DER STANDARD-Kommentar: "Die Regierung löst sich auf" von Michael Völker
Geschrieben am 24-08-2014 |   
 
 SPÖ und ÖVP brauchen keine Hilfe: Sie machen sich ihre Krisen 
selbst (Ausgabe ET 25.8.2014) 
 
   Wien (ots) - Dass diese Regierung konsequent an ihrem eigenen Grab 
schaufelt, ist nicht neu. Überraschend ist aber, mit welchem 
Feuereifer die Protagonisten der beiden Koalitionsparteien dieser 
Tage die Schaufeln in die Hand nehmen. Die Frage der Nachfolge von 
Barbara Prammer hat die SPÖ schnurstracks in eine schwere Krise 
geführt. Was tut die ÖVP? Sie stürzt sich ohne Not hinterher. 
 
   In der SPÖ wird gerade die Demokratie abgeschafft. Kanzler Werner 
Faymann dekretiert, wer neue Nationalratspräsidentin werden soll: 
Doris Bures, seine enge Vertraute, die als Regierungsmitglied nicht 
einmal Mitglied des Nationalrats ist. Diese Entscheidung trifft er im 
kleinsten Kreis und tut sie über den Boulevard kund. Funktionäre und 
die Basis erfahren davon aus der Zeitung, Wochen, bevor 
Parteipräsidium und Vorstand tagen, die dabei - zumindest auf dem 
Papier - ein Wörtchen mitzureden hätten. 
 
   Was dieses Papier, was die Statuten wert sind, zeigte sich dieser 
Tage auch sehr anschaulich in Oberösterreich. Nämlich nichts. Obwohl 
klar ist, dass einem frei werdenden Mandat einer Frau wieder einer 
Frau folgen sollte, bis die Geschlechterparität erreicht ist, 
verhindert die Parteiführung das Nachrücken von Sonja Ablinger, die 
als unbequem gilt, und schickt statt ihr lieber einen altgedienten 
Gewerkschafter ins Parlament - und das ausgerechnet auf das Mandat 
der verstorbenen Barbara Prammer, die Frauenministerin war und sich 
auch als Parlamentspräsidentin immer sehr klar für eine nachhaltige 
Frauenpolitik eingesetzt hatte. Diese Entscheidung ist mit Sicherheit 
nicht in ihrem Sinn, sie bedeutet einen Rückschritt in Sachen 
Gleichberechtigung und ist als Signal nach außen fatal. 
 
   Diese Entscheidung bedeutet auch einen Rückschritt, was die 
Öffnung der Partei angeht. Kritische Geister werden in der SPÖ nicht 
mehr gewollt. Alles muss funktionieren, Diskussionen sind da nur 
störend. Nur nicht aufmucken. Dabei war Sonja Ablinger als 
Abgeordnete keine, die sich auf Kosten anderer profilierte; sie 
leistete sich den Luxus einer eigenen Meinung und hinterfragte 
Entscheidungsprozesse. Das tat sie durchaus im Sinne der Basis. Ihre 
kritische Haltung zum Fiskalpakt und zur Verschärfung der Asylgesetze 
wurde von vielen in der Partei mitgetragen und auch eingefordert. Nur 
der Parteiführung passte das nicht in den Kram. Die Sitzungen der 
Parteigremien sind damit zur Farce geworden. Heute, Montag, wird es 
dazu wieder Anschauungsunterricht geben. 
 
   Die ÖVP, der Juniorpartner in der Regierung, könnte sich in dieser 
Situation entspannt zurücklehnen und Souveränität demonstrieren. Und 
vielleicht auch von dem jämmerlichen Schauspiel, das die SPÖ gerade 
bietet, selbst profitieren. Stattdessen zetteln die schwarzen 
Landeschefs eine Obmanndebatte an, für die es jetzt nicht zwingend 
einen Anlass gab, und desavouieren Michael Spindelegger. Als ob der 
die Kritik seiner Parteifreunde im Nachhinein zu rechtfertigen 
versucht, verfängt sich der ÖVP-Chef in einer absurden Debatte über 
den Sparkurs des Bundesheeres, den er mit seinen Budgetvorgaben 
vorgegeben hatte. 
 
   Es ist ein trauriges Bild, das die Regierung von sich entwirft. 
Sie tritt das Vertrauen, das einige wenige noch in sie haben mochten, 
mit Füßen. Faymann und Spindelegger schaffen sich selber ab: Sie 
scheinen in einen Wettbewerb getreten zu sein, wer FPÖ-Chef 
Heinz-Christian Strache schneller in den Kanzlerstuhl hieven kann. 
 
Rückfragehinweis: 
   Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445 
 
   Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom 
 
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