(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Wer Ja sagt, ist dagegen - Leitartikel

Geschrieben am 03-11-2011

Leutkirch (ots) - Mehr Bürgernähe und Transparenz haben sich die
Koalitionäre in Stuttgart ganz groß auf ihre grün-roten Fahnen
geschrieben und dafür auch den einen oder anderen Vorschusslorbeer
eingeheimst. Nun steht also in gut drei Wochen die Volksabstimmung
über den Stuttgarter Bahnhof an. Gewiss ein teures Projekt - aber in
Zeiten, in denen einerseits mal 55 Milliarden wundersam aus dem Orkus
auftauchen und andererseits ein paar Hundert Milliarden für die
Euro-Rettung in denselben zu verschwinden drohen, bekommen die 4,5
Milliarden Euro für S 21 fast den Charme einer überschaubaren Summe -
für einen immerhin konkreten Gegenwert.

Von einer Schicksalsabstimmung für Baden-Württemberg zu reden,
mutet da doch etwas übertrieben an. Es geht um einen Bahnhof plus
Zubehör, nicht mehr und nicht weniger. Aus diesem Blickwinkel
betrachtet wäre die Frage, welche die Bürgerinnen und Bürger am 27.
November zu beantworten haben, nicht die allerwichtigste für die
Zukunft ihres Landes. Daraus wiederum ließe sich ableiten, dass es
auch auf die konkrete Fragestellung nicht sehr ankommt. Wem das zu
zynisch klingt, der möge sich genau durchlesen, worauf er mit "Ja"
oder mit "Nein" antworten soll. Wie lässt sich ein Text erklären, der
Nicht-Juristen bestenfalls an den alten Ohrwurm: "Sie müssen erst den
Nippel durch die Lasche ziehn..." erinnert? Steckt hinter diesem
verschwurbelten Amtsdeutsch Absicht? Ist es pure Schludrigkeit?

Jedenfalls: Mit Bürgernähe und Transparenz hat die Fragestellung
auf dem Stimmzettel nichts zu tun. Und die offizielle Einlassung, es
sei aus rechtlichen Gründen nicht möglich, ganz einfach nach pro und
contra Stuttgart 21 zu fragen, wirkt auch nicht überzeugend. Das
hieße nämlich, dass man gegen die Vergewaltigung der deutschen
Sprache durch Bürokraten-Jargon leider machtlos sei. Tröstlich mag
allenfalls wirken, dass Freund und Feind gleichermaßen verwirrt sind.
Vielleicht hebt sich die Zahl der irrtümlichen Ja-Stimmen mit denen
der irrtümlichen Nein-Stimmen wundersam auf.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

361538

weitere Artikel:
  • Schwäbische Zeitung: Seehofers schwere Geburt - Kommentar Leutkirch (ots) - Die Behauptung, dass Bayerns neues Kabinett ein Zeichen von Niedergang und Endzeitstimmung sei, ist ausgemachter Blödsinn. Ministerpräsident Seehofer musste zwar die Grenzen des blinden Gehorsams in seiner CSU erkennen. Aber er hat ein Kabinett aufgestellt, mit dem sich regieren lässt. Wichtigster Punkt der Neuaufstellung: Mit Markus Söder ist ein Mann aufgestiegen, der im Zweifel nicht klein beigibt. Der Purzelbaum, den die CSU in der Atompolitik geschlagen hat, ist zu großen Teilen sein Werk. Er hat dabei mehr...

  • ARD-DeutschlandTrend November 2011: Deutliche Mehrheit für Ausschluss Griechenlands aus der Eurozone, wenn das Land die Beschlüsse zur Euro-Rettung nicht akzeptiert // Union legt bei Sonntagsfrage zu Köln (ots) - Sperrfrist: 03.11.2011 22:45 Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist. Sperrfrist für alle Ergebnisse: - für elektronische Medien heute, 22:45 Uhr - für Printmedien: Freitagsausgaben Verwendung nur mit Quellenangabe "ARD-DeutschlandTrend" In der Sonntagsfrage des aktuellen ARD-DeutschlandTrends legt die Union im Vergleich zum Vormonat um zwei Punkte zu und erreicht 34 Prozent. Die SPD kann einen Punkt hinzugewinnen auf mehr...

  • Rheinische Post: DIHK fordert Abschaffung des Solidaritätszuschlags Düsseldorf (ots) - Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) fordert die Koalitionsspitzen auf, bei ihrem Treffen am Sonntag umfassende Steuererleichterungen zu beschließen. "Die Bekämpfung der kalten Steuerprogression gehört ganz oben auf die Agenda", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben der Online-Ausgabe der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitag). Darüber hinaus solle aber auch der Solidaritätszuschlag abgeschafft werden. "Was den Solidaritätszuschlag angeht, so hat sich dieser eigentlich mehr...

  • Rheinische Post: SPD für Werner Müller als Chef der RAG-Stiftung Düsseldorf (ots) - Werner Müller könnte künftiger Chef der RAG-Stiftung werden. Das hat Norbert Römer, Fraktionschef der SPD im Düsseldorfer Landtag, im Gespräch mit der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagausgabe) vorgeschlagen. "Ich glaube schon, dass Werner Müller als ehemaliger Bundeswirtschaftsminister und Ex-RAG-Chef die notwendige Qualifikation mitbringt", sagte Römer. Müller wäre eine Top-Besetzung bei der Gründung der Stiftung gewesen und sei immer noch eine Top-Besetzung. Zu Spekulationen, ob der ehemalige mehr...

  • Rheinische Post: Städte- und Gemeindebund begrüßt Berliner Vorstoß zu Bier-Verbot für Jugendliche Düsseldorf (ots) - Der Chef des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, hat den Vorstoß aus Berlin begrüßt, den Verkauf von Alkohol an Jugendliche zu verbieten. "Grundsätzlich ist übermäßiger Alkoholkonsum Jugendlicher ein Problem, das zu Gewalt und Sachbeschädigung führt. Ein Verkaufsverbot von Alkohol an Minderjährige kann sinnvoll sein", sagte Landsberg der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagausgabe) "Es müsste aber auch richtig kontrolliert werden", betonte Landsberg. "Noch sinnvoller wäre aber ein generelles mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht