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Westdeutsche Zeitung: Der richtige Umgang mit den Ratingagenturen = von Martin Vogler

Geschrieben am 15-01-2012

Düsseldorf (ots) - Schon in der Schule war die Note 1 besonders
dann wertvoll, wenn alle Klassenkameraden schlechtere Zensuren
hatten. Einen ähnlichen Effekt erlebt jetzt Deutschland. Die
Abstufung anderer Staaten ist natürlich kein Grund zum Jubeln. Denn
die Rettung des Euro wird dadurch erschwert und teurer. Aber dennoch
kann Deutschland ein Stück stolz drauf sein, als einziges Land der
Euro-Zone unangefochten das Rating AAA von Standard & Poor's zu
besitzen. Denn Finnland, Luxemburg und auch die Niederlande, die noch
ungeschoren davonkamen, könnten demnächst den Franzosen und
Österreichern beim Abstieg in die zweite Liga folgen müssen. Das ist
eine Bestätigung für die Wirtschaftskraft, für den Fleiß der Menschen
und auch für die Arbeit der Bundesregierung. Auch wenn den Bürger
häufig das Gefühl beschleicht, dass Berlin - zusammen mit anderen
Hauptstädten - zu wenig entschlossen die Bewältigung der
Schuldenkrise angeht: Ganz so schlecht scheint zumindest aus der
Außensicht, die eine amerikanische Ratingagentur nun mal hat, die
Arbeit der Regierung Merkel nicht zu sein. Damit das so bleibt, darf
sie allerdings künftig die Staatsverschuldung nicht deutlich über 80
Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen lassen. Von dem deutschen
Sonderaspekt abgesehen, ist es wichtig, die Abstufung zahlreicher
Länder zu relativieren. Denn es handelt sich lediglich um die
Einschätzung einer von drei wichtigen Ratingagenturen. Insofern sind
die betroffenen Länder gut beraten, wenn sie Gelassenheit zeigen.
Denn je intensiver sie sich mit den Einstufungen beschäftigen, desto
mehr werten sie sie auf. Und dabei sollte man nicht vergessen:
Ratingagenturen sind keine unantastbaren Instanzen, sondern private
Unternehmen, die mit ihrer Arbeit Gewinne erzielen müssen. Im
aktuellen Fall kann auch der Verdacht, dass sie amerikanische
Interessen vertreten, nicht ausgeräumt werden. Schließlich stehen die
USA schon länger da, wo Frankreich jetzt landete. Forderungen, wie
die des stellvertretenden CDU-Fraktionsvorsitzenden Michael Fuchs,
deshalb flugs eine europäische Ratingagentur zu gründen, scheinen
allerdings übertrieben. Solch ein Unternehmen kann nur bestehen, wenn
die Märkte nach ihm rufen - und nicht die Poliitk.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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