BERLINER MORGENPOST: Hunger ist eine Schande für uns alle - Leitartikel
Geschrieben am 27-07-2011 |   
 
 Berlin (ots) - An Schuldzuweisungen für die verheerende  
Hungerkatastrophe in Somalia, Kenia und Äthiopien mangelt es nicht:  
der "Raubtierkapitalismus" und der "Terror der Profitmaximierung" im  
Allgemeinen, wie der Schweizer Soziologe Jean Ziegler erklärt, die  
Banken, die Investoren und die westlichen Regierungen im Besonderen,  
wie es allerorten heißt. Eine Autorin fragt rhetorisch, was denn  
wichtiger sei, die Rettung von Banken in der Eurokrise oder von  
Menschenleben in Afrika? Auf diesem polemischen Niveau sollte man  
sich nicht lange aufhalten. Worum geht es? Afrika erlebt eine extreme 
Dürre, die mindestens elf Millionen Menschen bedroht und bereits  
Tausende Menschenleben gefordert hat. Und man fragt sich im 21.  
Jahrhundert, warum es überhaupt noch diese Hungerkatastrophen gibt.  
Ist Afrika nicht zu retten? Die aktuelle Diskussion offenbart eine  
Ratlosigkeit, die nicht mehr in die Zeit passt. In den 80er- und  
90er-Jahren dominierte in den Industrienationen das Bild eines  
verarmten, regungslosen, leidenden Kontinents, der von  
Dürrekatastrophen und Despoten heimgesucht war und auf großzügige  
Hilfe aus dem Norden wartete. In der Öffentlichkeit wurde Äthiopien  
sogleich mit Live-Aid assoziiert. Der medialen Aufmerksamkeit dank  
diverser Benefizkonzerte folgte zumeist Desinteresse. Seither ist  
nicht nur die Debatte über die Ursachen für Hunger und Armut in  
Afrika wesentlich differenzierter und kritischer geworden, auch die  
Instrumente zu deren Vermeidung wurden weiterentwickelt. So gibt es  
seit etwa 20 Jahren ein Frühwarnsystem für das Horn von Afrika, das  
bereits im Herbst vergangenen Jahres und erneut zu Anfang dieses  
Jahres Alarm schlug, weil Regen ausgeblieben war und eine tödliche  
Trockenheit wahrscheinlich wurde. Doch das Problem ist komplex. Die  
Lebensmittelpreise sind extrem gestiegen, Hilfsorganisationen fehlt  
das Geld und zu allem Unglück verweigert die radikalislamische  
Al-Schabab-Miliz, die große Teile Somalias kontrolliert, die  
Weiterleitung der Hilfe.  All diese Aspekte sind nicht neu. Das große 
Sterben in Kenia und Somalia kam mit Ankündigung. Aber während  
Naturkatastrophe wie der Tsunami in Asien oder das Erdbeben in Haiti  
schnell eine hohe Aufmerksamkeit erzielen, tun sich Politik,  
Öffentlichkeit und auch die Medien mit schleichenden Tragödien wie  
jetzt in Afrika schwer. Alle müssen genauer, kontinuierlicher  
hinsehen und die Kurzatmigkeit in Bezug auf den Kontinent überwinden. 
Richtig ist: Afrika hat sich in den letzten Jahrzehnten gut  
entwickelt. Viele Länder boomen. Und trotzdem muss in dieser akuten  
Hungerregion jetzt schnell geholfen werden. Dazu gehört aber eben  
auch, durch politischen Druck die Regierungen davon zu überzeugen,  
dass nur eine robuste und nachhaltige Landwirtschaft ein Bollwerk  
gegen Hunger sein kann. Denn die Probleme sind nicht mehr nur den  
alten Kolonialmächten in die Schuhe zu schieben, sondern oft  
hausgemacht. Der eingangs erwähnte Ziegler hat in einem Recht: Jedes  
Kind, das im 21. Jahrhundert wegen Hungers stirbt, muss man als  
ermordet bezeichnen, seines Lebens und seiner Möglichkeiten beraubt. 
 
 
 
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