(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg) zu den Wirtschaftsbeziehungen zwischen Prag und Tschechien

Geschrieben am 04-03-2011

Regensburg (ots) - Mit mehr Schwung

Sechs Stunden - drei Viertel eines normalen Arbeitstages vergehen
heute, bis man in Prag angekommen ist, wenn man in München in den Zug
steigt. Dazwischen liegen unglaubliche vier Lokomotivwechsel. Oft
dauert es noch wesentlich länger - Verspätungen sind durchaus an der
Tagesordnung. Für eine 442 Kilometer lange Strecke ist das in der
heutigen Zeit eine halbe Ewigkeit. Und eine Zumutung angesichts der
Tatsache, dass der Fall des Eisernen Vorhangs nun über 20 Jahre
zurückliegt. Es mutet beschämend an, dass es vor allem auf deutscher
Seite lediglich im Schneckentempo mit dem Zusammenschluss der
Verkehrswege zu Tschechien vorangeht. Und es ist vor allem
unprofessionell, das wirtschaftliche Potenzial, das in diesem Raum
liegt, derart auszubremsen. Erstaunlich genug, dass sich allen
Engpässen zum Trotz die Wirtschaftsbeziehungen doch sehr flott
entwickelt haben. Tschechien ist heute der sechstwichtigste
Handelspartner Bayerns und die Nummer eins für den Freistaat unter
den mittel- und osteuroäischen Staaten. Insbesondere die grenznahen
Regionen wie der Landkreis Cham haben von der Öffnung und dem
Aufschwung Tschechiens in Summe enorm profitiert, mehr als jede
Regionalförderung je hätte bewirken können. Deshalb ist es ermutigend
und mehr als dringend, dass nun auf bayerisch-tschechicher Ebene
versucht wird, endlich Schwung in die Verbesserung der
Schienenverbindung München-Regensburg-Prag und darüber hinaus nach
Warschau zu bringen. Am Ende steht die Idee, sie zu einem Bestandteil
einer riesigen Transversale von Lyon bis Riga zu machen. Mit dem
gleichzeitigen Ausbau von Nord-Süd-Verbindungen würden sowohl
Ostbayern wie auch Tschechien exzellente Netze zu den Seehäfen an
Nord- und Ostsee sowie ans Mittelmeer gewinnen. Solch große Lösungen
sind unverzichtbarer Bestandteil von Entwicklungsprojekten auf
regionaler Ebene. Und sie sind notwendig, damit der Güterverkehr
nicht vollends die mit Lkw-Kolonnen heute schon über das erträgliche
Maß hinaus belasteten Straßen verstopft. Doch auch wenn unsere
Nachbarn beim Ausbau des Verkehrsnetzes wesentlich zügiger vorgehen
als Deutschland - ein Vorbild für Wirtschaftspolitik sind sie nicht
uneingeschränkt. Wie etwa Ausschreibungen und Vergaben gehandhabt
werden, treibt so manchem Unternehmer die Zornesröte ins Gesicht.
Nicht umsonst liegt Tschechien im CPI-Index von Transparency
International, der das Maß der Korruption bewertet, auf einem nur
mittelmäßigen 52. Platz unter 180 Staaten. Das reicht zwar, um vor
den langjährigen EU-Mitgliedern Italien und Griechenland zu landen.
Aber das sind wirklich keine Länder, an denen man sich in diesem
Punkt orientieren sollte. Es gibt weitere Kritikpunkte, die
Investoren nicht unbedingt anziehend finden. Dennoch bietet dieser
Nachbar gerade für Ostbayern weiterhin gute Chancen. Und über alle
mit Zahlen und Daten belegbaren Potenziale hinaus schadet es auch
nicht, eine noch bessere innere Einstellung zu finden. Zum Glück sind
jene Zeiten längst überwunden, als Ladenbesitzer in Bayern lieber
einen Aufpasser zur Abwehr von Dieben vor die Tür stellten als
zusätzliche Schilder in tschechischer Sprache im Geschäft
anzubringen. Eine noch intensivere Willkommenskultur wäre allerdings
wünschenswert - und würde beiden Seiten nutzen. Wenn man dann noch in
dreieinhalb statt sechs Stunden von Prag nach München mit der Bahn
reisen könnte, wäre das wunderbar.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

