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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Arbeitslosenzahlen im November

Geschrieben am 28-11-2013

Bielefeld (ots) - 5000 Arbeitslose mehr als im Oktober, 55 000
mehr als im November des vergangenen Jahres. Und das trotz
anziehender Konjunktur. Ist das vielbeschworene deutsche Jobwunder am
Ende? Es gibt viele Fakten, die dagegen sprechen. Es gibt aber auch
viele Daten, die bei genauem Hinsehen Zweifel an der Qualität des
Arbeitsmarktbooms und die Frage der sozialen Gerechtigkeit aufkommen
lassen. Die Zahl der Erwerbstätigen ist wieder einmal auf einen neuen
Rekordwert geklettert. 42,29 Millionen Menschen sind in Lohn und Brot
- ein Plus von 250 000 binnen Jahresfrist. Das liegt auch daran, dass
im ersten Halbjahr eine halbe Million Menschen aus Osteuropa und den
Euro-Krisenländern zugewandert sind, um in Deutschland ihr Glück zu
finden. So ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs
rasant gewachsen, zuletzt auf 29,79 Millionen Beschäftigte. Das waren
380 000 mehr als ein Jahr zuvor. Die höhere Zahl an Beitragszahlern
und steigende Löhne in vielen Branchen füllen die Sozialkassen
kräftig und lassen die Steuerquellen sprudeln: Eindeutige Belege
einer boomenden Wirtschaft. Doch hinter all den Rekorden versteckt
sich auch eine andere, eine zweite Wahrheit. Die Hälfte des jüngsten
Beschäftigungsanstiegs geht auf - sicherlich nicht nur gewollte -
Teilzeitjobs zurück. Tendenz steigend. Mehr als jeder fünfte
Arbeitnehmer gilt inzwischen als atypisch Beschäftigter. 2,7
Millionen Menschen haben einen befristeten Vertrag. Fünf Millionen
arbeiten in Teilzeit. Zweieinhalb Millionen sind Minijobber und 700
000 Leiharbeiter. 1,2 Millionen Arbeitnehmer - 30 000 in OWL - sind
als Aufstocker darauf angewiesen, dass der Staat Geld zuschießt, weil
der Lohn allein nicht zum Leben reicht. Im Jahr kostet das die
Steuerzahler 8,6 Milliarden Euro. Nicht nur die Situation der
Berufstätigen und der Arbeitslosen hat sich zuletzt weiter
auseinander entwickelt. Auch die Schere zwischen Vollzeitkräften
einerseits, die mit stattlichen Tarifsteigerungen am
Wirtschaftsaufschwung beteiligt wurden, und andererseits atypisch und
außerhalb der Tarifbindung Beschäftigten hat sich weiter geöffnet.
Dem Datenreport-Sozialbericht zufolge gilt inzwischen jeder Sechste
in Deutschland als armutsgefährdet. Die ungesunde, unsoziale
Entwicklung schon zu wirtschaftlich guten Zeiten muss gestoppt und
umgekehrt werden. Inwieweit die Mindestlohnregelung der Großen
Koalition mit ihren Übergangsfristen dazu geeignet ist, wird die Zeit
zeigen. Wie wichtig gute Bezahlung nicht nur heute ist, wird schon
jetzt mit Blick aufs Rentenalter deutlich. Denn für die wachsende
Zahl der Geringverdiener verstärkt sich die Armutsgefahr im Alter
noch. Eine Lebensleistungsrente für langjährige Beitragszahler ist
eine erste Antwort. Vieles funktioniert aber nur, solange Konjunktur
und Arbeitsmarkt brummen. Ein Plan B ist im Koalitionsvertrag nicht
zu erkennen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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