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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Schottland

Geschrieben am 19-09-2014

Bielefeld (ots) - Die Erlösung Europas kommt im Morgengrauen. Als
Counting Officer George Black, der Wahlleiter von Glasgow, kurz vor
fünf Uhr Ortszeit ans Mikrofon tritt, da hat es sich mit der Sorgen
einflößenden Unabhängigkeit für Jahrzehnte erledigt. Danke dafür! Auf
die vielfältig herausgeforderte EU kommt nicht noch ein weiteres
Riesenproblem zu. In Schottlands größter Stadt liegen die Gegner des
Vereinigten Königreichs zwar vorn, aber wie in der anderen Hochburg
Dundee nicht deutlich genug, um die vielen »No«-Stimmen im restlichen
Land noch auszugleichen. Erst eine knappe halbe Stunde später - also
inzwischen gut sieben Stunden nach der Schließung der Wahllokale -
traut sich die vorsichtige BBC die Prognose zu, dass die
Unabhängigkeit wohl abgelehnt worden ist. In der aufgeheizten
Atmosphäre will niemand etwas falsch machen. Auf Beobachter hiesiger
von Hochrechnungen beschleunigter Wahlabende war es geradezu eine
Seelenruhe gewesen, in der bis dahin schon 26 der 32 Wahlbezirke
zwischen Highlands und Hebriden ausgezählt worden waren. Es ist eine
sehr alte Demokratie, die hier bei einer seit gut 60 Jahren nicht
gesehenen Beteiligung von beeindruckenden 85 Prozent auf ihre
traditionelle Art Geschichte geschrieben hat - vorbildlich friedlich
natürlich. Da passt die skurrile Art sich wiederholender
Verkündungsszenen. George Black ist in dieser Nacht wahrlich kein
Einzelfall. Vielleicht bleiben die Counting Officer ja erhalten.
Sonst aber wird sich im weiter Vereinigten Königreich vieles ändern.
Die rund 1,6 Millionen Schotten, die »Yes« zur Unabhängigkeit gesagt
haben, werden auch Walisern, Nordiren und selbst Engländern den Weg
zu mehr Mitbestimmung gegenüber der zentralen Macht in Westminster
ebnen. Das fordert einerseits die »Yes«-Seite um den Vater des
Referendums, Alex Salmond, zu Recht. Das räumt aber auch die
siegreiche »No«-Seite um Kampagnenorganisator Alistair Darling als
legitim und notwendig ein, um nicht nur die Schotten wieder zu einen.
Den Unionisten ist klar, dass das beneidenswerte Engagement und die
enorme Politisierung des ganzen Landes Folgen haben müssen. Dabei ist
das Zurückfinden zu einem moderaten Ton in der Auseinandersetzung die
kleinere Aufgabe. Die Gestaltung eines moderneren, dezentraleren
Gemeinwesens und der dazu gehörigen Verfassung erfordert ganz andere
Anstrengungen. Deshalb wirkt der von Premierminister David Cameron
noch am Freitagmorgen vor Downing Street Nummer 10 vorgetragene
Zeitplan mit Ergebnissen schon im Herbst auch fraglich. Denn noch ist
nicht klar, wer in diesen Prozesse eingebunden werden soll - und wer
sich einbinden lässt. Doch jetzt schon dürfen die müden Helden des
Referendums stolz sein, der Welt gezeigt zu haben, dass mit
separatistischen Ideen in Europa auch unbewaffnet umgegangen werden
kann. Viel Glück auf dem weiteren Weg!



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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