319292

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Brandenburg vertieft Tourismus-Kooperation mit Berlin Cottbus (ots) - Der Trend bei der Entwicklung des Tourismus in der Region unterscheidet sich nicht wesentlich von dem in anderen Wirtschaftszweigen. Der "Berlin-Hyph", die Rückkehr der deutschen Hauptstadt in den Kreis der großen europäischen Metropolen ist im Gegenteil gerade beim Fremdenverkehr noch beeindruckender als auf anderen Sektoren. Berlin kann sich da inzwischen mit Paris und London messen lassen, und es spricht alles dafür, dass diese Entwicklung weiter anhält. Daraus zieht die rot-rote Landesregierung in Potsdam zunehmend mehr...

  • Freie Presse (Chemnitz): Deutsches Zentralabitur rückt in weite Ferne Chemnitz (ots) - Sachsens Kultusminister erklärt Vorhaben als derzeit nicht realisierbar Dresden/Ghemnitz - Nachdem ein einheitliches deutsches Zentralabitur in jüngster Zeit bald erreichbar erschien, hat es jetzt Sachsen wieder in weite Ferne gerückt. Auf eine parlamentarische Anfrage der SPD-Landtagsfraktion hin räumte jetzt Kultusminister Roland Wöller (CDU) ein, dass dies "nur ein strategisches Fernziel" sei. Darüber berichtet die in Chemnitz erscheinende "Freie Presse" in ihrer Samstagausgabe. Als Gründe führte Wöller große mehr...

  • FZ: "Gründlich statt hopplahopp" / Kommentar der "Fuldaer Zeitung" (Samstagausgabe 5. März 2011) zu Bundeswehrreform/De Maiziere Fulda (ots) - Er hinterlasse ein "gut bestelltes Haus", tönte Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg bei seinem Abschied und meinte damit das Verteidigungsministerium und die von dort aus angeschobene Bundeswehrreform. Nun ja, sein Nachfolger im Amt, Thomas de Maizière, sieht das offenbar nicht ganz so: Nur einen Tag nach seiner Ernennung drückt er erst einmal auf die Reform-Bremse, bedingt sich eine längere Prüfzeit aus und komplimentiert den schillernden Staatssekretär Walther Otremba vor die Tür, der mit seinem finanzpolitischen mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zur Islam-Debatte Halle (ots) - Parteipolitisch kann man Friedrichs Äußerungen nachvollziehen. Die CSU versteht sich bei aller Modernisierung immer noch als jene Partei, die Multi-Kulti entschlossen entgegentritt. Freilich hat Friedrich jetzt ein Staatsamt. Das bringt die Verpflichtung mit sich, ein gedeihliches Miteinander von christlich-atheistischer Mehrheit und muslimischer Minderheit zu organisieren. Ohnehin fragt sich, ob eine abstrakte Debatte darüber, ob der Islam zu Deutschland gehört, wirklich weiterführt. In Wahrheit lautet die Frage: Willst mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Benzin-Gipfel Halle (ots) - Über zwei Monate nach der Markteinführung von E 10 bringt die Bundesregierung die Spitzen von Automobilwirtschaft, Minderölbranche, Verbraucherverbänden und Politik an einen Tisch. Warum erst jetzt? Und warum lädt Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) dazu ein und nicht der zuständige Umweltminister? Abgesprochen war dies nicht zwischen den Ministern, die wieder einmal gegeneinander statt miteinander arbeiten. Mit seinem Vorpreschen hat Brüderle jetzt die Initiative ergriffen. Er wittert die Gelegenheit, sich als mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht