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DER STANDARD-Kommentar: "Olympiatourismus" von Eric Frey

Geschrieben am 27-12-2013

"Politikerreisen nach Sotschi"; Ausgabe vom 28.12.2013

Wien (ots) - Olympische Spiele sind Sportereignisse, die ohne
Athleten nicht stattfinden können. Ausländische Staats- und
Regierungschefs sind willkommene Zaungäste, mit denen sich Gastgeber
gerne schmücken. Notwendig für den Erfolg der Spiele sind sie nicht.
Deshalb ist es ärgerlich, dass von einem Olympia-Boykott die Rede
ist, wenn Politiker wie der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck
der Einladung des russischen Präsidenten Wladimir Putin nach Sotschi
nicht nachkommen. Er signalisiert damit zwar seine Ablehnung der
russischen Unterdrückungspolitik, die sich auch nach den jüngsten
Amnestien nicht grundsätzlich geändert hat. Auch die Tatsache, dass
Winterspiele noch nie mit so viel finanziellem Aufwand und unter
Missachtung der Umwelt dazu genutzt wurden, das Image eines
Autokraten aufzupolieren, macht einen Besuch in Sotschi nicht gerade
attraktiver. Ein Boykott wie jener der Moskauer Sommerspiele 1980, zu
denen 42 Nationen (aber nicht Österreich) aus Protest gegen die
sowjetische Afghanistan-Invasion keine Sportler entsandten, ist
Gaucks Entscheidung aber nicht. Bundespräsident Heinz Fischer,
Bundeskanzler Werner Faymann und Sportminister Gerald Klug dürften
dies anders sehen und aus Staatsräson und sportlichem Interesse zu
den Spielen fahren. Österreich pflegt gute politische und
wirtschaftliche Beziehungen zu Russland und hält sich mit Kritik an
dessen Menschenrechtspolitik stets zurück. Ob ein offizieller
Vertreter Österreichs bei der Eröffnungsfeier im Stadion sitzt, wird
genauso wenig auffallen wie die Abwesenheit bei der Trauerfeier für
Nelson Mandela. Und bis auf die Grünen gibt es auch im Inland kaum
Stimmen, die darin eine Verletzung demokratischer Werte sehen. Von
einem Land, das Friedensmissionen abbricht, sobald scharf geschossen
wird, wird Zivilcourage nicht erwartet. Aber Österreichs Politiker
sollten sich hüten, wie Fischer ihr Kommen damit zu begründen, dass
sie Olympia nicht boykottieren wollen. Damit signalisieren sie eine
Solidarität mit den Athleten, die diese nicht benötigen.
Schlierenzauer, Hirscher und Co ist es gleichgültig, ob ihnen ein
Regierungsvertreter zusieht und die Hand schüttelt. Im Gegenteil: Der
Fokus auf die Teilnahme von Spitzenpolitikern tut solchen
Sportereignissen nicht gut. Würden diese grundsätzlich auf
Olympiatourismus verzichten, wären auch Putin und Konsorten weniger
darauf erpicht, Spiele im gigantomanischen Stil auszurichten.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom

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