| | | Geschrieben am 01-02-2013 Mittelbayerische Zeitung: Langer Kampf um Frieden
Nach dem militärischen Erfolg müssen in Mali dringend die sozialen Probleme gelöst werden. Leitartikel von Christian Putsch
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 Regensburg (ots) - Kaum mehr als drei Wochen sind seit dem Beginn
 der französischen Offensive gegen Islamisten in Mali vergangen, und
 die Erfolgsmeldungen kommen seitdem nahezu im Tagestakt. Nacheinander
 triumphierten die französischen und malischen Soldaten in den
 besetzten Orten Konna und Diabaly, dann in den großen Städten im
 Norden, Gao, Timbuktu und Kidal. Schon spricht Malis
 Übergangspräsident Dioncounda Traore von Wahlen im Juli. Die
 schnellen Erfolge dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der
 Kampf um ein stabiles Mali erst beginnt. Er wird Jahre dauern und
 kann weder militärisch, noch bei der Stärkung der staatlichen
 Institutionen allein den westafrikanischen Staaten und Frankreich
 überlassen werden. Das Beispiel Somalia lehrt, wie kompliziert und
 langwierig ein derartiges Unterfangen sein kann. Es abzukürzen würde
 bedeuten, gewonnenen Fortschritt aufs Spiel zu setzen. Langsam findet
 der Plan für die Entsendung einer UN-Friedenstruppe Befürworter im
 UN-Sicherheitsrat. Das wäre der richtige Schritt, weil er Afrika in
 diesem komplizierten Konflikt entlasten würde. Anders als beim
 Eingriff der französischen Armee in den Konflikt an der
 Elfenbeinküste im Jahr 2011 gibt es auf dem Kontinent diesmal kaum
 kritische Stimmen, die vor einem neuen Kolonialismus warnen. Die
 Bedrohung durch den Terrorismus ist global, ihr muss mit vereinten
 Kräften begegnet werden - diese Einsicht scheint sich durchzusetzen.
 Bald wird ein Team der Europäischen Union in Mali erwartet. Es soll
 die Armee Malis unter anderem im Umgang mit Menschenrechten schulen -
 im Gespräch ist, dass dies ebenfalls mit Soldaten aus anderen Ländern
 der westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas geschehen soll. Nur
 wenige sind in der Kriegsführung in Wüstengebieten erprobt, in die
 sich viele der schwer bewaffneten Islamisten zurückgezogen haben. Für
 die Stabilität des Landes wird es langfristig aber darauf ankommen,
 eine Armee zu formen, mit der sich die Verteidigung nach außen
 gewährleisten lässt, die aber intern keine Gefahr für einen weiteren
 Staatsstreich darstellt. Es ist kein Zufall, dass viele Streitkräfte
 der Region in mäßigem Zustand sind. Allzu oft hat das Militär
 westafrikanischer Länder in vergangenen Jahrzehnten Regierungen
 gestürzt, reduzierte Mittel sollen dieses Risiko minimieren. In Mali
 revoltierten Teile der Armee dennoch - die verbliebenen
 regierungstreuen Truppen aber scheiterten an der schwierigen
 Verteidigung des Staatsterritoriums, das vier Mal so groß ist wie das
 Deutschlands. Es zeigt, wie fragil die Region trotz Rohstoffbooms,
 Schuldenerlässen und besserer Wirtschaftspolitik ist. Entscheidend
 aber ist die Bewältigung der sozialen Probleme des Landes. Die
 Sahel-Zone ist eine der am dünnsten besiedelten Gegenden der Welt,
 verzeichnet aber enorme Geburtenraten. Laut UN-Berechnungen könnte
 die Bevölkerung bis zum Ende des Jahrhunderts von derzeit 16
 Millionen auf 75 Millionen ansteigen. Gelingt es nicht, neben den
 aufstrebenden kapitalintensiven Industrien wie der Bergbau und
 Erdölförderung auch arbeitsintensive Industrien zu fördern, wird das
 Land instabil bleiben. Schon allein für die Aussöhnung mit den Tuareg
 wird es von Bedeutung sein, dass auch diese ethnische Gruppe von der
 Politik in der weit entfernten Hauptstadt Bamako profitiert. In
 Somalia kontrolliert die Terrororganisation al-Shabaab auch deshalb
 Teile des Landes, weil es für die Jugend kaum Arbeitsplätze gibt.
 Hier muss die internationale Gemeinschaft Mali nachhaltig zur Seite
 stehen. Der Kampf gegen den weltweiten Terrorismus ist nicht allein
 militärischer Natur. Es ist auch ein ökonomischer.
 
 
 
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 Mittelbayerische Zeitung
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