(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Jetzt nicht kopflos reagieren Zur Lage in der Ukraine und den Folgen für Europa

Geschrieben am 19-02-2014

Cottbus (ots) - Die Ereignisse in der Ukraine sind schockierend
und berühren viele Menschen. Das ist kein fernes Land, das nun am
Abgrund von Diktatur und Bürgerkrieg steht. Es ist eine große
europäische Kulturnation. Nicht weit weg. Es sind mit dem Auto 869
Kilometer von Berlin bis zur ukrainischen Grenze, exakt so viel wie
von Berlin nach Lörrach an der Grenze zur Schweiz. Eine friedliche
Lösung des Konflikts ist von allergrößter Bedeutung für Deutschland
wie für ganz Europa, weil die unfriedliche Variante unweigerlich alle
Europäer berühren würde. Schon über eine dramatische Abkühlung des
Verhältnisses zu Russland, die dann einträte. Ein neuer kalter Krieg.
In Deutschland ist die orangene Revolution unvergessen, Vitali
Klitschko genießt größte Sympathie. Umso mehr erzeugen die Bilder von
Leichen, von misshandelten Menschen, von der Gewalt, die Polizei und
Banden anrichten, Wut und Empörung. Die aber dürfen jetzt nicht die
Leitschnur des Handelns sein. Präsident Janukowitsch ist ohne Zweifel
ein Autokrat, der auf dem Weg zum Diktator ist. Das zeigten schon
vorher die undemokratischen Demonstrationsverbote, die seine Mehrheit
durchgepeitscht hat, das zeigte die selektive Justiz, mit der
geradezu nach Belieben politische Konkurrenten wie Julia Timoschenko
verfolgt wurden. Und dennoch müssen Deutschland und Europa alles
vermeiden, was den Präsidenten jetzt in eine Ecke treibt, aus der er
nur noch einen Ausweg sieht: eine gewaltsame Lösung. In Syrien wurde
Assad zu schnell der Ausweg eines "ehrenhaften" Abganges oder einer
Beteiligung an einer neuen Machtverteilung abgeschnitten. Auch vom
Westen. Das Ergebnis ist bekannt. Noch hat Janukowitsch "nur" die
Polizei und den Geheimdienst losgelassen, nicht die Armee. Gäbe er
dazu den Befehl, würde alles in Strömen von Blut erstickt. Dann
folgte wohl die Spaltung des Landes und vielleicht ein großer
Bürgerkrieg, West gegen Ost, Demokraten gegen Anhänger des Regimes,
später jeder gegen jeden. Mit jedem Toten, den Janukowitschs
Sicherheitskräfte in diesen Tagen zu verantworten haben, wächst
bereits die Gefahr, dass eine solche Entwicklung eintritt. Denn der
Tod ist nicht rückholbar; er verlangt nach einer Antwort und nach
Strafe. Deshalb muss das vordringlichste Ziel ein Stopp der aktuellen
Gewalt sein. Vor allem seitens der Polizei, aber auch seitens der
radikalen Kräfte unter den Demonstranten. Was kann Europa tun? Es
muss jetzt ruhig bleiben. Und gleichzeitig entschlossen. Der
Beschluss, das persönliche Vermögen des Janukowitsch-Clans und der
Oligarchen einzufrieren und ihnen die geliebten Reisen in die
Shopping-Paradiese des Westens zu versperren, ist richtig. Aber es
kann dabei nicht um Bestrafung gehen, sondern um ein Druckmittel,
damit die Herrschenden ernsthafte Verhandlungen mit der Opposition
aufnehmen. Solche Verhandlungen muss die EU auch mit allen
diplomatischen Mitteln unterstützen. Am Ende allerdings, da darf man
sich nichts vormachen, wird nicht die Westorientierung des Landes
liegen. Und auch nicht eine lupenreine Demokratie. Sondern, wenn
überhaupt, ein Kompromiss. Denn die Ukraine ist in sich tief
gespalten. Bei einer Zuspitzung wird es keine wirklichen Sieger
geben. Nur viele Geschlagene.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

