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Diese Technologie ist nicht beherrschbar - Zu den dramatischen Folgen der Naturkatastrophe in Japan erklärt die Deutsche Umwelthilfe (DUH):

Geschrieben am 12-03-2011

Berlin (ots) - Nach dem japanischen Alptraum eines verheerenden
Erdbebens und des dadurch ausgelösten Tsunami droht nun die
ultimative Eskalation.

Fünf Reaktorblöcke an den benachbarten Atomkraftwerksstandorten
Fukushima I und II sind an diesem Samstagvormittag (MEZ) außer
Kontrolle. Die japanische Atomaufsichtsbehörde befürchtet, dass in
einem ersten Block die Kernschmelze begonnen hat. Dass sie es nicht
sicher weiß, zeigt die ganze Dramatik der Situation. Nach einer
Explosion sind Teile der Gebäudehülle eines der Reaktoren von
Fukushima I zerstört. Unsere Gedanken sind bei den Opfern der
Naturkatastrophe, ihren Angehörigen, den Hunderttausenden, die
obdachlos geworden sind und den Zehntausenden, die in der Umgebung
der Atomkraftwerke aus ihren Häusern fliehen mussten und in diesen
Stunden nicht wissen, wann und ob sie jemals in sie zurückkehren
können.

Nach Russland/UdSSR (Majak,1957), den USA (Harrisburg, 1979), der
Ukraine/UdSSR (Tschernobyl, 1986) ist nun Japan das nächste Land, in
dem sich die nukleare Katastrophe realisiert, die nie passieren darf.
Es ist für die Deutsche Umwelthilfe besonders schmerzlich, in diesem
Fall mit ihren Mahnungen Recht behalten zu haben. Wir hätten gern
darauf verzichtet. Dass erstmals eine Naturkatastrophe der Auslöser
ist, bedeutet nicht, dass es nicht jederzeit und überall passieren
kann, wo Staaten auf diese letztlich nicht beherrschbare Technik
setzen. Versagende Technik (Forsmark, Schweden, 2006),

Terroranschläge (AKW Indian Point, USA, 2001), oder einfach das
schleichende Gift der Routine (AKW Paks, Ungarn, 2003 oder
Wiederaufarbeitungsanlage Tokaimura, Japan, 1999) können ebenso
leicht zum Auslöser des Super-GAU werden. In den genannten Fällen hat
jeweils ein gnädiges Schicksal dafür gesorgt, dass es glimpflicher
verlief als in Tschernobyl.

Die japanischen Atomkraftwerke waren auf die in Japan erwartbaren
Erdbeben ausgelegt. Die deutschen sind es auf die in Deutschland
erwartbaren. Es hat offenbar nicht geholfen. Der Terroranschlag auf
das US-AKW Indian Point, 40 Meilen südlich von Manhattan, fand am 11.
September 2001 nicht statt, weil die Terroristen fälschlich annahmen,
dass das Kraftwerk militärisch gesichert sei und sie es mit ihren zu
Lenkwaffen umfunktionierten Flugzeugen nicht würden erreichen können.
Niemand weiß, wann, wie und warum es zum nächsten Mal passiert. Aber
spätestens mit dem gestrigen Tag entlarvt sich die hierzulande von
der Atomwirtschaft und ihren Helfershelfern in der Politik
gebetsmühlenartig wiederholte Behauptung, deutsche Atomkraftwerke
seien sicher und ein schwerer Unfall ausgeschlossen als das, was es
immer schon war: Pure Ideologie. Diese Technologie ist nicht
beherrschbar. Wer nach Fukushima nicht zur Besinnung kommt und weiter
auf die Laufzeitverlängerung von Reaktoren setzt, die so alt sind wie
die in Japan betroffenen, verabschiedet sich endgültig aus jeder
seriösen Debatte über eine zukunftsfähige, verantwortbare und
risikoarme Energieversorgung.

Die Deutsche Umwelthilfe fordert die Bundesregierung aus Union und
FDP auf, unverzüglich den Beschluss über die Laufzeitverlängerung
deutscher Atomkraftwerke rückgängig zu machen und die sieben ältesten
Reaktorblöcke unverzüglich stillzulegen. Die Regierung Mappus in
Stuttgart muss sofort die Abschaltung des Atomkraftwerks
Neckarwestheim I verfügen, des ersten Reaktors in Deutschland, der
auf Grundlage des Laufzeitverlängerungs-Gesetzes betrieben wird.

Die Deutsche Umwelthilfe ruft alle Menschen in Deutschland und
insbesondere in Baden-Württemberg auf, sich an der seit Monaten für
den heutigen Samstag vorbereiteten Menschenkette von Stuttgart zum
AKW Neckarwestheim zu beteiligen. Wählen sie bei den bevorstehenden
Landtagswahlen keine Kandidaten oder Kandidatinnen, die aus den
Erfahrungen dieser Tage keine Konsequenzen ziehen und weiter an der
Atomkraft festhalten.

Die unfassbare Aktualität der heutigen Massenaktion in
Baden-Württemberg haben wir uns nicht gewünscht.



Pressekontakt:
Für Rückfragen:
Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer, baake@duh.de; 0151-55016943
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, resch@duh.de; 0171-3649170
Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik & Presse, rosenkranz@duh.de,
01715660577


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