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Börsen-Zeitung: Im Griechgang, Kommentar zur Staatssschuldenkrise von Detlef Fechtner

Geschrieben am 21-09-2011

Frankfurt (ots) - In Europa gibt es bereits einen Favoriten für
die Floskel des Jahres 2011: "Griechenland sagt weitere Maßnahmen
zu." In schöner Regelmäßigkeit ist der Satz zu hören, obwohl er im
Grunde jeden nachrichtlichen Kern verloren hat und doch eine Menge
aussagt über den Verlauf der Aktion Euro-Rettung.

Wohl kaum jemand hat sich vorgestellt, dass die routinemäßige
Überprüfung der Fortschritte in Griechenland rasch zu einem
masochistischen Ritual werden würde. Genau das aber ist geschehen.
Wenn die Troika in Athen anrückt, sind ihre ersten Eindrücke
ernüchternd bis erschreckend. Dann folgen Drohungen, Mahnungen,
Erpressungen. Und nach allerlei Nachverhandlungen, Sondersitzungen
und Telefonkonferenzen heißt es: "Griechenland sagt weitere Maßnahmen
zu."

Gewiss, Sparbeschlüsse und Reformen fallen schwer und kosten Zeit.
Aber die Troika-Besuche in Irland und Portugal zeigen: Es ist kein
Naturgesetz, dass sich ein Land trotzdem nur auf unermüdlichen
Antrieb hin und dann auch nur ganz langsam bewegt. Athen befindet
sich im Kriechgang - und seine Partner verlieren die Geduld.

Zwar gilt es als recht wahrscheinlich, dass die strittige
Hilfstranche von 8 Mrd. Euro freigegeben wird. Aber die Stimmung ist
mittlerweile so eingetrübt, dass sich die Griechen bei der nächsten
Prüfung nicht mehr leisten können, die Geduld ihrer Partner so auf
die Probe zu stellen wie dieses Mal. Ohnehin kaufen die Helfer mit
den Tranchen vor allem Zeit für Irland, Portugal und Italien, und
erst in zweiter Linie für Hellas. Iren und Portugiesen ist es
immerhin zuletzt gelungen, sich wieder etwas aus dem Blickfeld der
Märkte herauszubewegen.

Leider hat sich die Risikolage insgesamt dadurch nicht verbessert.
Denn alle Achtungserfolge von Iren und Portugiesen werden durch den
Leichtsinn und die Unglaubwürdigkeit der italienischen Regierung
konterkariert, die das Land näher an den Abgrund geführt hat. Schon
werden unter Ökonomen und Politikern der Eurozone Rufe nach einer
Technokraten-Regierung in Rom laut, die wieder den Glauben vermitteln
kann, dass dem Land die Befreiung aus der Krise gelingt. Denn während
Griechenland sich womöglich noch eine Weile von einer Troika-Prüfung
zur nächsten hangeln könnte, ist Italiens Volkswirtschaft zu
schwergewichtig, als dass sich das Land immer erst dann bewegt, wenn
nichts mehr anderes geht. Für Euroland wäre es daher fatal, wenn
Italien dem griechischen Kriechgang folgt und sich auf die Strategie
der weiteren Maßnahmen verlässt.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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