(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Die beste aller Lösungen = von Peter Lausmann

Geschrieben am 19-09-2014

Düsseldorf (ots) - Die Vernunft hat gesiegt. Das Votum der
Schotten gegen eine Abspaltung vom Vereinigten Königreich ist das
Beste, was Schotten, Briten und Europäern passieren konnte. Ein Ja
hätte nicht nur für Schottland unkalkulierbare Risiken gebracht,
sondern hätte in vielen EU-Staaten wie Spanien und Italien eine
Lawine des Separatismus lostreten können. Auch wenn die Probleme und
Tendenzen im Baskenland, Katalonien und Südtirol bleiben - sie sind
zumindest nicht verschärft worden. Bleibt nun alles beim Alten?
Mitnichten! Die Wahlbeteiligung war zwar so hoch, dass das Votum
politisch nicht anzufechten ist. 45 Prozent Opposition zu London
zeigen aber auch, dass dringender Gesprächsbedarf besteht. Downing
Street bewegt sich nun zügig und löst das Versprechen ein, das es
angesichts einer immer dynamischeren Abspaltungstendenz gegeben
hatte: Mehr Selbstbestimmung für die Regionen - vor allem in
Steuerfragen. Nur so lassen sich möglichst viele der Ja-Wähler wieder
auf die Seite des britischen Bundes ziehen. Die Schotten bekommen
also Aufmerksamkeit und Zugeständnisse, ohne zugleich die
Unwägbarkeiten der plötzlichen Eigenständigkeit tragen zu müssen.
Damit tun sie nicht nur dem Königreich einen Gefallen, indem sie eine
Modernisierungsdebatte erzwingen, sondern auch ganz Europa. Es wird
hoffentlich ein heilsamer Schock für Premier David Cameron sein, der
die schottische Frage zunächst unterstützte und mit seiner
EU-Austritts-Polemik indirekt noch befeuerte. "Better together" -
besser gemeinsam - sein Flehen für den Verbleib der Schotten gilt im
Umkehrschluss genauso für die EU. Jede separierende Stimmungsmache
gegen Brüssel und den "Kontinent" verliert vor dem Hintergrund des
Votums jede Glaubwürdigkeit. Brüssel kann zumindest ein bisschen
aufatmen. Die pro-europäischen Schotten bleiben als Korrektiv zu den
europa-skeptischen Engländern erhalten, was einen Austritt
Großbritanniens weniger wahrscheinlich macht. Zudem hat das Votum
gezeigt, dass die Mehrheit für sachliche Gespräche ist und gegen die
Brechstangenmethode. Langfristig ist das Nein daher auch ein Gewinn
für die national eingestellten Schotten, die sich gestern als
Verlierer fühlten.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@wz.de
www.wz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

548000

weitere Artikel:
  • Schwäbische Zeitung: Kommentar zu Asylgesetz - Winfried Löwenherz Ravensburg (ots) - Erst kommt das Land, dann die Partei - oft genug ist das nur ein Sonntagsreden-Motto. Doch Winfried Kretschmann hat sich bei der Asyl-Entscheidung an diesen Grundsatz gehalten. In seiner Partei hätte er es leichter gehabt, wenn er Nein gesagt hätte. Doch er hat abgewogen und befunden, dass der Kompromiss unterm Strich mehr bringt als er schadet. Dass Flüchtlinge zum Beispiel künftig schneller arbeiten dürfen. Dass sie dadurch selbst besser leben und gleichzeitig Kommunen entlastet werden. Gutes Regieren besteht mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Leitartikel zu Schottland - Jetzt muss sich Europa ändern Ravensburg (ots) - Danke, Schottland! Das Nein zur Unabhängigkeit ist eine gute Nachricht für Großbritannien, für Europa und auch für die stolze Nation mit fünf Millionen Menschen. Sie hat sich auf eine beeindruckend demokratische Weise zur Union mit England, Nordirland und Wales bekannt. Großbritannien profitiert vom Ergebnis des historischen Referendums. Dem Königreich bleiben vorerst eine größere politische Krise und ein Schwund seiner Wirtschaftskraft - nach dem drohenden Verlust der Energiequellen in der Nordsee - erspart. mehr...

  • Rheinische Post: Schottland - Lehrstück für politische Vernunft Düsseldorf (ots) - Kommentar von Martin Kessler Die Briten, Engländer wie Schotten eingeschlossen, können stolz sein auf ihre Demokratie. Selten hat ein Land ein solches Reifezeugnis abgelegt. Mit großer Leidenschaft haben beide Seiten für ihre Sache gekämpft - die Unionisten für die Einheit, die Nationalisten für die Unabhängigkeit. Aber anders als es die Begriffe vermuten lassen, entstand daraus ein fairer politischer Wettbewerb. Am Ende siegte die Gruppe, die sich für eine Beibehaltung der staatlichen Bindung Schottlands an mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Papst Franziskus und seinen Kritikern Regensburg (ots) - Franziskus polarisiert. Das ist seit den ersten unkonventionellen Auftritten des Oberhaupts von 1,2 Milliarden Katholiken deutlich. Programmatisch hat sich aber noch kaum etwas verändert, seit Franziskus Papst ist. Erst jetzt, mit dem Beginn der außerordentlichen Familiensynode am 5. Oktober steht die katholische Kirche nun auch inhaltlich am Scheideweg. Franziskus wird diesmal von den klerikalen Streithähnen instrumentalisiert. Er hat sich aber ganz bewusst der Debatte entzogen, um den unterschiedlichen Meinungen mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu Schottland Regensburg (ots) - Es ist noch einmal gut gegangen. Schottland bleibt Teil von Großbritannien. Der kollektive Seufzer der Erleichterung war am Freitagmorgen nicht nur in London, sondern in ganz Europa zu hören. Die negativen Konsequenzen einer schottischen Unabhängigkeit hat sich niemand ausmalen wollen. Obwohl Schottland ein kleines Land ist, hätte eine Abspaltung einen seismischen Schock ausgelöst, der nicht nur im Rest-Königreich, sondern auch weit über seine Grenzen hinweg schlimme Verwerfungen angerichtet hätte. Schottland mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht