Mittelbayerische Zeitung: Wer Kinder hat, fühlt sich und seine Leistung für die Gesellschaft selten gewürdigt. Das muss sich ändern. Leitartikel von Katia Meyer-Tien
Geschrieben am 04-08-2014 |   
 
 Regensburg (ots) - Im Grunde war es eine rasante Entwicklung.  
Gerade mal etwas mehr als 100 Jahre ist es her, dass Soziologen das  
Konzept der Kindheit zu denken begannen. Dass die Gesellschaft zu  
verstehen begann, dass Kinder mehr sind als kleine Erwachsene, dass  
sie Freiräume ebenso brauchen wie Betreuung, Förderung ebenso wie  
kreativen Spielraum. Die Kindheit war nicht mehr Vorbereitung auf das 
erwachsene Erwerbsleben, sondern ein schützenswerter Lebensabschnitt  
an sich. Viel hat sich seither verändert. Im Wechselspiel mit den  
Anforderungen der industrialisierten Arbeitswelt und den  
gesellschaftlichen Wert- und Moralvorstellungen wurden Kinder  
ganztags institutionell betreut oder nur von der Mutter, war mal das  
Ernährermodell und mal das Doppelverdienermodell der Idealfall im  
Familienleben. Heute haben wir ein ausdifferenziertes  
institutionelles Betreuungs- und Fördersystem von der Krippe bis zum  
Hort, von der Frühförderung über die Hauptschule bis zum Gymnasium.  
Dass dabei von politischer Seite in den letzten Jahren gerade im  
Bereich der frühkindlichen Betreuung enorme Anstrengungen unternommen 
worden sind, ist unbestritten. Auch die im neuesten Familienreport  
Bayern veröffentlichten Zahlen zeigen dies deutlich: Waren es im Jahr 
2007 in Bayern noch knapp 33 000 Kinder unter drei Jahren, die in  
Kindertageseinrichtungen oder Tagespflege betreut wurden, so waren es 
im Jahr 2013 mit fast 89 000 schon weit mehr als doppelt so viele.  
Das große Ziel, das hinter diesem Kraftakt steht, ist die  
Wahlfreiheit für Familien. Zum ersten Mal überhaupt haben wir die  
absolute Individualität zur Maxime gemacht. Wer arbeiten will, soll  
arbeiten können. Wer sich - zeitweise oder ganz - der Kinderbetreuung 
widmen will, soll das können. Und das auch noch unabhängig von  
Geschlecht, Alter oder Beruf. So viel Gleichberechtigung treibt - wie 
beim jüngst eingeführten Betreuungsgeld - manch seltsame Blüte, die  
allzu oft nach Förderung nach dem Gießkannenprinzip aussieht. Und  
wirft die Frage auf: Soll und kann Politik das überhaupt leisten?  
Alle Lebensentwürfe nicht nur gleich achten, sondern auch gleich  
fördern und so die perfekte Wahlfreiheit schaffen? Dass die Antwort  
auf diese Frage eher nein lautet, zeigt eine andere Zahl aus dem  
jüngsten Familienreport: nur 27,9 Prozent aller befragten bayerischen 
Eltern geben an, dass sich für sie Familie und Beruf gut vereinbaren  
lassen. Für die überwiegende Mehrheit, nämlich 62,3 Prozent, sind  
Energie und Geschick notwendig, um Familie und Beruf unter einen Hut  
zu bringen. Solange es aber schwieriger ist, Familie und Beruf zu  
vereinbaren als "nur" daheim zu bleiben oder "nur" zu arbeiten,  
solange bleibt die propagierte Wahlfreiheit Makulatur. Daran kann die 
Politik nur sehr begrenzt etwas ändern. Ja, sie muss den Rahmen  
schaffen. Qualitativ hochwertige, bezahlbare und zeitlich flexible  
Betreuungsplätze für Kinder aller Altersgruppen müssen eine  
Selbstverständlichkeit werden. Das ist noch ein weiter Weg. Doch  
daran, dass Kinder auch mal krank werden, dass durchwachte Nächte,  
niemals schrumpfende Wäscheberge oder Schulsorgen zeitweise die  
Leistungsfähigkeit von Eltern am Arbeitsplatz einschränken können,  
daran kann auch die beste Familienpolitik nichts ändern. Und wieder  
ist es eine Zahl aus dem jüngsten Report, die einen Hinweis darauf  
gibt, was sich ändern muss, wenn wir es wirklich ernst meinen mit der 
Wahlfreiheit für alle: Nur 44 Prozent aller Eltern haben das Gefühl,  
dass ihre Leistung von der Gesellschaft wertgeschätzt wird. Es war  
Anfang des 20sten Jahrhunderts, dass wir begonnen haben zu verstehen, 
wie wichtig die Kindheit für die Menschwerdung ist. Vielleicht ist es 
100 Jahre später Zeit zu verstehen, wie wichtig die Familien für die  
Gesellschaft sind. 
 
 
 
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