(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Fotos von Kfz an niederländischen Grenzübergängen - Niederlande beschädigen die Reisefreiheit Ein Kommentar von Peter Kurz

Geschrieben am 21-11-2011

Düsseldorf (ots) - Ein Europa der offenen Grenzen - das ist eine
großartige Idee, von der wir alle profitieren, wenn wir europaweit
ohne Pass reisen. Welch eine Errungenschaft die Reisefreiheit ist,
kann im vollen Ausmaß wohl nur ermessen, wer es anders kennt. Wer
noch Stacheldraht und grimmige, oft willkürliche Grenzbeamte erlebt
hat. Und nun wollen die Niederlande an Grenzübergängen ankommende
Autos fotografieren. Im Kampf gegen Menschenhandel und illegale
Einwanderung. Das klingt gut. Es geht ja gegen die Bösen und
Illegalen. Und wenn man die schnappt, ist doch nichts dagegen
einzuwenden, oder?

Doch betroffen sind auch alle "Guten", wenn jedes Auto abgelichtet
wird, das über die niederländische Grenze rollt. Zwar erlaubt das
Schengener Abkommen begrenzte Kontrollen, etwa um
Hooligan-Ausschreitungen vorzubeugen. Aber nur vorübergehend und
nicht ständig und systematisch, denn das passt nicht zur Idee der
Freizügigkeit. Es ist nicht nur eine Angelegenheit der Niederländer.
Die Sache geht alle Bürger an, die die gewonnene Freizügigkeit nicht
nach ein paar Jahren schon wieder verlieren wollen.

Aber es sind doch nur Fotos von Autos oder Kfz-Kennzeichen, ließe
sich einwenden. Nur Fotos? Viel mehr als das. Es ist eine
Einschüchterung all derer, die nicht wissen, was mit diesen Fotos
geschieht. Was zeigen sie? Nur das Kennzeichen, oder auch die
Personen, die da über die Grenze fahren? Wo werden die Bilder wie
lange gespeichert? Für was werden sie in Zukunft verwendet - für ein
Bewegungsprofil? Werden die Informationen mit anderen Daten
verknüpft? Selbst wenn die Kameras ganz offen eingesetzt werden, so
bleiben doch eben diese Fragen.

Nun ließe sich zugunsten des niederländischen Plans anführen: das
Kfz-Kennzeichen ist eine für jedermann im Straßenverkehr sichtbare
Information. Und wer sich mit dem Auto in den Verkehr begibt, ist der
öffentlichen Wahrnehmung ausgesetzt. Der Wahrnehmung ja, aber noch
lange nicht der für den Autofahrer unkontrollierbaren automatisierten
Informationserhebung und -verarbeitung. Diese konterkariert die Idee
der Reisefreiheit. Weil wir nicht mehr unbefangen ins Nachbarland
fahren würden. Wir hätten wieder Grenzen statt Linien auf der
Landkarte.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

364707

weitere Artikel:
  • DER STANDARD-Kommentar "Die Politik tritt zurück" von Christoph Prantner In immer mehr Ländern sind nicht mehr Wähler, sondern Märkte der Souverän //Ausgabe vom 22.11.2011 Wien (ots) - Der Spitzenkandidat landet einen historischen Erdrutschsieg, gewinnt die absolute Mehrheit an Sitzen, hat als kommender Ministerpräsident so viel Macht, wie sie zuletzt vor Jahrzehnten ein Diktator in seinem Land hatte - und dann stellt sich Mariano Rajoy in Madrid vor die Öffentlichkeit, spricht von einer Kooperation mit der schmählich abgewählten Linken und erwägt sogar die Berufung von Experten in sein zukünftiges Kabinett. mehr...

  • Berliner Zeitung: Kommentar zu den Buh-Rufen gegen Putin Berlin (ots) - Putins Partei wird schon länger ausgebuht. Nun aber ist dies Putin selbst passiert. Das ist neu. Putins Autorität als starker Mann der russischen Politik beruht bisher darauf, dass er - anders als ein Boxer - gar nicht herausgefordert werden kann. Er ist unangefochten und unanfechtbar, im Grunde also gar keine Figur der Politik mehr, sondern eine oberhalb aller Politik. So schien es jedenfalls bisher, und so sollte es auch scheinen, wenn es nach Putin ging. Das Bild hat einen Riss bekommen. Pressekontakt: Berliner mehr...

  • Berliner Zeitung: Kommentar zu den jüngsten Unruhen in Ägypten Berlin (ots) - Die ägyptischen Militärs steuern das Land nicht in Richtung Demokratie. Vielmehr scheint eine neue Diktatur ihr Ziel zu sein. Es ist höchste Zeit, dass sich Parteien und Aktivisten aller Lager zusammentun und den Generälen Paroli bieten. Mit immer neuen Dekreten haben diese versucht, ihre Macht zu festigen. Zuletzt hatten sie sich das Recht herausgenommen, gegen Parlamentsentscheidungen Veto einzulegen. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen und die Menschen auf die Straße brachte. Jetzt ist der Moment, Zugeständnisse mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Biefeld) zu den Wahlen in Spanien Bielefeld (ots) - Irland, Portugal, Slowakei, Griechenland, Italien und jetzt Spanien: Seit Februar hat die europäische Währungs- und Wirtschaftskrise sechs Regierungschefs um ihr Amt gebracht. Die unter der Krise leidenden Bürger schicken ihre Ministerpräsidenten mittlerweile reihenweise in die Wüste. Sie wissen sich nicht anders zu helfen und machen den Wahlzettel zum Denkzettel - ohne dass die neuen Kräfte unbedingt die Besseren sein müssen. So auch in Spanien, wo sich die sozialistische Regierung von José Luis Rodríguez Zapatero mehr...

  • Rheinische Post: Euro-Verzweiflung Düsseldorf (ots) - Vier Wochen ist der letzte Euro-Gipfel her, der den Flächenbrand in der Eurozone stoppen sollte. Doch seine Wirkung ist verpufft. Das Misstrauen der Finanzmärkte wächst, Spanien und Italien müssen Rekordzinsen von sieben Prozent bieten, was ein Staat auf Dauer nicht durchhalten kann. Und nun frisst sich die Krise bis ins Herz der Euro-Zone vor: Gestern warnte die Rating-Agentur Moody's, sie werde Frankreich das Top-Rating streichen, wenn Paris weiter hohe Zinsen zahlen müsse. Die Lage wird verzweifelter - und mit mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht