WAZ: Die Saat des Zweifels. Kommentar von Miguel Sanches
Geschrieben am 17-08-2014 |   
 
 Essen (ots) - Staaten haben keine Freunde. Sie haben Interessen  
und eine mal mehr, mal weniger stark ausgeprägte Misstrauenskultur.  
Angela Merkel baute in der NSA-Affäre eine große Fallhöhe auf, als  
sie sich empörte: "Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht."  
Moralisch kann sich die Türkei über den BND nun ebenso entrüsten.  
Rein operativ lässt sich besser begründen, was den deutschen Dienst  
in der Türkei umtreibt. Die Region ein Krisenherd. Ein Auslandsdienst 
muss sich ein eigenes Bild machen. In Berlin wussten sie, dass ein  
Doppelagent die USA über den Aktionsradius des BND informiert hatte.  
Sie wussten auch, dass die Abhörprotokolle der Gespräche der  
US-Außenminister den Amerikanern einen Vorteil im Kampf um die  
öffentliche Meinung verschaffen. Sie möchten die NSA-Affäre auf sich  
beruhen lassen. Dabei hilft der Eindruck, alle Dienste seien gleich.  
Hier werden die Grenzen des Zulässigen bewusst vermischt. Pack  
schlägt sich, Pack verträgt sich? Es ist Klöppelarbeit zu erklären,  
warum die Aufklärung in der Türkei vertretbar ist und das Abhören der 
Außenminister ein Beifang war; nicht vergleichbar mit der  
Überwachungspraxis durch die NSA. Ist es zu spät? Glaubt noch  
irgendein Bürger an den Zufall? Dabei ist die Story zur Indiskretion  
der romanreife Gegenbeweis. Die Wahrscheinlichkeit, dass just ein  
Doppelagent im Dienst der USA den Auftrag bekommen würde, die  
Abhörprotokolle zu vernichten, war gering. Einem Drehbuchautor hätte  
man so eine Konstruktion nicht leicht abgenommen. Die Wahrheit war  
aufregender. Enttäuschend ist, dass dieselbe Regierung, die von den  
USA Aufklärung verlangt, sich so einigelt. Sie hätte offensiv mit der 
Aufklärung beginnen müssen. Auch das Parlamentarische Kontrollgremium 
hätte besser ein Lebenszeichen von sich gegeben. Wussten die  
Kontrolleure vom Auftragsprofil des BND? Wussten sie vom Beifang?  
Wussten sie von den kompromittierenden Informationen, die der  
Doppelagent verriet? Das Vertrauen der Bürger in solche Instanzen  
lebt vom Eindruck, dass sie mitreden können und agieren. 
 
 
 
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Zentralredaktion  
Telefon: 0201 - 804 6519 
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