Börsen-Zeitung: Keine Angst vor der Fed! Börsenkommentar "Marktplatz", von Dieter Kuckelkorn.
Geschrieben am 06-12-2013 |   
 
 Frankfurt (ots) - Es kam, wie es kommen musste: Der Monatsbericht  
vom amerikanischen Arbeitsmarkt ist, wie von vielen Anlegern  
erwartet, deutlich besser ausgefallen als vorausgesagt. 203000  
Stellen sind zusätzlich geschaffen worden. US-Ökonomen hatten im  
Schnitt lediglich mit einem Zuwachs von 180000 Jobs gerechnet. 
 
   Unerwartet war am Freitag aber die Reaktion am Aktienmarkt: Es gab 
keine weiteren Verluste. Der Dax legte vor dem Wochenende um 1% auf  
9172 Punkte zu. Allerdings verzeichnet er für die Gesamtwoche ein  
Minus von 2,5%. Auf die Erwartung eines an sich erfreulich  
ausfallenden Arbeitsmarktberichts hin hatte der Dax an den Vortagen  
insgesamt rund 300 Indexpunkte abgeben müssen. Auch die Wall Street  
hatte sich schwach gezeigt. 
 
   Dahinter hatte das Kalkül gestanden, dass sich die amerikanische  
Notenbank Federal Reserve (Fed) genötigt sehen könnte, angesichts  
einer deutlichen Erholung am US-Arbeitsmarkt schon früher als bisher  
gedacht mit dem Tapering zu beginnen und ihre Bondkäufe, mit denen  
die Konjunktur gestützt werden soll, einzuschränken. Noch vor  
Weihnachten, nämlich anlässlich der Zinssitzung vom 17./18. Dezember, 
so das Kalkül vieler Marktteilnehmer, könnte es damit losgehen. 
 
   Die aktuellen Arbeitsmarktdaten lassen sich, wenn man denn dieser  
Argumentation folgen will, in der Tat so interpretieren, dass die Fed 
noch im laufenden Monat ans Werk gehen könnte. Allerdings gibt es  
einige Argumente, die gegen ein vorschnelles Agieren der US-Notenbank 
sprechen. Der noch amtierende Fed-Chairman Ben Bernanke dürfte sich  
noch gut an die Reaktionen aus dem Frühsommer dieses Jahres erinnern, 
als er sich mit der ersten Ankündigung des Taperings weit aus dem  
Fenster gelehnt und damit heftige Reaktionen an den Finanzmärkten  
ausgelöst hatte. Von da an war die Fed-Spitze darauf bedacht, äußert  
vorsichtig vorzugehen und den Beginn der Normalisierung der  
Geldpolitik immer weiter nach hinten zu schieben. Die meisten  
Notenbankbeobachter gehen daher immer noch davon aus, dass der  
Offenmarktausschuss der Fed im ersten Quartal 2014 damit beginnt, die 
Liquiditätsflut einzuschränken. Im Falle eines Meinungsumschwungs  
bliebe den Notenbankern nur noch die neue Handelswoche, um die Welt  
auf die durchaus folgenschwere Vorverlegung vorzubereiten. Dies ist  
eine ausgesprochen kurze Zeitspanne, sodass ein derartiges Vorgehen  
mit Sicherheit zu Verwerfungen an den Märkten führen würde, an denen  
der Fed nicht gelegen sein kann. 
 
   Zudem steht die Fed innenpolitisch unter Druck. Es wird von ihr  
erwartet, dass sie sich der Erholung von Konjunktur und Beschäftigung 
zumindest nicht in den Weg stellt. Die designierte neue  
Notenbankchefin Janet Yellen hatte bei ihrem Auftritt vor dem Senat  
anlässlich ihrer Nominierung durchblicken lassen, dass sie diese  
Verantwortung, die auch gesetzlich festgeschrieben ist, durchaus  
ernst nimmt. Somit ist ein Termin im ersten Quartal für den Beginn  
des Taperings nach wie vor das wahrscheinlichste Szenario. 
 
   Es darf vermutet werden, dass sich diese Sichtweise am Freitag an  
den Märkten wieder etwas stärker durchgesetzt und weitere Verluste  
verhindert hat. Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt, der in  
diesem Zusammenhang zu diskutieren ist. Es stellt sich die Frage, wie 
stark der europäische Aktienmarkt - aber auch die Wall Street -  
tatsächlich am Tropf der Notenbanken hängt. Wären die Kursniveaus  
durch die Liquidität der Notenbanken in hohem Maße aufgebläht,  
müssten die Verluste eigentlich weitergehen und sich sogar noch  
beschleunigen. Die Reaktion am Freitag legt aber den Schluss nahe,  
dass der Arbeitsmarktbericht nun marktpsychologisch verarbeitet ist. 
 
   Wären die Kursniveaus der an den etablierten Märkten gehandelten  
Aktien ausschließlich oder überwiegend von den Notenbanken getrieben, 
würde man das an übertriebenen Bewertungen ablesen können. Davon ist  
allerdings wenig zu sehen, auch wenn beispielsweise der Dax nicht  
mehr billig zu nennen ist. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse sind aber  
(noch) nicht über die langfristigen Durchschnitte gestiegen. Insofern 
mögen die Reaktionen auf einen tatsächlichen Beginn des Taperings  
vielleicht zunächst recht deutlich ausfallen, die Verluste dürften  
aber nach relativ kurzer Zeit wieder aufgeholt werden. Zumindest für  
Anleger an den etablierten Aktienmärkten besteht kein Grund zu  
übertriebener Angst vor der Fed. Anders mag es an den Emerging  
Markets aussehen: Die zu erwartenden Kapitalabzüge durch ausländische 
Investoren, die dann den etablierten Märkte zugute kommen, könnten  
hier für schwere und nachhaltige Verluste sorgen. 
 
   (Börsen-Zeitung, 7.12.2013) 
 
 
 
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