DER STANDARD-Kommentar: "Ein Weckruf als letzter Dienst" von Alexandra Föderl-Schmid
Geschrieben am 26-08-2014 |   
 
 Spindeleggers Rückzug eröffnet neue Chancen - für die ÖVP und 
die Koalition (Ausgabe ET 27.8.2014) 
 
   Wien (ots) - Michael Spindelegger hat mit seinem Rückzug sich und 
seiner Partei einen Dienst erwiesen und einen Weckruf erteilt. Mit 
seinem letzten Auftritt hat er erreicht, was ihm als Minister und 
Parteiobmann nie gelungen ist: sich Respekt zu verschaffen und zu 
überraschen. 
 
   Er war innerhalb von sieben Jahren der dritte Obmann der ÖVP, der 
nicht wegen des politischen Gegners, sondern wegen der Parteifreunde 
und der innerparteilichen Strukturen aufgibt. Einiges an dem Unmut, 
der Spindelegger in den vergangenen Monaten entgegengebrandet ist, 
hat er selbst zu verantworten: Vor allem seine starre Haltung in der 
Bildungspolitik und bei der Steuerreform hat bewirkt, seine Partei 
als Blockiererpartie wahrzunehmen. 
 
   Letztlich ist Spindelegger an der Bündestruktur und den 
Landeshauptleuten gescheitert. Bis auf den Niederösterreicher Erwin 
Pröll, der ihn in die Position gehievt hatte, hatte er keinen 
Rückhalt mehr. "Lame Duck" war noch die freundlichste Bezeichnung, 
die man von ÖVP-Spitzenpolitikern zuletzt zu hören bekam. Bei der 
Feier des Paneuropa-Picknicks vergangenen Donnerstag ließ sich ein 
Minister nach dem anderen entschuldigen. Die Landeshauptleute aus dem 
Westen (inklusive Oberösterreich) watschten ihren Obmann in 
Interviews der Reihe nach ab, sodass man sich des Eindrucks einer 
koordinierten Aktion nicht erwehren konnte. 
 
   Wenn die Landeshauptleute in der ÖVP weiter für sich in Anspruch 
nehmen, das Sagen in der Frage zu haben, wo es im Bund langgeht, dann 
wird der nächste Obmann genauso rasch scheitern. Denn sie sind die 
wahren Regenten in der ÖVP. Hinzu kommt noch die Bündestruktur, die 
bewirkt, dass nicht unbedingt die besten Personen zum Zug kommen, 
sondern zuallererst die Ansprüche der Bünde befriedigt werden. 
 
   Für die ÖVP und die Koalition ist der Schritt Spindeleggers aber 
auch eine Chance. Es geht nicht nur um Personen, sondern auch um 
Positionen: Bei der Steuerreform wird sich der Juniorpartner in der 
Regierung bewegen müssen, zumal auch ÖVP-Wähler der Forderung, Reiche 
müssten mehr beitragen und untere Einkommensgruppen entlastet werden, 
etwas abgewinnen können. Es wird sich auch die SPÖ bewegen und von 
ihrer klassenkämpferischen Rhetorik Abstand nehmen müssen. Es ist 
Zeit, in der Koalition ungewöhnliche Ideen zu diskutieren - wie jene 
von AMS-Chef Johannes Kopf, der im Standard ein neues Modell zur 
Lebenseinkommenskurve vorgestellt hat, mit dem Ziel, mehr Älteren 
Beschäftigung zu ermöglichen. 
 
   Es ist notwendig, auch in der Bildungspolitik die wechselseitige 
Blockade zu beenden. Die Neos sind für die ÖVP nicht nur wegen ihrer 
bildungspolitischen Positionen eine ernstzunehmende Konkurrenz. Sie 
sind auch ein Alternative für jene, denen liberale Standpunkte bei 
der Spindelegger-ÖVP gefehlt haben. 
 
   Die SPÖ kann sich bei Spindelegger bedanken, weil sein Rücktritt 
die parteiinterne Kritik an den eigenen Personalrochaden in den 
Hintergrund drängt. Grund zur Schadenfreude besteht nicht: Die SPÖ 
steht personell und inhaltlich nicht besser da. 
 
   Bei der vergangenen Wahl haben SPÖ und ÖVP zusammen noch 51 
Prozent bekommen. Durch ihre eigene Politikblockade schaffen sie laut 
Umfragen bei einer Wahl keine Mehrheit mehr. Nutzen sie die sich 
durch Spindeleggers Rücktritt eröffnende Chance nicht, heißt das 
früher oder später: Wahlgewinner ist Heinz-Christian Straches FPÖ. 
 
Rückfragehinweis: 
   Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445 
 
   Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom 
 
   *** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER 
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
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