Mittelbayerische Zeitung: Digitale Dummheit// Zum Vorschlag Siegfried Kauders, Raubkopierer im Internet mit Zugangssperren zu bestrafen, wenn sie wiederholt gegen Urheberrechte verstoßen.
Geschrieben am 27-09-2011 |   
 
 Regensburg (ots) - Man könnte es sich einfach machen und den  
Vorstoß von Siegfried Kauder als humoristische Einlage betrachten,  
ersatzweise als Auftritt am Populismus-Hau-den-Lukas. Man könnte nach 
einem Blick in die Koalitionsvereinbarung ganz schnell sicher sein,  
dass der angedrohte Gesetzesvorstoß ohnehin im Nichts enden muss -  
darin ist nämlich explizit festgehalten, dass Merkels Regierung  
"keine Initiativen für gesetzliche Internetsperren bei  
Urheberrechtsverletzungen ergreifen" wird. Leider würde man es sich  
damit aber zu einfach machen. Siegfried Kauders Idee ist nicht nur  
die wortgewordene Illustration der Unfähigkeit, mit der sich die  
Koalition nahezu allen Problemfeldern im digitalen Bereich - der  
Umgang mit dem Urheberrecht gehört dazu - widmet. Die Tatsache, dass  
Kauder ganz offenbar nicht den Hauch einer Vorstellung hat, wie sich  
eine solche Sperre überhaupt realisieren lassen soll, ist da nur ein  
Aspekt. Ob er den Delinquenten nicht nur die DSL-Leitung kappen,  
sondern auch gleich das Mobiltelefon wegnehmen will, verrät der  
Unionspolitiker leider nicht. Ebensowenig, ob er, immerhin  
Vorsitzender des Rechtsausschusses im Bundestag, wenigstens kurz  
darüber nachgedacht hat, was es für einen Rechtsstaat bedeutet, wenn  
Privatunternehmen staatlich beauftragt werden, in Bürgerrechte  
einzugreifen. Siegfried Kauders Vorstoß ist obendrein ein Beweis  
dafür, wie unbeschwert die Koalition bei der Vermischung von  
Klientelbefriedigung und Politikeramt vorgeht. Kauder ist nicht nur  
Bundestagsabgeordneter, er ist ebenso Präsident der Bundesvereinigung 
Deutscher Musikverbände und somit, was man gemeinhin einen Lobbyisten 
nennt. Unter dem Strich erfüllt das Ganze den bedauerlicherweise  
nicht justiziablen Tatbestand einer digitalen Dummheit. Statt sich  
wirklich mit dem Problem und dessen Lösung zu befassen, wird lieber  
die Worthülsenfabrik angeworfen. Statt auch zu erwähnen, dass sich  
das Verhältnis von legalen zu illegalen Downloads in der jüngsten  
Vergangenheit wesentlich verbessert hat, wird die Verbrechenskeule  
geschwungen. Zum übersichtlichen Kreis derer, die sich über die ganze 
Nummer freuen können, gehört die extrem gehypte Piratenpartei. Dort  
hat man erkannt, dass die digitale Gesellschaft ganz reale  
Wählerstimmen einbringen kann. Obendrein werden die Piraten so  
schnell wohl nicht in die Verlegenheit kommen, die eigenen teils  
recht kruden Thesen mit den alteingesessenen Parteien auf Augenhöhe  
diskutieren zu müssen. Der Fall Kauder hat das erneut bewiesen. 
 
 
 
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Mittelbayerische Zeitung 
Redaktion  
Telefon: +49 941 / 207 6023 
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