Mittelbayerische Zeitung: Unions-Krach mit Folgen - Die CDU könnte die Mautpläne der CSU stoppen. Der Streit zeigt den christsozialen Bedeutungsverlust. Von Reinhard Zweigler
Geschrieben am 24-08-2014 |   
 
 Regensburg (ots) - Die Pkw-Maut komme so sicher wie die deutsche  
Fußballnationalmannschaft das Endspiel der Weltmeisterschaft  
erreiche, bot Verkehrsminister Alexander Dobrindt allen Zweiflern am  
CSU-Projekt noch im Juni Wetten an. Nun ja, die Kicker von Jogi Löw  
haben bekanntlich nicht nur das Finale erreicht, sondern nach hartem  
Kampf gegen die Argentinier auch die WM-Trophäe erobert. Ob Dobrindt  
allerdings auch den Maut-Pokal erringen wird, wird dagegen von Tag zu 
Tag fraglicher. Ausgerechnet die Schwesterpartei CDU schickt sich an, 
die bayerischen Mautpläne zu Fall zu bringen. Allerdings zeigt der  
Streit um den modernen Straßenzoll nur noch einmal den galoppierenden 
Bedeutungsverlust der CSU auf Bundesebene. Die Entscheidung über  
deutsche Waffenlieferungen an irakische Kurden etwa fiel gänzlich  
ohne CSU-Minister. Alexander Dobrindt ist einer, vielleicht sogar der 
aussichtsreichste von Horst Seehofers Kronprinzen. Ein  
funktionierendes Mautgesetz, das nur ausländische Straßenbenutzer in  
Deutschland belastet, einheimische Kraftfahrer dagegen ungeschoren  
davon kommen lässt, ist sozusagen das Gesellenstück, das Seehofer  
seinem möglichen Nachfolger aufgetragen hat. Manche meinen freilich,  
es sei wie die Quadratur des Kreises - also schlicht nicht machbar.  
Schafft Dobrindt es, alle rechtlichen, europäischen und  
bürokratischen Klippen der Pkw-Maut zu meistern, dann wäre er ganz  
sicher die Nummer 1 unter den vielen Seehofer-Nachfolgeaspiranten.  
Scheitert der einstige Schützenkönig von Peißenberg jedoch, dann wäre 
sein Traum vom bayerischen Landesvater geplatzt. Aigner, Söder und -  
nein, Haderthauer wohl nicht mehr - beobachten mit heißem Interesse,  
ob die Maut denn nun kommt oder etwa doch nicht. Was die Sache jetzt  
so wacklig werden lässt, ist nicht etwa Widerstand aus der SPD,  
sondern die geballte Gegenwehr aus den größten Landesverbänden der  
CDU. Die Sozialdemokraten lehnen die Pkw-Maut zwar weiterhin ab,  
verhalten sich jedoch brav koalitionstreu und schauen dem Treiben  
innerhalb der Union genüsslich zu. Die Union in Nordrhein-Westfalen,  
Baden-Württemberg oder Rheinland-Pfalz allerdings meckert inzwischen  
nicht nur über Dobrindts Maut-Konzept, das gerade mal als  
Eckpunkte-Papier vorliegt, sondern sie organisieren wirklichen  
Widerstand. Sollte die größte CDU-Landesgruppe im Bundestag, die aus  
NRW, diese Woche wirklich eine Art Anti-Maut-Beschluss fassen, dann  
brennt, bildlich gesprochen, der Baum. Mit den beiden CDU-Vizes Julia 
Klöckner und Thomas Strobl wird die Streitmacht wider die Pkw-Maut  
nun auch nicht gerade von Hinterbänklern angeführt, sondern von  
hochrangigen Unionsgranden. Der CDU-Vorsitzenden und Kanzlerin Angela 
Merkel kann der heimlich-unheimliche Unionsstreit um den Straßenzoll  
nicht gleichgültig sein. Doch offenbar lässt sie die Debatte einfach  
laufen. Auch Merkel ist ganz und gar kein Fan der Pkw-Maut. Sie hält  
Abstand dazu und betont immer wieder, sie werde das Projekt nur  
mittragen, wenn es unbürokratisch machbar und Europa-verträglich zu  
machen sein sollte. Dass Merkel damit ein Herzensanliegen von  
Seehofer nur halbherzig begleitet, vielleicht sogar das Scheitern  
nicht verhindern würde, schert die Kanzlerin nicht weiter. Die Klagen 
der ausländischen Nachbarn sowie der einheimischen Gastronomen und  
Handwerker über eine deutsche Straßennutzungsgebühr nimmt sie dagegen 
sehr ernst. Merkels einstiger Mentor Helmut Kohl hat vor rund 30  
Jahren mit dafür gesorgt, dass die Grenzen in der EU fallen. Dass die 
CSU nun eine Art Eintrittsgeld für alle motorisierten Gäste verlangen 
will, passt nicht zum großen historischen Bogen. Und viel Geld zum  
Flicken maroder Straßen spült die Auto-Maut ohnehin nicht in die  
Kassen. 
 
 
 
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