512899

weitere Artikel:
  • Badische Neueste Nachrichten: Wichtiges Signal - Kommentar von Sylvie Stephan Karlsruhe (ots) - Eigentlich stand das sorgsam ausgearbeitete Menü für die deutsch-französische Plenarsitzung im Élysée-Palast schon seit Wochen fest. In gleichsam letzter Minute hat sich nun das Thema Ukraine als neuer Hauptgang dazwischengedrängt. So schockierend die Nachrichten aus Kiew auch sind, für die Außenwirkung des deutsch-französischen Führungsduos war dies eher ein Segen: Statt sich auf maue Absichtserklärungen und Ankündigungen ohne großen Nachrichtenwert zu beschränken, konnten die Bundeskanzlerin und der französische mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: Alles in Butter? - Kommentar von Rudi Wais Karlsruhe (ots) - Eine Staatsaffäre? Oder wenigstens eine Koalitionskrise? Doch nicht in Berlin! Gut eine Woche nach den Durchsuchungen bei Sebastian Edathy haben Union und SPD die große Harmoniemaschine angeworfen. Jörg Ziercke, der Präsident des Bundeskriminalamtes, lässt den umstrittenen Anruf des SPD-Politikers Thomas Oppermann bei ihm in ungewohnt mildem Licht erscheinen. Oppermann selbst hat sich tags zuvor schon mit bemerkenswerter Chuzpe zum Stabilitätsanker der Großen Koalition erklärt, und von der Kanzlerin weiß man ohnehin, mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: Höchste Zeit - Kommentar von Doris Heimann Karlsruhe (ots) - Die Ukraine versinkt in Chaos und Gewalt. Im Windschatten der Olympischen Winterspiele in Sotschi versucht Präsident Viktor Janukowitsch, den Widerstand platt zu walzen. Zahlreiche Menschen sind ums Leben gekommen. Tausende wurden verletzt. Und die EU beginnt jetzt, das schlimme S-Wort in den Mund zu nehmen. Sanktionen sollen kommen. Und zwar "spezifische", wie die Bundeskanzlerin sagt, und "rasche und gezielte", wie es der französische Präsident verlangt. Die Frage ist nur: Warum kommen sie erst jetzt? Wochenlang mehr...

  • Ostthüringer Zeitung: Knut Pries kommentiert: Nadelstiche gegen Ukraine Gera (ots) - Die EU versucht es angesichts der Gewaltorgie in Kiew mit Sanktionen gegen das Regime Janukowitsch. Gut so. Man muss nicht denen, die einen Nutzen aus der Unterdrückung ziehen, auch noch behilflich sein, die Früchte ihrer Brutalität im Ausland zu genießen. Den ein oder anderen Systemprofiteur mag der Frust über ein gesperrtes Konto nachdenklich machen, wie weit er es mit der Unterstützung des herrschenden Clans treiben soll. Der ersehnte Sofort-Effekt - Beendigung der Gewalt, Start eines politischen Veränderungsprozesses mehr...

  • Weser-Kurier: Kommentar von Daniel Killy über die Wowereit-Schmitz-Affäre in Berlin Bremen (ots) - Es war einmal ein Sonnenkönig. Der hatte einen Sekretär bei Hofe, den er über Gebühr schätzte. Nun hatte der Sekretarius in der fernen Eidgenossenschaft ein üppiges Vermögen angehäuft - doch leider versäumt, Steuern zu entrichten. Der König war betrübt, behielt sein Wissen aber für sich. Bis viele Monde später ein paar Missgünstlinge die Sache ausplauderten. Da entließ der König schweren Herzens seinen Sekretarius - und alle Senatoren stimmten zu. Zehn Tage später jedoch begnadete der Herrscher seinen Günstling flugs mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht