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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zur Wahl im Saarland von Reinhard Zweigler

Geschrieben am 25-03-2012

Regensburg (ots) - Langweilig und spannend zugleich ist die
Landtagswahl an der Saar gestern ausgegangen, mit der zwei weitere
Urnengänge in Bundesländern eingeläutet wurden. Die erwartete große
Koalition in Saarbrücken kommt zustande. Das war nun wirklich keine
Überraschung. Die Kramp-Karrenbauer-CDU hat das jähe Ende der
wackligen Jamaika-Koalition überraschend stabil überstanden und wird
die etwas erstarkte SPD von Heiko Maas als Juniorpartner ins
Regierungs-Boot nehmen. Das Duell der beiden großen Parteien im
kleinen Saarland indes war gar keines. Zu klar kam der
SPD-Marathonmann Heiko Maas hinter der Unions-Kontrahentin Annegret
Kramp-Karrenbauer ins Ziel. Da sich beide bereits vorher die
Polit-Ehe versprochen hatten, musste gestern nur noch geklärt werden,
wer in dieser Beziehung die Hosen an hat. Die über ihre Landesgrenzen
hinaus weithin unbekannte Kramp-Karrenbauer ist klar die Chefköchin
und Maas der Kellner. Damit ist an der Saar eine Situation gewählt
worden, wie sie auch im Bund nach der nächsten Wahl im Herbst 2013
entstehen könnte. Das von den Umfragen besoffene Rot-Grün verliert
weiter Federn. Und Angela Merkel schwebt weiterhin unantastbar über
allen Widrigkeiten des politischen Lebens. Dass die in Berlin
regierende schwarz-gelbe Koalition zum wiederholten Mal abgestraft
wurde, scheint an der Union und ihrer Spitzen-Politikerin abzuperlen
wie Regen vom Friesennerz. Die eigentlichen Überraschungen jedoch gab
es bei den kleinen Parteien. Die flotten Internet-Piraten haben nun
bereits zum zweiten Mal - und scheinbar mühelos, jedenfalls über
einen nahezu ausschließlich im Netz geführten Wahlkampf - einen
Landtag geentert. Der Protest gegen die Etablierten vollzieht sich
zurzeit vornehmlich im Internet und trägt Piratentuch. Die
Internetaktivisten, zuletzt vom neuen Bundespräsidenten als gute
Demokraten geadelt, kommen vor allem bei jüngeren Wählern an. Sie
strahlen jene Frische aus, die viele bei den mittlerweile ergrauten
Grünen nicht mehr finden. Die Saarwahl hat die Zuversicht gestärkt,
dass Piraten auch in andere Landtage und wahrscheinlich auch in den
Bundestag einziehen dürften. Die Linke freilich hat selbst im
Stammland von "de Oskar" ihren Zenit überschritten. Ihre guten
Wahlergebnisse speisten sich ohnehin vor allem aus Proteststimmung
gegen die SPD und aus einer gewissen Lafontaine-Nostalgie. Den
erhofften Rückenwind für einen Durchmarsch von Lafontaine zurück in
die Parteispitze und schnurstracks zur Spitzenkandidatur 2013 gab es
nicht. Sollte die Linke bei den kommenden beiden Wahlen aus den
Landtagen fliegen, droht den Postkommunisten der ganze Laden um die
Ohren zu fliegen. Die Freidemokraten wiederum arbeiten mit dem
Saar-Desaster im Nacken nun noch kräftiger daran, ihren bisherigen
Chef abzusägen. Philipp Rösler hat wieder nicht geliefert. Er ist
jetzt der Frosch. Nicht völlig ausgeschlossen freilich, dass Lindner,
Kubicki und Co. trotzdem in die Landtage von Schleswig-Holstein und
Nordrhein-Westfalen einziehen. Damit hätte sich die FDP zwar immer
noch als Juniorpartner der Union erledigt, aber sie wäre zumindest
nicht gleich im politischen Abgrund verschwunden, wie man jetzt nach
der Saarland-Wahl befürchten muss. Andere freilich profitieren
kräftig und genüsslich vom Niedergang der FDP. Die große
Gähn-Koalition hat sich an der Saar durchgesetzt, doch es bleibt
allemal spannend. Kiel, Düsseldorf und Hannover heißen die nächsten
Etappen auf dem Weg nach Berlin 2013.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


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