Kölner Stadt-Anzeiger: Navid Kermani fordert: Stoppt den "Islamischen Staat"! 
Schriftsteller zieht Vergleich zu den Dimensionen, die der Erste Weltkrieg für Europa hatte
Geschrieben am 14-08-2014 |   
 
 Köln (ots) - Der in Köln lebende Schriftsteller und Orientalist  
hält amerikanische Luftschläge und Waffenlieferungen an die Kurden  
für unzureichend. Damit könne womöglich die Offensive der Terrormiliz 
"Islamischer Staat" aufgehalten werden. "Eine Millionenstadt wie  
Mossul wird man damit nicht befreien", schreibt er in einem  
Gastbeitrag für den "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitagsausgabe).  
Kermani betont in seinem Beitrag: "Weder die künftige Regierung im  
Irak noch die Weltgemeinschaft dürfen sich damit abfinden, dass eine  
Terrorgruppe von hochgeschätzt zwanzigtausend Mann ein Gebiet von der 
Größe der Bundesrepublik beherrscht, es ethnisch und religiös brutal  
säubert, auch die eigene, verbliebene Bevölkerung  tyrannisiert und  
demnächst, mit größeren Erfolgsaussichten als in Kurdistan, dauerhaft 
in die sunnitischen Gebiete im Norden des Libanon eindringt und mit  
Tripoli eine weitere Großstadt einnimmt.  Dann würde von den Grenzen  
Irans bis an die Küste des Mittelmeers eine Polpotversion des Islams  
herrschen." Kermani schreibt weiter: "Dass die Weltgemeinschaft -  
nein, nicht nur die Amerikaner -, den drohenden Genozid an Christen,  
Jesiden und anderen religiösen Minderheiten verhindern muss, scheint  
sich in diesen Tagen als ein zivilisatorischer Konsens  
herauszukristallisieren. Sowohl die amerikanische wie auch die  
iranische Regierung liefern Waffen an die Kurden, die sich gegen den  
"Islamischen Staat" stemmen, und die Erzfeinde unterstützen auch  
gemeinsam den designierten Premierminister Haider al-Abadi bei seinem 
Versuch, in Bagdad endlich eine überkonfessionelle Regierung zu  
bilden. Die europäische Außenpolitik hat sich überraschend  
umstandslos aus den Fesseln ihrer notorischen Uneinigkeit befreit,  
indem sie sich selbst für bedeutungslos erklärte und den nationalen  
Regierungen freie Hand gab, einzugreifen oder nicht oder nur ein  
bisschen." Für den 46-Jährigen Orientalisten gibt es keinen Zweifel,  
dass sich die Weltgemeinschaft der Bedrohung durch den "Islamischen  
Staat" entgegenstellen muss:"Dass zur Zeit die nationalstaatliche  
Ordnung des Nahen Osten gesprengt wird, könnte, ja müsste Europa  
vielleicht noch hinnehmen - ist sie doch so willkürlich im 20.  
Jahrhundert entstanden, dass eine Neuordnung nicht zwingend  
schlechter sein muss. Nicht hinnehmbar ist, für kein mitfühlendes  
Herz, dass eine einzelne Terrorgruppe wie der "Islamische Staat" das  
fragile und doch so wertvolle, zivilisatorisch so reiche Gebilde  
unterschiedlichster Ethnien, Religionen und Sprachen vernichtet, das  
sich am östlichen Mittelmeer über viele tausend Jahre relativ  
kontinuierlich herausgebildet hat. Der Kampf gegen einen solchen,  
sich islamisch begründenden Extremismus darf nicht von Amerika allein 
geführt werden oder von christlichen Ländern, die sich um ihre  
Glaubensgeschwister  zu Recht sorgen. Dieser Kampf muss ein Kampf  
gerade der islamischen Staaten, aber auch ihrer Theologen, ihrer  
Intellektuellen, der Muslime insgesamt sein. Ihre eigene Tradition  
ist es, die von den Dschihadisten zugunsten einer imaginierten,  
historisch, dogmatisch und vor allem auch menschlich völlig  
unhaltbaren Urgeschichte für obsolet erklärt wird." Kermani fürchtet, 
dass der Orient als Folge des Vormarsches der Terrorgruppe  
zivilisatorisch ausdörren könnte: "Speziell die arabische Welt hat  
schon den Exodus ihrer Juden nach der Gründung des Staates Israels  
kulturell nie kompensieren können. Würden nun auch die übrigen  
Minderheiten, allen voran die Christen verschwinden oder ihre  
Existenz sich auf einzelnen Enklaven beschränken, wäre der Orient  
zivilisatorisch so ausgedörrt wie die Wüste, aus der seine Propheten  
kamen. Was jetzt zu geschehen droht oder bereits geschieht, in diesen 
Tagen des Sommers 2014, kann in seinen Dimensionen und Auswirkungen  
für den Nahen Osten nur mit den Dimensionen und Auswirkungen  
verglichen werden, die der Erste Weltkrieg für Europa hatte - der  
noch größere, noch unheilvollere Folgekrieg nicht ausgeschlossen.  
Auch für Europa, das sich mit noch so hochgerüsteten Grenzregimen von 
seinem unmittelbaren Nachbarn nicht wird abschotten können, wären die 
Folgen spürbar, für jeden einzelnen Bürger, seinen Wohlstand, seine  
Sicherheit, seine Toleranz, für das Zusammenleben der  
unterschiedlichen Völker und Kulturen in den europäischen Städten."  
Der Schriftsteller zieht am Ende seiner Gastbeitrages das Fazit:  
"Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem selbst den verbohrtesten  
Regierungen dämmern müsste, dass auch ihre Interessen von dem  
Ungeheuer bedroht sind, das im Great Game des frühen  
einundzwanzigsten Jahrhunderts entstand. Das Spiel muss aufhören:  
Stoppt den "Islamischen Staat"! Der Schriftsteller und Orientalist  
Navid Kermani, 46, lebt in Köln. Im Frühjahr erschien sein Roman  
"Große Liebe". Am 19. September erhält er in Koblenz den  
Josef-Breitbach-Preis. 
 
