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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Obamas »Rede an die Nation«

Geschrieben am 11-09-2014

Bielefeld (ots) - Barack Obama hat am Vorabend des 11. September
eine »Rede an die Nation« gehalten, auf die er selbst lieber
verzichtet hätte. Der Friedensnobelpreisträger strengte sich an, das
Wort »Krieg« zu vermeiden, aber er kündigte nicht viel weniger als
das an. Die Air Force wird das Terrorkalifat aus der Luft angreifen,
während Militärberater und Spezialeinheiten auf dem Boden Iraker und
Kurden unterstützen. Auch das Ziel der Mission lässt keinen Zweifel:
Der Präsident will die Kämpfer des »Islamischen Staates« (IS) erst
schwächen und dann dauerhaft ausschalten. Obama entwarf ein
realistisches Bild der Bedrohung durch die Dschihadisten, die
tausende Freiwillige aus dem Westen angezogen haben. Er sagte auch
sonst eine Menge richtiger Dinge: dass er keine US-Kampftruppen
schicken will, den Extremisten ein sicheres Rückzugsgebiet in Syrien
verweigern und die Nachbarstaaten mit unmittelbaren
Sicherheitsinteressen an der Koalition gegen das Kalifat beteiligen
möchte. Der von Obama vorgestellte Plan weist aber auch erhebliche
Lücken auf. Angefangen von dem schiefen Vergleich mit den
Anti-Terror-Operationen der USA in Somalia und Jemen bis hin zu dem
Wunschdenken in Syrien. Im Unterschied zu den El-Kaida-Terroristen in
Somalia und Jemen kontrollieren die IS-Milizen mit mehreren
zehntausend Kämpfern große Landflächen mit Dörfern und Metropolen, in
denen acht Millionen Menschen leben. Sie sind hoch gerüstet, bestens
finanziert und verfügen über Einnahmen aus dem Ölgeschäft. Zudem
handelt es sich nicht um Randgebiete, sondern um die Schnittstelle
eines alten Konflikts zwischen Sunniten und Schiiten. Die
IS-Dschihadisten haben dort Erfolg, weil sie sich wie Fische im
Wasser sunnitischer Unzufriedenheit mit den Schiiten-freundlichen
Regierungen in Bagdad und Damaskus bewegen können. Aus Sicht der USA
geht es um Terror, aus Sicht der Einheimischen um mehr. Das macht
diese Angelegenheit sehr viel komplizierter als bei der
Drohnen-Kampagne im Jemen und in Somalia. Die andere gravierende
Schwachstelle sind die fehlenden Partner in Syrien. Obama räumte das
noch kürzlich ein, als er sich über die Mär von den »moderaten
Rebellen« mokierte. Tatsächlich haben die USA keine verlässlichen
Verbündeten auf dem Boden, die Luftangriffe nutzen könnten, die IS
zurückzuschlagen und die syrischen Regierungstruppen fernzuhalten.
Wie die Dinge stehen, dürfte der Diktator Bashir al-Assad am
allermeisten von einer US-Intervention aus der Luft profitieren. Es
besteht die konkrete Gefahr, dass die USA immer tiefer in einen Krieg
hineingezogen werden könnten. Genau das wollte Obama eigentlich
vermeiden. In seiner »Rede an die Nation« lieferte der Präsident eine
überzeugende Analyse der Bedrohung. Eine schlüssige Strategie gegen
den IS-Extremismus aber blieb er weiterhin schuldig.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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