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Weltkriegsmunition wird zum Hindernis für die Energiewende - Umweltverbände fordern Konzept zur Munitionsbergung in Nord- und Ostsee

Geschrieben am 23-07-2012

Berlin (ots) - Mit Blick auf die geplante Sprengung von drei
Seeminen nahe Borkum fordern die Umweltverbände NABU, Gesellschaft
zur Rettung der Delphine (GRD) und Gesellschaft zum Schutz der
Meeressäugetiere (GSM) eine verbindliche Strategie zur Entsorgung von
Altmunition in deutschen Gewässern. Die drei Minen wurden bei den
Vorbereitungen zum Bau einer Seekabeltrasse für den Windpark
"Riffgat" entdeckt, der 15 Kilometer vor Borkum entstehen soll. Beim
Bau der Offshore-Windenergie-Anlagen und ihren Anschlüssen an das
Energienetz rechnen die drei Verbände mit verstärkten Funden von
Sprengkörpern. Bislang jedoch besteht kein Konzept, wie die
Munitionsaltlasten sicher gehoben und umweltgerecht entsorgt werden
können und die Belastungen für Umwelt und Gesundheit damit so gering
wie möglich gehalten werden.

Nach Angaben des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrografie
liegen die drei Sprengkörper in der Osterems, einer Meerenge zwischen
Juist und Borkum, entlang der Kabeltrasse des geplanten
Offshore-Windparks. Mindestens zwei der Minen sollen noch in dieser
Woche gesprengt werden. Mit einer Unterwassersprengung gehen
erhebliche Gefahren für den Nationalpark und das UNESCO-Welterbe
Niedersächsisches Wattenmeer einher: Noch in mehr als zehn Kilometern
Entfernung können bei Schweinswalen, Seehunden und Kegelrobben
Hörschäden entstehen und in einem Radius von vier Kilometern Lungen-
und Trommelfellrisse. Bereits Mitte Juni wurde nahe der Seehundbank
Kachelotplate eine britische Luftmine gesprengt.

NABU, GRD und GSM befürchten aufgrund der starken Belastung
deutscher Küstengewässer durch Altmunition und die Vielzahl geplanter
Infrastrukturprojekte auch ein Hindernis für die Energiewende. Allein
die Trasse für den Windpark "Riffgat" schneidet ein
Munitionsversenkungsgebiet, in dem bis zu 2.000 Tonnen Minen sowie
Torpedosprengköpfe, Bomben, Granaten und verschiedene Kleinmunition
vermutet werden.

Bislang fehlt jedoch ein strategisches Konzept für den Umgang mit
den gefährlichen Relikten der Weltkriege. Laut dem Ende 2011
veröffentlichten Bericht einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe liegen bis
zu 1,6 Millionen Tonnen konventionelle und chemische Munition in
deutschen Meeresgewässern. NABU, GRD und GSM fordern daher die
schnelle Einrichtung eines Runden Tisches unter Beteiligung der
Umweltverbände, um das Vorgehen beim Fund von Altmunition beim Ausbau
der Offshore-Windkraft festzulegen. Neben dem Einsatz technischer
Schallschutzmaßnahmen, die in Schleswig-Holstein bereits erfolgreich
eingesetzt werden, müssen künftig auch alternative Bergeverfahren wie
Unterwasser-Robotik, Wasserstrahlschneid- und Photolyseverfahren oder
mobile Detonationskammern eingesetzt und weiterentwickelt werden, um
die Meeresumwelt ausreichend zu schützen.

Auch der kürzlich vorgelegte Offshore-Netzplan des Bundesamtes für
Seeschifffahrt und Hydrografie muss nach Meinung der Umweltverbände
eine grundsätzliche Regelung zur Bergung von Altmunition enthalten.
Bund und Länder müssen dazu die mit Munition verunreinigten Gebiete
in Nord- und Ostsee zunächst kartieren und eine entsprechende
Risikoanalyse erstellen. Mittelfristig muss grundsätzlich auf
Sprengungen unter Wasser verzichtet werden, da diese mit frei
werdenden giftigen Substanzen die Meeresumwelt schädigen und ihre
Schockwellen Meerestiere gefährden. Bei lärmintensiven Bauarbeiten im
Meer gilt in Deutschland ein Grenzwert. Aus Naturschutzsicht muss
dieser generell, also auch bei Sprengung von Munition entlang der
Kabeltrassen eingehalten werden.

Um auf die Gefahren von Munition im Meer hinzuweisen und weltweit
eingesetzte Bergeverfahren in Deutschland bekannt zu machen, haben
NABU, GRD und GSM im Jahr 2010 die MIREMAR-Konferenz in Neumünster
organisiert. Die Ergebnisse der Konferenz und die Empfehlungen der
Bund-Länder-Arbeitsgruppe "Munition im Meer" finden sich unter:
www.miremar.de.



Pressekontakt:
Sven Koschinski, Diplom-Biologe, Tel. 04526-381716

Dr. Kim Cornelius Detloff, NABU-Referent für Meeresschutz, Tel.
030-284984-1626, mobil 0152-09202205


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