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Westdeutsche Zeitung: Das Glücksspielsucht-Dilemma = Von Horst Kuhnes

Geschrieben am 26-03-2012

Düsseldorf (ots) - Der Holper-Start der neuen Lotterie Eurojackpot
ist letztlich hausgemacht. Denn er ist nichts anderes als das
Ergebnis des Glückspielsucht-Dilemmas, in das sich die staatlichen
Lotterien selbst hinein manövriert haben. Um sich langfristig die
Milliardengewinne aus dem staatlich organisierten Glücksspiel von
Lotto, Toto, Oddset und diversen Zusatz-Lotterien zu sichern, hatten
die Länder kurzerhand den Schutz der Bevölkerung vor Spielsucht zum
politischen Staatsziel erklärt. So sollte das Gewinn bringende
Staatsmonopol erhalten - und vor allem die private Konkurrenz außen
vor bleiben. Das Ganze goss man 2008 in den sogenannten
Glücksspielstaatsvertrag, der die Werbung für Glücksspiele verbietet.
Doch dummerweise - zumindest aus Sicht der Länder - bestehen sowohl
europarechtlich als auch nach deutschem Recht erhebliche Bedenken
gegen dieses Vorgehen. Auf jeden Fall dann, wenn das im Staatsvertrag
festgeschriebene Werbeverbot für Glücksspiel nicht konsequent
umgesetzt wird. Nun haben die deutschen staatlichen Lotto-Anbieter
das Problem, dass ihnen die transnationale Lotterie "Euromillions"
seit einigen Jahren mehr und mehr das Wasser abzugraben droht. Denn
Millionen Spieler in Frankreich, Spanien, Großbritannien, Österreich,
Belgien, Irland, Luxemburg, Portugal und der Schweiz hoffen bei den
in ihren Ländern völlig legalen "Euromillions" auf das große Los
eines manchmal bis in den dreistelligen Millionenbereich gehenden
Jackpots. Auch geschätzte 800 000 Tipper aus Deutschland spielen
inzwischen mit - über das Internet. Diese Spieler will der deutsche
Lottoblock jetzt mit seinem eigenen europäischen Eurojackpot
zurückgewinnen. Genau an dieser Stelle wird das
Glücksspielsucht-Dilemma deutlich: Auch wenn niemand ernsthaft
glaubt, dass man mit einer neuen Mega-Lotterie die
Glücksspielsucht-Vorbeugung stärkt, so muss dafür dennoch das
geltende Recht des Werbeverbotes für Glücksspiel beachtet werden.
Eine Lotterie aber, die - aus welchen Gründen auch immer - nicht
beworben wird, kann aber mangels Mitspielern nicht funktionieren. Und
so kommt es eben zum Holper-Start von Eurojackpot und zur
Kannibalisierung des traditionellen Lotto.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de


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