(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Ein Schrei nach Hilfe Zu den Suchtproblemen von älteren Menschen

Geschrieben am 05-08-2012

Cottbus (ots) - Hier mal ein Schluck Pfefferminzlikör, dort ein
Schnaps oder ein Bier. Und manchmal bleibt es nicht dabei. Immer mehr
ältere Menschen in Sachsen und Brandenburg haben ein Suchtproblem.
Immer öfter greifen sie zur Flasche, nehmen Pillen und Tropfen,
verschrieben von Fachärzten oder einfach so gekauft rezeptfrei in der
Apotheke. Und oft steht dahinter ein Problem: Die Einsamkeit im Alter
ist nach Ansicht von Suchtberatern der wichtigste Grund dafür, dass
Senioren zu Abhängigen werden. Dass sie ihre Zeit beim Arzthopping in
Wartezimmern oder mit der Flasche Bier auf der Parkbank verbringen.
Und das ist eine Erkenntnis, die die Gesellschaft nicht kalt lassen
darf. Denn die Sucht ist keineswegs nur ein Problem von Pflegekassen,
Heimen und Sozialversicherungen. Wer dieses Thema auf höhere Kosten
reduziert oder sich Sorgen darum macht, wie sich unter diesen
Bedingungen der Alltag in einem Seniorenheim organisieren lasse,
zeigt damit im Prinzip doch nur, dass er das Problem insgesamt noch
nicht verstanden hat. Denn wenn alte Menschen aus Einsamkeit heraus
in die Sucht abrutschen, deutet das vor allem auf eines hin: Der
Gedanke der generationenübergreifenden Solidarität, der hinter
unserem Sozialstaat steht, funktioniert nicht mehr. Wenn zum Beispiel
Berliner Rentner einen Seniorenclub aus Angst vor einer Schließung
besetzt halten, macht das nicht ohne Grund Schlagzeilen selbst in
Singapur. Es ist ein Armutszeugnis für unser ganzes Land. Oder haben
wir unseren Rentnern nach einem langen und oft harten Arbeitsleben
wirklich nicht mehr zu bieten als Altersarmut und den Griff zur
Flasche? Wo sind die freundlichen Worte für die alte Nachbarin, wo
ist die gemeinsame Tasse Kaffee? Und mancher ältere, alleinstehende
Herr würde sich vielleicht schon freuen, wenn ihm jemand mal die
Tüten in den vierten Stock trägt, bei der Fahrt zum Einkaufszentrum
im Auto noch ein Plätzchen für ihn frei wäre oder er den
Nachbarskindern bei den Hausaufgaben helfen darf. Wenn Rentner trotz
all ihrer gesammelten Lebenserfahrung nicht mehr weiter wissen, wenn
nur noch der Alkohol oder die Beruhigungsmittel der Ausweg aus dem
immer gleichen Alltag in der immer gleichen, leeren Wohnung ist, dann
muss das die Gesellschaft genauso betroffen machen wie das Bild der
15-jährigen Teenagerin, die betrunken auf irgendeiner Parkbank liegt.
Denn auch im Alter ist die Sucht ein Schrei nach Hilfe - und es wird
Zeit, dass wir ihn endlich einmal hören.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

410128

weitere Artikel:
  • Badische Neueste Nachrichten: Klare Fronten Karlsruhe (ots) - Wie auch immer man die aktuelle Lage in Syrien beurteilen mag, eins lässt sich nicht länger leugnen: Der Stellvertreterkrieg, in diesem Fall ein Stellvertreterbürgerkrieg, hat längst begonnen. Wer noch Zweifel hegt, sollte sich die Bitte Präsident al-Assads an Russland um finanzielle Hilfe und Treibstofflieferungen vor Augen halten. Die Sanktionen wirken. Syriens Devisenreserven schwinden. Das Regime in Damaskus hat kaum noch Diesel für seine Panzer. Man müsste zudem blauäugig sein, wollte man annehmen, die russischen mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: Neuanfang als Chance Karlsruhe (ots) - Ein Agententhriller könnte nicht spannender sein. 500 Beamte überwachen drei Islamisten rund um die Uhr, sie fangen ihre Mails ab, verwanzen ihre Wohnungen und ihre Autos und tauschen am Ende unbemerkt das explosive Wasserstoffperoxid, das die Bombenbauer in einer Garage im Schwarzwald lagern, gegen eine harmlose Flüssigkeit aus. Danach nimmt ein Spezialkommando die Mitglieder der sogenannten Sauerlandgruppe fest. "Operation Alberich", wie der Verfassungsschutz die Aktion nennt, ist geglückt. Fünf Jahre später mehr...

  • Rheinische Post: Parteien-Kritik an Monti verschärft sich Düsseldorf (ots) - Die SPD hat die Empfehlung des italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti zu mehr Eigenständigkeit der Regierungen von ihren Parlamenten scharf kritisiert. "Die Akzeptanz für den Euro und seine Rettung wird durch nationale Parlamente gestärkt und nicht geschwächt", sagte SPD-Fraktionsvize Joachim Poß der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagsausgabe). Offensichtlich habe in Italien in den "unsäglichen Berlusconi-Jahren das Parlamentsverständnis gelitten", sagte Poß. Der FDP-Euroskeptiker Frank mehr...

  • Rheinische Post: SPD will für Bundestag Fragerecht nach britischem Vorbild Düsseldorf (ots) - Die SPD will mit einer Parlamentsreform erreichen, dass künftig im Bundestag regelmäßig der Kanzler oder die Kanzlerin Rede und Antwort stehen muss. "Wir werden gleich nach den nächsten Bundestagswahlen eine neue Initiative ergreifen, den Bundestag attraktiver zu machen", sagte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagsausgabe). Vor allem solle das Fragerecht reformiert werden, damit ähnlich wie in Großbritannien die Abgeordneten die Minister direkt mehr...

  • WAZ: Patientenbeauftragter Zöller rechnet mit vielen Opfern nach Transplantationsskandal / Vertrauensverlust in Organspende über Jahre hinweg Essen (ots) - Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Zöller (CSU), befürchtet, dass der Transplantationsskandal an den Unikliniken in Regensburg und Göttingen zahlreiche Opfer fordern wird. "Was hier gemacht wurde, wird in Zukunft viele Menschen leider das Leben kosten", sagte Zöller der Zeitungen der WAZ-Gruppe (Montagsausgaben) mit Blick auf eine nachlassende Organspendebereitschaft in der Bevölkerung. Gerade jetzt, da man mit dem Transplantationsgesetz Vertrauen wecken wolle, komme diese Meldung. "Schlimmer hätte mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht