Frankfurter Neue Presse: zu deutschen Exportüberschüssen
"Ein Export-Überschuss ist klein Gut an sich"
Kommentar von Panagiotis Koutoumanos
Geschrieben am 13-11-2013 |   
 
 Frankfurt am Main (ots) - Dass Brüssel sich die deutschen  
Exportüberschüsse vorknöpft, kann nicht überraschen. Schließlich  
reißt Deutschlands Leistungsbilanz-Überschuss schon seit 2007 Jahr  
für Jahr den Schwellenwert von sechs Prozent. Der zulässige Zeitraum  
von drei Jahren ist also längst überschritten - entsprechend alst ist 
die Kritik an der deutschen Exportstärke. Warum nimmt die Kommission  
aber ausgerechnet jetzt die deutschen Überschusse unter die Lupe? Wo  
doch Deutschlands Leistungsbilanz-Saldo gegenüber den  
Peripherie-Ländern kräftig geschrumpft ist, die hiesige Wirtschaft  
nicht mehr von umfangreichen Einkäufen aus Südeuropa profitiert und  
auch die Binnen-Nachfrage anzieht - wenn auch auf niedrigem Niveau? 
 
   Der Grund dürfte vor allem in dem bis dato misslungenen Versuch zu 
sehen sein, mittels deutschem Spar-Dogma und Übertragung des  
deutschen Erfolgsmodells "geringere Arbeitskosten = mehr  
Wettbewerbsfähigkeit = Exportüberschüsse" die europäischen  
Krisenländer zu heilen. Natürlich müssen Griechen und Portugiesen den 
Gürtel enger schnallen. Doch allen voran die verordnete  
Austeritätspolitik würgt die Konjunktur ab, produziert  
Massen-Arbeitslosigkeit und lässt die Defizite auf unerträglich hohem 
Niveau verharren. Wenn eines der Krisenländer zwischenzeitlich einen  
Export-Überschuss erwirtschaftet, dann nur, weil die Importe aufgrund 
fehlender Kaufkraft in den Keller gegangen sind - für nachhaltige  
Ausfuhr-Erfolge fehlt einfach die Industrie. Entsprechend häufig  
äußern nicht nur die fleißig importierenden US-Amerikaner und  
Franzosen, sondern auch Regierungsvertreter dieser Krisenländer den  
Wunsch, dass Deutschland doch bitte mehr konsumieren, sprich, Güter  
oder Dienstleistungen ihrer Länder kaufen möge. Ein Wunsch, auf den  
Brüssel mit der angekündigten Prüfung reagiert. 
 
   Das Problem dabei ist die Emotionalität, mit der die einhergehende 
Diskussion geführt wird: Auf der einen Seite die Klage von der  
"mangelnden Solidarität Deutschlands" - auf der anderen Seite das  
Gefühl, dass die faulen, prassenden Südeuropäer Deutschland  
wirtschaftlich schwächen wollen, weil sie nur so selbst erstarken  
können. Beide Sichtweisen sind falsch. 
 
   Zweifellos hat der Euro maßgeblich zum Exporterfolg der  
Bundesrepublik beigetragen - die D-Mark wäre heute so teuer, dass  
selbst die hochwertigen deutschen Güter vielerorts keine Abnehmer  
mehr finden würden. Aber in erster Linie verdankt Deutschland seinen  
Erfolg eigener Stärken: hohe Ingenieurskunst, Zuverlässigkeit, frühes 
Erkennen von Marktlücken und langfristiger Entwicklungstrends. Eine  
Bringschuld hat Deutschland gegenüber seinen Euro-Partner also nicht. 
 
   Aber es geht eben auch nicht darum, Deutschland seiner  
Wettbewerbsfähigkeit und damit seiner Exportstärke zu berauben.  
Vielmehr geht es darum, dass Deutschland seine Exportstärke nutzt, um 
den Binnenkonsum stärker anzukurbeln. Und bei allem berechtigten  
Stolz über diese Exportstärke ist zum einen zu beachten, dass ein  
Export-Überschuss eben kein Wert an sich ist. Zum anderen, sollte man 
sich vor Augen halten, dass Deutschland bei einem Export-Überschuss  
finanzielle Forderungen exportiert. Forderungen, die - wie sich nun  
im Falle der Euro-Schuldenkrise gezeigt hat - ein hohes Verlustrisiko 
bergen können, weil aus dauernden Überschüssen auf der einen Seite  
Defizite auf der anderen Seite stehen müssen, die durch Kredite  
finanziert werden. So kann es dann eben auf der anderen Seite zur  
Staatsverschuldung kommen, die die Bundesbürger letztlich als  
Steuerzahler eindämmen müssen - so wie es derzeit passiert. 
 
   Wäre es da nicht sinnvoller, hierzulande beispielsweise in die  
deutsche Infrastruktur zu investieren, die seit langem auf Verschleiß 
gefahren wird und somit die hiesige Kaufkraft zu stärken, die dann  
unter anderem für ausländische Güter und Dienstleistungen aufgewendet 
werden kann? 
 
 
 
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Frankfurter Neue Presse 
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Telefon: 069-7501 4407
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