 
 
Pressekontakt: 
Kölner Stadt-Anzeiger 
Newsdesk  
Telefon: 0221 224 3149
  Kontaktinformationen: 
   
  Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor. 
  Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
  
  
  Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden 
  Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik. 
   
  Sie suche nach weiteren Pressenachrichten? 
  Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres. 
   
  http://www.bankkaufmann.com/topics.html 
   
  Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com. 
   
  @-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt) 
  Schulstr. 18 
  D-91245 Simmelsdorf 
   
  E-Mail: media(at)at-symbol.de
  
  
  542002
  
weitere Artikel: 
- Gauland: Waffen lösen keines der bestehenden Probleme im Irak Berlin (ots) - Zu den Überlegungen der Bundesregierung, Waffen in  
den Nordirak zu liefern, erklärte der stellvertretende Sprecher der  
Alternative für Deutschland Alexander Gauland: 
 
   "Waffen lösen keines der bestehenden Probleme, sind in Massen bei  
allen Parteien vorhanden und geraten meistens nach kurzer Zeit in die 
falschen Hände." 
 
   Schließlich sei die Situation im Nordirak nicht durch einen Mangel 
an Waffen, sondern durch die Destabilisierung des gesamten Iraks  
entstanden. Es sei deshalb nicht zielführend, neues Kriegsmaterial mehr...
 
  
- Gauland/Höcke: Windräder schaden der Natur und helfen ihr nicht Berlin (ots) - Zu den Vorstellungen des grünen Oberbürgermeisters  
von Tübingen, Windräder in Landschafts- und Naturschutzgebiete zu  
pflanzen, erklärt der stellvertretende Sprecher der Alternative für  
Deutschland und Spitzenkandidat für die brandenburgische  
Landtagswahl, Alexander Gauland: 
 
   "Die Grünen entlarven sich immer stärker als die Partei einer  
ideologischen Energiewende, denen die Folgen für Natur und Landschaft 
gleichgültig sind." 
 
   Wenn jährlich Tausende Fledermäuse und Vögel von Windrädern  
zerhäckselt würden, wie mehr...
 
  
- Lübecker Nachrichten: Bundeskanzlerin betont "hohes Interesse an vernünftigen und konstruktiven Beziehungen mit Russland" Lübeck (ots) - Deutschland habe, trotz der Ukraine-Krise, "ein  
hohes Interesse an vernünftigen und konstruktiven Beziehungen mit  
Russland". Gegenüber den Lübecker Nachrichten (Freitag-Ausgabe)  
betonte die Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende Angela Merkel, dass  
sie sich dafür als Bundeskanzlerin immer eingesetzt habe "und werde  
es weiter tun". Aber den Begriff der "Russlandversteherin" benutze  
sie nicht. Das hohe Interesse an vernünftigen und konstruktiven  
Beziehungen zu Russland "kann uns aber nicht daran hindern, einen  
gravierenden mehr...
 
  
- Der Tagesspiegel: Neudeck fordert Luftbrücke für Jesiden Berlin (ots) - Berlin - Der Mitbegründer der Hilfsorganisation  
"Cap Anamur", Rupert Neudeck, hat eine internationale Luftbrücke zur  
Versorgung der Jesiden im Nordirak gefordert. "Ich halte dies für  
eine dringliche Aktion, weil sie auch sofort umgesetzt werden  
könnte", sagte Neudeck der Onlineausgabe des Berliner "Tagesspiegel"  
vor dem am Freitag geplanten Treffen der EU-Außenminister in Brüssel. 
Neudeck kritisierte, dass die Bundeswehr nicht über geeignete  
Transportflugzeuge verfüge, die zur Beteiligung an einer solchen  
humanitären mehr...
 
  
- Kieler Nachrichten: Angela Merkel wirbt für sehr restriktive Regelung bei der aktiven Sterbehilfe Kiel (ots) - In der Debatte um ein Sterbehilfegesetz hat sich die  
CDU-Vorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel für "eine sehr  
restriktive Regelung jedweder Art von aktiver Sterbehilfe"  
ausgesprochen. Das werde sie auch bei ihrer Abstimmung im Bundestag  
leiten. Gegenüber den "Kieler Nachrichten" (Freitag-Ausgabe) sagte  
die CDU-Vorsitzende und Regierungschefin:  "Ich möchte darüber  
hinaus, dass wir die Palliativmedizin noch weiter ausbauen." 
 
   Abgeordnete seien "ihrem Gewissen verpflichtet, erst recht bei  
Grenzfragen des menschlichen mehr...
 
  
  |   
 |   
 | 
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
 Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
  
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
 
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
 
  
 |