
Zahl der Flüchtlinge bereits seit vier Jahren deutlich steigt - hat
viele Gründe. Einer davon ist, dass die Bezirksregierung seit Jahren
finanziell und personell unterversorgt ist - daran trägt auch die
schwarz-gelbe Vorgänger-Regierung ihren Anteil. In Zeiten hoher
Landesverschuldung ist es nicht opportun, zusätzliche Gelder in die
eigene Verwaltung zu stecken. Offensichtlich wurde hier jedoch an der
falschen Stelle gespart. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die
schwierige Standortsuche für Flüchtlingsunterkünfte. Das Land würde
gern mehr Wohnheime eröffnen, findet aber keine geeigneten Immobilien
in den Städten. Die Kommunen wiederum bekommen kräftig Druck von
ihrer Bevölkerung, die sich häufig reflexartig mit
Unterschriftenaktionen gegen Asylbewerberunterkünfte zur Wehr setzt.
Das zynische Motto "Flüchtlingshilfe ja, aber bitte nicht vor meiner
Haustür" sitzt immer noch erschreckend tief in den Köpfen.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@wz.de
www.wz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

549900

weitere Artikel:
  • Neue Westfälische (Bielefeld): Deutsche verbrauchen zu viele Ressourcen Neue Nachdenklichkeit gefragt MATTHIAS BUNGEROTH Bielefeld (ots) - Die Industrienationen betreiben Raubbau an der Natur, zulasten unseres Planeten und der rund 7,2 Milliarden Menschen, die auf ihm leben. Diese Feststellung des World Wildlife Fund (WWF) ist vom Grundsatz her nicht neu, doch sie ist Mahnung genug für jeden, eine neue Nachdenklichkeit an den Tag zu legen. Die Nachdenklichkeit könnte anfangen beim Umfang des täglichen Fleischkonsums. Denn die Fleischproduktion, warnt der WWF, hängt zu großen Teilen von der auf ein gigantisches Maß angewachsenen Sojabohnenproduktion mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Wenige Manipulationen bei Organvergabe In jedem Fall ein Leben retten martin fröhlich Bielefeld (ots) - Es klingt nach einer schlechten Nachricht: Der Verdacht auf Manipulationen bei der Organvergabe in Berlin hat sich bestätigt. Doch dahinter verbirgt sich eine gute Nachricht: Weitere bewusste Manipulationen in anderen deutschen Transplantationszentren sehen die Prüfer nicht. Was bleibt, ist die eigentliche Katastrophe. Die Spendenbereitschaft ist durch die Skandale der vergangenen Jahre drastisch gesunken. Hier sei jedoch die Frage erlaubt, warum das eigentlich so ist. Spendet man seine Organe, weil man einem Kranken mehr...

  • Weser-Kurier: Kommentar von Silke Hellwig zum Bremer Haushalt Bremen (ots) - Glück gehabt - Bremen scheint seinen Haushalt einmal mehr gebändigt zu haben, gerade so. Die Regierung profitiert von legendär niedrigen Zinsen und vertagten Investitionen, sodass offenbar mit Hängen und Würgen die Mehrausgaben ausgeglichen werden können, die sich angekündigt haben. Es ist nichts schändlich daran, Glück zu haben. Im Gegenteil. Die Frage ist nur: Was geschieht bei Pech? Gewiss, von hohen Steuereinnahmen und niedrigen Zinsen profitiert momentan nicht nur Bremen, sondern davon profitieren auch die anderen mehr...

  • Weser-Kurier: Kommentar von Joerg Helge Wagner zur Entwicklung im IS-Konflikt Bremen (ots) - Recep Tayyip Erdogan fliegen die Geister um die Ohren, die er aus der Flasche ließ. Noch als Premier hatte der türkische Präsident die islamistischen Milizen in Syrien klammheimlich gefördert. Das hatte zwei Ziele: Zum einen wollte er dem Regime des verhassten syrischen Diktators Baschir al-Assad schaden - zum anderen ging es darum, die Kurden-Milizen in Syrien, die der verbotenen Kurden-Partei PKK nahestehen, klein zu halten. Beide Ziele hat Erdogan nur zum Teil erreicht, und das um einen hohen Preis: IS-Kämpfer haben mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Gysi war schon mal weiter Zum Streit in Thüringen um den Begriff "Unrechtsstaat" Cottbus (ots) - Die Linkspartei in Thüringen muss sich ihrer Geschichte stellen, wenn sie mithilfe der SPD und der Grünen erstmals den Ministerpräsidenten eines Bundeslandes stellen will. Das ist sie all jenen schuldig, die sie nun regieren will und die nicht Sozialisten sind oder der DDR nachhängen. Das ist sie auch den Sozialdemokraten und Grünen schuldig, die gegen die SED-Diktatur in der Bürgerrechtsbewegung gegründet wurden. Der Hinweis in einer möglichen Koalitionspräambel, dass die DDR "in der Konsequenz" des Fehlens jeglicher mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht