DER STANDARD-Kommentar: "Im Land bestellter Wahrheiten" von Christoph Prantner
Geschrieben am 19-08-2014 |   
 
 In den USA führt die Presse ein Rückzugsgefecht um ihre 
Freiheit (Ausgabe ET 20.8.2014) 
 
   Wien (ots) - Es ist nichts passiert. Nach drei Stunden war er ja 
wieder frei, konnte ungehindert seiner Arbeit als Reporter nachgehen. 
Ein paar Polizeibeamte haben einfach über-reagiert. In der 
angespannten Atmosphäre von Ferguson kann das schon passieren. 
Immerhin herrscht Ausnahmezustand, es war die x-te Nacht 
gewalttätiger Krawalle. 
 
   All das könnte man behaupten. Denn die Vereinigten Staaten sind 
ein zivilisiertes Land, keine autoritäre Bananenrepublik. Die 
Festnahme unseres USA-Korrespondenten Frank Herrmann und seines 
Kollegen von der Welt, Ansgar Graw, möchte man denken, sei einfach 
ein betrüblicher Einzelfall gewesen, ein Versehen. 
 
   Das - verstörende - Problem an dieser Version ist: Sie entspricht 
nicht den Tatsachen. Was dem Standard-Reporter und seinem Kollegen in 
Missouri passiert ist, ist kein Einzelfall. Es ist die jüngste 
Episode im systematisch vorangetriebenen Vorhaben der Regierenden, 
dem "Land of the Free" die Freiheit gründlich auszutreiben. 
 
   1789 wurde die ersten zehn Zusatzartikel zur US-Verfassung als 
"Bill of Rights" beschlossen. Deren erster garantiert die Presse- und 
Meinungsfreiheit. Daraus hat sich die amerikanische Presse als ein 
unbestechliches Sprachrohr für Freiheits- und Bürgerrechte 
entwickelt. Sie nahm sich ihren Raum und ließ sich durch nichts 
einschüchtern. Erst unlängst erinnerte man daran, dass unerschrockene 
Reporter sogar Präsidenten stürzen konnten. Richard Nixon musste 
abtreten, weil niemand den Watergate-Rechercheuren in den Arm fallen 
konnte, weil sich Journalisten und Verleger der Wahrheit verpflichtet 
fühlten und niemandem sonst. Die Presse war frei, die Demokratie 
lebendig. 
 
   Times long gone. Die US-Medien sind heute ein Schatten ihrer 
selbst. Sie haben wirtschaftliche Probleme, vor allem aber die 
politische Unterstützung verloren. Vor ein paar Jahren hielt der 
damalige Herausgeber von USA Today, Ken Paulson, ein beeindruckendes 
Referat: Er belegte, dass sich die Rollen von Journalisten in 
Hollywoodfilmen im Laufe der Jahrzehnte von Helden immer mehr zu 
zynischen Halbweltlern gewandelt hatten. Und: dass die Medien das 
Wohlwollen von Kongress, Justiz und Gesellschaft verloren hatten. 
Clark Kent und Superman? Das war einmal. 
 
   Nixons Nachfolger haben - insbesondere nach 9/11 - alles 
darangesetzt, sich die Presse für ihre Zwecke herzurichten. 
Aufgedeckt wird in den Staaten nur noch das, was aufgedeckt werden 
soll. Watergate heute? Vergessen sie es. Als George W. Bush den 
Irakkrieg vom Zaun brach, scharten sich die Zeitungen, wider besseres 
Wissen und mit wenigen Ausnahmen, hinter ihm. Der Verfassungsrechtler 
Barack Obama lässt Whistleblower - sechs an der Zahl und doppelt so 
viele wie alle Präsidenten vor ihm zusammengenommen - mit heiligem 
Eifer nach dem Espionage Act von 1917 verfolgen. Vergangenes Jahr kam 
etwa gleichzeitig mit dem Snowden-Skandal auf, dass die US-Regierung 
AP-Journalisten auf einen windigen Verdacht hin systematisch 
überwachte. 
 
   Diese Praxis führt dazu, dass Informationsquellen austrocknen, 
dass Journalisten, die Unbequemes aufdecken, als Nestbeschmutzer 
gelten. Den Rest erledigen Dossiers der Nachrichtendienste, die aus 
der freien eine gefügige Presse machen, aus Reportern Kolporteure 
bestellter Wahrheiten - im Mutterland der Demokratie. 
 
   Ferguson, ein Versehen? Es wäre schön, könnte man das behaupten. 
 
Rückfragehinweis: 
   Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445 
 
   Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom 
 
   *** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER 
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
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Pressekontakt: 
Märkische Oderzeitung 
CvD 
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