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Alarmierendes Ergebnis: Die meisten Stadtbusse verfügen über keine wirksame Abgasreinigung und verpesten die Luft

Geschrieben am 15-03-2013

Berlin (ots) - Deutsche Umwelthilfe veröffentlicht bundesweite
Erhebung zur Qualität der Abgasreinigung von Stadtbussen - Nur 14
Prozent der Busse verfügen über ein wirksames
Stickoxidminderungssystem und knapp 60 Prozent haben noch nicht
einmal einen geschlossenen Partikelfilter - DUH fordert kurzfristige
Nachrüstung oder Erneuerung der Dieselstinker-Busse

Berlin, 13.3.2013: Busse tragen erheblich zur Luftverschmutzung
und damit zur gesundheitsgefährdenden Belastung mit Feinstaub und NO2
bei. Vor allem größere Städte und Ballungsräume sind davon betroffen.
Laut einer bundesweiten Erhebung der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH)
unter 82 deutschen Städten sind knapp 60 Prozent der eingesetzten
Diesel-Linienbusse im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ohne
geschlossenen Dieselpartikelfilter unterwegs. Noch schlimmer sieht es
bei den Stickoxiden aus: Nur 14 Prozent der Busse wurden mit einem
wirksamen Stickoxid-Minderungssystem gemeldet.

Angesichts dieser alarmierenden Zahlen hat die DUH die
EU-Kommission über die katastrophale Situation informiert und
veröffentlicht im Detail ihre Rechercheergebnisse im Internet. So
soll es Lokalpolitikern und Umweltgruppen ermöglicht werden, in den
einzelnen Gemeinden die jeweilige Qualität der Abgasreinigung zu
analysieren und auf eine kurzfristige Verbesserung zu drängen. Nach
Auffassung der DUH ist die kurzfristige Nachrüstung oder Erneuerung
schmutziger Busse dringend notwendig - ansonsten drohen im
schlimmsten Fall Fahrverbote und Millionenstrafzahlungen an die EU.

"Bis zu 70 Prozent der NO2-Belastung sowie 90 Prozent des
schädlichen Dieselrußes in der Luft unserer Großstädte stammen aus
giftigen Abgasen von Dieselfahrzeugen. Für einen überproportional
hohen Anteil sind Linienbusse verantwortlich. Es ist richtig, die
Bürger zur Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs aufzufordern.
Gleichzeitig ist es nicht länger hinnehmbar, dass Busse, auf die sie
dann umsteigen, ein Vielfaches mehr an Luftschadstoffen emittieren
als ihr abgestellter Pkw mit grüner Plakette. Die zuständigen
Landesregierungen, Verkehrsbetriebe und Oberbürgermeister sind
deshalb in der Pflicht, mit kurzfristigen Maßnahmen für die
Luftreinhaltung zu sorgen", sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
der DUH.

Die Umweltschutzorganisation hatte im September 2012
Verkehrsbetriebe sowie Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister
in deutschen Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern um Auskunft über
deren Busflotten gebeten. Abgefragt wurden neben dem Abgasstandard
insbesondere die Ausstattung mit geschlossenen Partikelfiltern und
Stickoxidminderungssystemen (z.B. SCR). Antworten kamen aus 68 der 82
Städte. Von den 11.035 durch die Umfrage erfassten Bussen sind nur
4.346 mit einem geschlossenen Partikelfilter ausgestattet. Bei
weiteren 857 Bussen wurden keine Angaben darüber gemacht, ob es sich
um geschlossene oder deutlich weniger wirksame offene Partikelfilter
handelt. 343 Busse verfügen über einen Erdgasmotor und haben dadurch
vorbildlich niedrige Abgaswerte. Auf SCR-Technik basierende, wirksame
Stickoxidminderungssysteme sind den Antworten zufolge nur in etwa
1.500 der insgesamt ca. 10.600 Dieselbusse verbaut.

Obwohl Städte wie Berlin seit Jahren nahezu 100 Prozent ihrer
BVG-Linienbusse mit einem geschlossenen Partikelfilter betreiben,
begründen andere Städte die schlechte Abgasreinigung ihrer
Linienbusse mit Kostenargumenten und Zweifeln über die
Funktionstüchtigkeit.

"Der Irrtum, dass Partikelfilter zu einem Mehrverbrauch an
Kraftstoff führen, hält sich leider hartnäckig. Dabei ist in der
Praxis nachgewiesen, dass es keine Mehrverbräuche gibt. Auch der
Vorwurf, dass die Nachrüstung von Stadtbussen mit SCR-Katalysatoren
die NOx-Emissionen nicht mindert, ist falsch. Das belegen Messungen
des TÜV Nord zu Berliner Bussen sowie Messungen zu SCR-gereinigten
Bussen in London sehr eindrucksvoll", kommentiert der Internationale
Verkehrsexperte Axel Friedrich die Umfrage der DUH. Er betonte auch,
dass sich der Anteil sauberer Busse in einer Stadt nicht nur durch
den Austausch alter Fahrzeuge erhöhen lässt. Insbesondere Busse der
Abgasstandards Euro II und Euro III seien relativ günstig auf den
derzeitigen Abgasstandard EEV (Enhanced Environmentally Friendly
Vehicle) nachzurüsten. Auf diese Weise könnten die Fahrzeuge noch
über Jahre wirtschaftlich und umweltfreundlich betrieben werden.
Hinsichtlich der Nachrüstungsmöglichkeiten und Auswirkungen auf die
Abgasreinigung bei Bussen sieht der Experte jedoch noch großen
Informationsbedarf.

Auch 2012 wurden die Luftqualitätsgrenzwerte der EU für Feinstaub
und Stickstoffdioxid (NO2) wieder viel zu häufig überschritten. Erst
kürzlich hatte die Kommission zahlreichen Städten eine Verlängerung
von Ausnahmeregelungen zur Überschreitung der NO2-Grenzwerte
verweigert, um den Druck auf die Städte zu erhöhen.
EU-Umweltkommissar Potocnik hatte zum Jahresbeginn das "Europäische
Jahr der Luft 2013" ausgerufen und damit den dringenden
Handlungsbedarf bei der Luftreinhaltung insbesondere in Städten
betont. Wenn in den betreffenden Städten nicht kurzfristig die zum
Schutz der Gesundheit der Bürger geltenden Grenzwerte für Feinstaub
und Stickoxid eingehalten werden, drohen millionenschwere
Strafzahlungen.

Die Auswertungstabelle zur Abfrage sowie die unterschiedlich
detaillierten Antworten der Städte sowie deren Verkehrsbetriebe
finden Sie nach Städten geordnet unter
http://duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews[tt_news]=3050 sowie im
DUH-Publikationsarchiv unter
http://www.duh.de/verkehr_publikationen.html .



Pressekontakt:
Jürgen Resch, DUH-Bundesgeschäftsführer
Mobil: 0171 3649170, E-Mail: resch@duh.de

Dr. Axel Friedrich, internationaler Verkehrsexperte
Mobil: 0152 29483857, E-Mail: axel.friedrich.berlin@gmail.com

Dr. Urs Maier, DUH-Projektmanager Verkehr und Luftreinhaltung
Tel. 030 2400867-731, Mobil: 0151 18256690, E-Mail: maier@duh.de

Daniel Eckold, DUH-Pressesprecher
Tel. 030 2400867-22, Mobil: 0151 55017009, E-Mail: eckold@duh.de


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